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Arzneimittel und Therapie
Orlistat wegen Hepatotoxizität unter Beobachtung
Die FDA veröffentlicht in vierteljährlichem Abstand eine Liste von Medikamenten, die wegen ungeklärter Risikofragen unter besonderer Beobachtung stehen. Auf der aktuellen Liste steht aufgrund von Spontanmeldungen zu hepatotoxischen Erkrankungen auch das Antiadipositum Orlistat. Die Roche Pharma AG teilte auf Anfrage mit, dass zuletzt im Herbst 2008 alle verfügbaren Informationen zu dieser Fragestellung eingehend analysiert und bewertet worden sind. Basierend auf dieser Analyse sei man zu dem Schluss gekommen, dass dieser Punkt in der Fachinformation angemessen beschrieben wird und eine Anpassung nicht angezeigt ist. Dort findet sich in einer Tabelle mit Nebenwirkungen aus Spontanmeldungen unter Leber- und Gallenerkrankungen der Hinweis auf Cholelithiasis und Hepatitis, die schwerwiegend sein kann. Dieser Hinweis sei aufgenommen worden, obwohl ein kausaler Zusammenhang nicht etabliert werden konnte. Das BfArM konnte zu hepatobiliären Erkrankungen und Symptomen in den letzten vier Jahren insgesamt nur drei Fallberichte registrieren: je einer in den Jahren 2006, 2007 und 2009. Aus den Daten, wie sie derzeit vorliegen, kann das BfArM daher keine steigende Zahl von Nebenwirkungsmeldungen sehen. Ein möglicher Pathomechanismus für das Auftreten der Lebererkrankungen unter Orlistat, einer im Magen-Darm-Trakt kaum resorbierten Substanz, sei derzeit nicht bekannt.
Quelle
Potential Signals of Serious Risks/New Safety Information Identified from the Adverse Event Reporting System (AERS) between October - December 2008. www.fda.gov
du
Nachgefragt
Infektionsrisiko und Leberschädigung unter Orlistat
Das Problem der Hepatotoxizität wurde aufgrund von Spontanmeldungen in die Fachinformation von Orlistat aufgenommen. Aussagen zur Häufigkeit sind zurzeit nicht möglich. Dagegen findet man unter sehr häufigen unerwünschten Wirkungen (Häufigkeit über 1/10) im Wirkstoffdossier der ABDA-Datenbank und der Fachinformation unter anderem Influenza und Infektionen der oberen Atemwege. Prof. Dr. Thomas Herdegen und Dr. Ruwen Böhm vom Institut für Pharmakologie der Universität Kiel hat für die DAZ die Datenlage gesichtet.
Orlistat (Xenical®
, alli®) ist ein Hemmstoff der gastrischen und pankreatischen Lipase, die für die Spaltung und damit Aufnahme von Triglyceriden essenziell ist. Es wirkt primär im Darm, was die wenigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) erklärt, die überwiegend den Darm betreffen (Flatulenz, Fettstühle etc.). Allerdings wird eine geringe Menge Orlistat (ungefähr 1%) auch systemisch aufgenommen [3].
In den Fachinformationen zu Xenical®
wird u.a. vor häufigen Infektionen der Atemwege und Influenza gewarnt. In der Literatur wurden mindestens fünf Fälle von Leberversagen berichtet [3].
Eine randomisierte, doppel-blinde Multicenter-Studie über 36 Monate (n = 309) und eine 54-wöchige, randomisierte, doppel-blinde Multicenter-Studie (n = 539) beobachtete u. a. die in Tabelle 1 dargelegten Häufigkeiten:
Ein statistischer Test auf Assoziation (Fisher’s exact test) zeigt keine Signifikanz (p = 0,196 für [2]). Es gibt ferner auch keine Publikationen, die eine mechanistische Erklärung einer Assoziation von Orlistat mit Atemwegsinfektionen aufzeigen.
Die in der WHO-Datenbank zu hepatischen unerwünschten Ereignissen unter Orlistattherapie hinterlegten Daten lassen keine kausalen Zusammenhänge erkennen bzw. sind so selten (einzelne Fallberichte), dass keine weitere statistische Auswertung möglich ist.
Abschließend ist noch auf das hohe Arzneimittelinteraktionspotenzial, insbesondere eine Minderversorgung mit lipophilen Pharmaka und Vitaminen, hinzuweisen.
Literatur
[1] Clinical Trial Result Information no. M37017, 2003, www.roche-trials.com/patient/trialresults/stur10084.html
[2] Chanoine JP et al.: Effect of orlistat on weight and body composition in obese adolescents: a randomized controlled trial. JAMA. 2005; 293(23): 2873 – 83.
[3] Filippatos TD et al.: Orlistat-associated adverse effects and drug interactions: a critical review. Drug Saf. 2008; 31(1): 53 – 65.
Prof. Dr. Thomas Herdegen, Dr. Ruwen Böhm Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie, UK-SH Hospitalstr. 4, 24105 Kiel
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Zum Weiterlesen
Gewichtsreduktion:
"Harmloser" Gewichtsverlust: Alles easy mit alli?
DAZ 2009, Nr. 19, S. 44 – 48.
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