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Arzneimittel und Therapie
Neue Galenik für die Langzeittherapie
Bei vielen Schizophrenie-Patienten ist es ein langer Weg mit etlichen Therapiewechseln, bis endlich die für sie individuell adäquate Behandlungsform gefunden ist. Dennoch brechen dann noch über 70% der Patienten ihre medikamentöse Therapie innerhalb von 24 Monaten ab – und erleiden deshalb oft einen psychotischen Rückfall. Denn der Therapieabbruch ist der wichtigste Prädiktor für ein Rezidiv. Und jedes Rezidiv ist nicht nur für den Betroffenen und sein Umfeld extrem belastend, sondern verschlechtert auch massiv die langfristige Prognose des Patienten. Mit jedem Rückfall verlängert sich die Zeit bis zur Remission.
Die Gründe für die mangelhafte Compliance schizophrener Patienten sind vielfältig. Sie reichen von Nebenwirkungen über fehlende Krankheitseinsicht bis zur unzureichenden Einbeziehung der Angehörigen. Als entscheidender Einflussfaktor auf die Compliance gilt außerdem das Arzt-Patienten-Verhältnis.
Mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Compliance sind daher Psychoedukation, stärkere Berücksichtigung von Erfahrungen der Angehörigen sowie ein regelmäßiger Patient-Fachpersonal-Kontakt. Durch die Einführung der atypischen Neuroleptika, die sich ja gegenüber den älteren Antipsychotika durch ein wesentlich günstigeres Wirkungs-Nebenwirkungs-Profil auszeichnen, konnten Verträglichkeit und subjektive Befindlichkeit der Patienten verbessert werden, was auch die Compliance förderte. Allerdings vermochten die Atypika die Compliance insgesamt nur um etwa 5 bis 8% zu steigern.
Depot-Formulierung bringt Compliance unter Kontrolle
Vor diesem Hintergrund eröffnet die neue Depot-Formulierung von Olanzapin (ZypAdhera®) eine weitere Chance, die Therapietreue ("Adherence") schizophrener Patienten zu verbessern. Das Präparat, das nur alle zwei bis vier Wochen injiziert werden muss, hat eine vergleichbare Wirksamkeit und Verträglichkeit wie orales Olanzapin. Es wurde für Patienten entwickelt, die bereits gut auf orales Olanzapin eingestellt sind, gleichzeitig aber Probleme mit einer regelmäßigen Tabletteneinnahme haben. Vielleicht könnten Patienten zukünftig aber auch schon zu einem früheren Zeitpunkt, evtl. bereits bei der Ersterkrankung, von Depot-Olanzapin profitieren. Denn die Depotformulierung bietet einige praktische Vorteile:
- Der Arzt erkennt frühzeitig eine Noncompliance (wenn der Patient nicht zum Injektionstermin erscheint).
- Aufgrund der regelmäßig erforderlichen Kontakte kann die Arzt-Patient-Beziehung verbessert werden.
- Die Plasmaspiegel bleiben konstant.
- Es muss nicht täglich an die Tabletteneinnahme gedacht werden.
- Die Patienten werden dadurch nicht ständig an ihre Erkrankung erinnert.
- Intoxikationen und Suizide werden vermieden.
Typische FrühwarnzeichenEin wichtiges Ziel der Schizophrenie-Langzeittherapie ist es, Rezidive zu vermeiden. Typische Frühzeichen eines drohenden Rückfalls sind:
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Pamoatsalz von Vorteil
Da ZypAdhera® ein Depot-Antipsychotikum auf Salzbasis (Olanzapinpamoat-Monohydrat) ist, weist es eine vorteilhafte Pharmakokinetik auf: Es werden schnell die erforderlichen Wirkstoffspiegel erreicht, so dass das Depot-Olanzapin von der ersten Injektion an wirksam ist und keine orale Zusatzmedikation erforderlich ist. Die Plasmaspiegel bleiben über einen Zeitraum von vier Wochen nahezu gleich. Die Injektionsformulierung ermöglicht eine große Anwendungsflexibilität, mit individueller Dosierung (entweder 210 mg, 300 mg oder 405 mg Pulver plus Lösungsmittel) und einem wählbaren Injektionsintervall von zwei oder vier Wochen.
Wie Depot-Olanzapin wirktSeit Ende März 2009 steht ZypAdhera®, die Depotformulierung des atypischen Neuroleptikums Olanzapin, auf dem deutschen Markt zur Verfügung. ZypAdhera® ist zugelassen für die Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit Schizophrenie, die während einer akuten Behandlung hinreichend mit oralem Olanzapin stabilisiert wurden. Aus pulverisiertem Wirkstoff und Lösungsmittel wird eine Injektionssuspension hergestellt, die nur als tiefe intramuskuläre Injektion gluteal von medizinischem Fachpersonal appliziert werden darf. Nach der Injektion beginnt die langsame Auflösung des Olanzapin-Pamoatsalzes im Muskelgewebe und sorgt für eine kontinuierliche Wirkstoff-Freisetzung über mehr als vier Wochen. Die inaktive Pamoasäure wird vom Körper unverändert ausgeschieden. |
Postinjektions-Syndrom
Wie orales Olanzapin zeigt auch die Depotformulierung ein günstiges Nutzen-/Risikoprofil – abgesehen vom sogenannten Postinjektions-Syndrom, das statistisch bei einer von 1400 Injektionen auftritt. Hierbei gelangt wahrscheinlich durch versehentliche partielle intravaskuläre Injektion ein Teil des Olanzapin-Pamoatsalzes direkt in die Blutbahn und bewirkt dadurch eine Olanzapinüberdosierung, die bis zum Delirium führen kann. Deshalb müssen bestimmte Sicherheitsvorgaben eingehalten werden, wie z. B. eine dreistündige Nachbeobachtung des Patienten in der Praxis.
Quelle
Prof. Dr. Dieter Naber, Hamburg-Eppendorf; Prof. Dr. Hans-Peter Volz, Werneck; "Olanzapin-Depot – Herausforderungen und Chancen für Arzt und Patient", Berlin, 27. November 2009, veranstaltet von der Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg.
Fachinformation ZypAdhera, Stand Juli 2009.
Dipl.-Biol. Ulrike Weber-Fina
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