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Gesundheitspolitik
Trends im Gesundheitswesen
Laut dieser Studie, die die Zufriedenheit und Einstellung der Bürger zum Gesundheitssystem in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, UK, Kanada sowie den USA untersuchte, muss das Gesundheitswesen stärker auf Konsumentenbedürfnisse ausgerichtet werden. Jeweils mindestens eintausend Bürger wurden hierfür zu ihrem Konsumverhalten sowie zum nationalen Gesundheitssystem befragt.
Obwohl in Deutschland 62% zufrieden sind, erwarten sie dennoch deutliche Verbesserungen in der Versorgung sowie Kostensenkungen im System.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zusammengefasst:
- Nur 17% der Deutschen geben dem Gesundheitssystem die Note "sehr gut" oder "gut".
- Nur 22% der Befragten haben laut eigenen Aussagen ein gutes Verständnis des Gesundheitssystems.
- Über die Hälfte der Befragten (ca. 57%) hat eine oder mehrere chronische Krankheiten. Verbesserungsbedarf aus Sicht der Befragten besteht vor allem bei dem Zugang sowie Wartezeiten für Behandlungen. 51% wünschen überdies eine Optimierung der Behandlungs- und Servicequalität deutscher Praxen und Krankenhäuser.
- 40% der Deutschen haben Interesse an internetbasierten Systemen wie der elektronischen Patientenakte, telemedizinischen Anwendungen oder Lösungen zur Verwaltung von Arztterminen und Medikamentenbestellungen.
- 51% fordern sinkende Kosten für medizinische Grundversorgung und Medikamente, sie beurteilen die staatliche Finanzierung des Gesundheitssystems kritisch und setzen zunehmend auf private Vorsorge.
Insbesondere nach der Wirtschaftskrise schätzen deutsche Bürger die staatliche Finanzierung des Gesundheitssystems mittel- bis langfristig als unzureichend ein – ihre privaten Ausgaben steigen. Das Internet wird zunehmend für Informationsbeschaffung und Kostenvergleiche genutzt; die Mehrheit der Befragten wünscht sich überdies eine systemgestützte Hilfe bei Auswahl und Interaktion mit Leistungserbringern. Die internetbasierte Verwaltung elektronischer Patientenakten sehen die Deutschen jedoch aufgrund des Datenschutzes kritisch. Im internationalen Vergleich belegt Deutschland die hinteren Ränge, wenn es um persönlichen Gesundheitszustand, Systemzufriedenheit und Offenheit für neue Services geht.
"Das deutsche Gesundheitswesen darf Bürger nicht länger als Patienten sehen, sondern muss sie vielmehr als Kunden wahrnehmen", sagt Prof. Dr. Peter Borges, Partner im Bereich Gesundheitswesen bei Deloitte. "Die Bevölkerung erwartet mehr Dienstleistung bei sinkenden Kosten – doch dazu müssen die Deutschen mehr auf ihren Lebensstil achten, Behandlungspläne einhalten und aktiver an Prävention sowie Behandlungsvor- und -nachsorge beteiligt werden."
Gesundheit und Vorsorge der Deutschen
Laut Selbsteinschätzung der Befragten in Deutschland ist ihr Gesundheitszustand mehrheitlich gut (39%) bis ausreichend (31%), die Altersgruppe 45 bis 64 hingegen beurteilte die persönliche Gesundheit als überwiegend ausreichend oder sogar schlecht (48%). Über die Hälfte hat eine oder mehrere chronische Krankheiten – im internationalen Vergleich ist dies die höchste Prävalenz. Dennoch besuchte 2009 lediglich knapp ein Viertel der Betroffenen ein Behandlungsprogramm für chronisch Kranke – eine geringe Zahl im Vergleich etwa zu Kanada, wo immerhin ein Drittel der Befragten diese Programme absolvierte. Die Mehrheit der Deutschen fordert finanzielle Anreize oder Prämienabschläge beim Besuch strukturierter Behandlungsprogramme – dies würde die Teilnahmebereitschaft um rund 84% erhöhen.
Mäßige Zufriedenheit mit Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitssystem wird lediglich von 17% der Befragten mit "sehr gut" oder "gut" beurteilt. Besonders mit der Infrastruktur und Informationstechnologie medizinischer Einrichtungen sind die Deutschen zufrieden. Verbesserungsbedarf besteht laut Studie vor allem bei Zugang und Wartezeiten für Behandlungen. 51% unterstützen überdies eine Optimierung der Behandlungs- und Servicequalität deutscher Praxen und Krankenhäuser. Ferner steigen die privaten Ausgaben für die Gesundheitsversorgung: 44% der Teilnehmer gaben an, 2009 mehr für medizinische Produkte und Dienstleistungen gezahlt zu haben, als in vergangenen Jahren. Die Mehrheit beurteilt die staatliche Finanzierung des Gesundheitssystems kritisch und setzt zunehmend auf private Vorsorge – 51% fordern deshalb sinkende Kosten für medizinische Grundversorgung und Medikamente. Die Umfrageteilnehmer äußern sich außerdem kritisch zum Umbau des deutschen Gesundheitssystems bei damit verbundenen Kosten. Obwohl ihnen die Grenzen der finanziellen Systembelastbarkeit bewusst sind, sprechen sich nur 30% für eine zusätzliche Leistungserbringung in privater Trägerschaft aus.
Trends im deutschen Gesundheitswesen
Das Internet bietet neue Möglichkeiten zur Gestaltung der medizinischen Versorgung: 40% der Deutschen haben Interesse an internetbasierten Systemen wie der elektronischen Patientenakte oder Lösungen zur Verwaltung von Arztterminen und Medikamentenbestellungen. Über die Hälfte zeigt zudem Nutzungsbereitschaft für telemedizinische Lösungen zur Kommunikation mit ihrem Arzt. Ebenfalls wichtiger werden Online-Hilfsmittel, um Preise und Qualität von medizinischen Produkten und Dienstleistungen zu vergleichen oder zu bewerten sowie für gesundheitsbezogene Informationen. Bisher nutzen deutsche Konsumenten solche Dienste noch wenig, denn 52% haben Bedenken bezüglich des Datenschutzes. Eine allgemeine Verfügbarkeit der elektronischen Gesundheitskarte als Träger dieser Mehrwertdienste würde die Unsicherheit bei rund 20% der Befragten reduzieren. Weiterhin lässt sich ein Trend zu alternativen Behandlungsmethoden wie Akupunktur oder Homöopathie feststellen – jeder fünfte Befragte in Deutschland nutzt alternative Medizin zusätzlich zur traditionellen schulmedizinischen Behandlung oder ersetzt diese sogar ganz.
"Die Deutschen haben im internationalen Studienvergleich eine kritische Einstellung zur Qualität ihres Gesundheitssystems. Obwohl sie sich hochwertige und innovative medizinische Dienstleistungen bei sinkenden Kosten wünschen, sehen sie sowohl die finanzielle Nachhaltigkeit des Systems als auch strukturelle Veränderungen im Gesundheitswesen ambivalent", resümiert Olaf Radunz, Manager im Bereich Gesundheit bei Deloitte. "Politik, Leistungserbringer und Kostenträger sollten diesen Umstand als Chance für innovative und gleichzeitig vertrauensbildende Initiativen zur Entwicklung des Gesundheitssektors nutzen."
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