Prisma

Das Gehirn hört mit

Mittelohrentzündungen bei Kindern klingen normalerweise rasch und komplikationslos wieder ab. Manchmal bleibt dabei jedoch eine Hörschwäche zurück. Das kann an dem fehlerhaften Aufbau grundlegender Hörmuster im Gehirn liegen, glauben amerikanische Wissenschaftler.

Der Zusammenhang zwischen Sehfähigkeit und eingeschränkter Anpassung des Gehirns ist der Wissenschaft bereits bekannt: Fehlt bei der kindlichen Entwicklung zu bestimmten Zeitpunkten die Übertragung visueller Signale zum Gehirn, kann das zu einer Art Schwachsinnigkeit mit anschließender Erblindung führen. Ähnlich verhält es sich beim Aufbau von Hörmustern im Kopf, schreiben Wissenschaftler nun in der Fachzeitschrift "Neuron". Erkrankungen wie Mittelohrentzündungen bei Kindern legen die Hörfähigkeit lahm und verhindern eine ausreichende Stimulation des Hörzentrums im Gehirn. Wichtige Strukturen für den Hörvorgang werden unter Umständen nicht korrekt ausgebildet.

Ein Experiment mit Ratten machte diesen Zusammenhang deutlich. Nagern verschiedenen Alters wurde jeweils ein Ohr verschlossen, so dass die Tiere einseitig taub waren. Anschließend ließen die Forscher über einen längeren Zeitraum akustische Signale erklingen und untersuchten dann ausgewählte Strukturen im Gehirn der Ratten. Es zeigte sich, dass die Hirnareale, die mit dem tauben Ohr verbunden waren, fehlerhafte auditive Muster aufwiesen. Am auffälligsten war diese beeinträchtigte Entwicklung bei den jungen Tieren. Die Forscher vermuten, dass jedoch gerade in diesem Alter die Formbarkeit des Hörzentrums noch relativ groß ist, was eine Anpassung an das beeinträchtigte Hören möglich macht. war


Quelle: Polley, D. et al.: Neuron, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1016/j.neuron.2010.02.019

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