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Arzneimittel und Therapie
Paricalcitol senkt Albuminurie
Trotz einer Behandlung mit ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern weisen Diabetiker ein erhöhtes kardiovaskuläres und renales Risiko auf. Das renale Risiko ist mit einer erhöhten Eiweißausscheidung assoziiert. Als logischer Therapieansatz ergibt sich daher eine Senkung der Albuminwerte. Doch wie? Aus einer Multivarianzanalyse geht hervor, dass bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung und geringen Calcitriol-Werten das Diabetesrisiko besonders erhöht ist. Es liegt nun nahe, durch eine Anhebung des Calcitriol-Spiegels eine Absenkung der Albuminurie zu erreichen. Dieses Vorgehen wurde in einer randomisierten Studie mit Typ-2-Diabetikern, der VITAL-Studie, untersucht. Zur Erhöhung des Calcitriol-Spiegels wurde das Vitamin-D-Analogon Paricalcitol eingesetzt, das den Vitamin-D-Rezeptor aktiviert.
Dreiarmige Studie
Für die multizentrische, doppelblinde und placebokontrollierte Studie wurden 281 Patienten mit Diabetes mellitus und Nephropathie ausgewählt, bei denen zusätzlich eine Albuminurie vorlag. Die Probanden waren stabil eingestellt und erhielten zusätzlich zu ihrer Dauertherapie mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptor-Blockern
während 24 Wochen täglich ein Placebo (93 Patienten),
während 24 Wochen täglich 1 µg Paricalcitol (93 Patienten) oder
- während 24 Wochen täglich 2 µg Paricalcitol (95 Patienten).
Der primäre Studienendpunkt war die Veränderung des mittleren Albumin-/Kreatinin-Quotienten im Urin als Maß für die Albuminurie. Die Ergebnisse wurden mithilfe einer Intention-to-treat-Analyse ermittelt.
ParicalcitolParicalcitol ist ein Analogon von Calcitriol und aktiviert den Vitamin-D-Rezeptor. Es senkt wie Vitamin D den Parathormon-Spiegel ohne jedoch die Calcium- und Phosphatspiegel wesentlich zu beeinflussen. Das synthetische Vitamin-D-Analogon Paricalcitol (Zemplar®) ist zugelassen zur Prävention und Therapie eines sekundären Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse) bei Patienten mit Niereninsuffizienz und bei chronischer Hämodialyse. |
Abnahme der Albuminurie
In der Placebo-Gruppe wurde eine Reduktion des Albumin/Kreatinin-Quotienten von 3% vermerkt. Betrachtet man beide Verum-Gruppen zusammen, so wurde eine Abnahme des Albumin-/Kreatinin-Quotienten um 16% ermittelt, die aber statistisch nicht signifikant war. Bei einer separaten Analyse der Verum-Gruppen zeigte sich unter der Therapie mit 2 µg Paricalcitol eine statistisch signifikante Abnahme um 20% (p = 0,053); unter der Therapie mit 1 µg Paricalcitol eine statistisch nicht signifikante Abnahme um 14% (p = 0,23). Die Albuminausscheidung im Urin während 24 Stunden fiel unter der Gabe von 2 µg Paricalcitol um 28%, unter der Therapie mit 1 µg Paricalcitol um 2% (Vergleich zur Placebo-Gabe p = 0,009, bzw. p = 0,86). Nach Absetzen der Gabe von Paricalcitol stiegen die Albuminwerte wieder an.
Die Zahl der Patienten, die die Therapie abbrachen, war in der 2-µg-Paricalcitol-Gruppe mit acht Teilnehmern höher als in der 1-µg-Paricalcitol-Gruppe (drei Teilnehmer) oder in der Placebo-Gruppe (fünf Probanden). Die häufigsten Gründe für den Therapieabbruch waren eine zu starke Suppression der Nebenschilddrüse und das Auftreten einer Hypercalciämie.
Paricalcitol konnte in dieser Studie die Albuminurie abschwächen. Allerdings konnte nicht gezeigt werden, ob dadurch die Verschlechterung der Nierenfunktion verlangsamt wird. Diese Frage muss in weiteren Untersuchungen geklärt werden.
QuelleZeeuw, D., et al.: Selective vitamin D receptor activation with paricalcitol for reduction of albuminurie in patients with type 2 diabetes (VITAL study): a randomised controlled trial. Lancet 376; 1543 – 1551 (2010).Thomas M., et al.: Into the light? Diabetic nephropathy and vitamin D. Lancet 376, 1521 -1522 (2010).
Apothekerin Dr. Petra Jungmayr
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