Arzneimittel und Therapie

PDE-4-Hemmer drängt Exazerbationsstatus zurück

COPD-Patienten, die häufig akute Exazerbationen erleiden, profitieren in besonderem Maße von einer Behandlung mit dem Phosphodiesterase-4-(PDE 4)-Hemmer Roflumilast (Daxas®): Dieser senkt nicht nur die Exazerbationsrate, sondern kann aktuellen Daten zufolge auch bewirken, dass sogenannte "häufige Exazerbierer" zu "seltenen Exazerbierern" werden.

Die COPD ist nicht heilbar und verläuft fast immer chronisch progredient, ohne dass sich dies bislang medikamentös beeinflussen ließ. Das hat sich offenbar durch die Einführung des Prinzips der PDE-4-Hemmung geändert, wie neue Daten andeuten, die auf einer von Nycomed veranstalteten Pressekonferenz beim diesjährigen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam vorgestellt wurden. So zeigt eine Post-hoc-Analyse der gepoolten Ergebnisse von zwei Einjahresstudien, an denen mehr als 1500 COPD-Patienten teilgenommen haben, dass durch Roflumilast eine Stabilisierung und sogar eine Verbesserung des Exazerbationsstatus erwirkt wird. Entsprechend der aktuellen Datenanalyse verringert Roflumilast bei Patienten, die oft eine akute Exazerbation erleben, das Risiko, auch weiterhin ein sogenannter häufiger Exazerbierer zu bleiben, signifikant um 20%. Konkret waren nach einem Behandlungsjahr nur 32% der Patienten mit einer häufigen, akuten Verschlechterung des Krankheitsbildes unter Roflumilast weiterhin häufige Exazerbierer, 68% wurden hingegen sogar zu "seltenen Exazerbierern". Davon unabhängig profitieren offenbar auch Patienten, die nur vergleichsweise selten eine solche Krankheitskomplikation erleiden: Nur 18% von ihnen wurden im einjährigen Beobachtungszeitraum vom seltenen zum häufigen Exazerbierer, bei 82% aber blieb der Status des "seltenen Exazerbierers" unverändert erhalten. "Das entspricht einer signifikanten Risikoreduktion für eine Progression des Exazerbationsstatus durch Roflumilast gegenüber Placebo um 23%", berichtete Prof. Dr. Fernando J. Martinez aus Ann Arbor, der die neuen Daten in Amsterdam präsentierte.


Nicht-medikamentöse Therapie


Nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen haben bei der COPD einen hohen Stellenwert. Mit zunehmendem Schweregrad resultiert aus der Belastungsdyspnö mit weiter abnehmender körperlicher Belastbarkeit infolge körperlicher Schonung und Dekonditionierung von Herz, Kreislauf und Muskulatur eine Abnahme der Lebensqualität mit den Folgen einer zunehmenden sozialen Isolation. Körperliches Training führt bei COPD-Patienten ab Schweregrad II zur Steigerung der Lebensqualität und Belastbarkeit und einer Linderung von Dyspnoe und Ermüdbarkeit sowie zur Verringerung der Exazerbationsrate und sollte daher immer Teil der Langzeittherapie sein.


[Quelle: Leitlinie der Deutschen Atemwegsliga und der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit chronisch obstruktiver Bronchitis und Lungenemphysem (COPD).]

Hoffnung auf eindeutige Progressionshemmung

Mit den neuen Daten verbindet sich die Hoffnung, krankheitsmodulierend wirken und die Progression der COPD gezielt aufhalten zu können. Denn es wird zunehmend deutlich, dass es sich bei der COPD um ein heterogenes Krankheitsbild handelt, wobei Patienten mit Husten und Auswurf sowie häufigen Exazerbationen, bei denen sich die Erkrankung auf der Basis einer chronischen Bronchitis ausbildet, einen speziellen COPD-Phänotyp signalisieren. Dreh- und Angelpunkt der Pathogenese ist dabei eine COPD-spezifische Inflammation, welche Exazerbationen begünstigt, die ihrerseits die Progression triggern. Charakteristisch für die COPD ist zudem eine darüber hinausgehende systemische Inflammation. Diese dürfte nach Prof. Dr. Peter Barnes, London, für die hohe Komorbidität der Patienten und vor allem das häufige Auftreten begleitender kardiovaskulärer Erkrankungen verantwortlich sein. Es war nach Barnes folgerichtig, mit Roflumilast einen Wirkstoff zu entwickeln, der gezielt die COPD-spezifische Inflammation zurückbildet. Dass dieses Konzept aufgeht, belegen laut Martinez die klinischen Studiendaten: "Wir haben neben der Bronchodilatation vor allem eine nachhaltige Minderung der Exazerbationsrate durch Roflumilast belegen können". Besonders ausgeprägt ist diese mit einer Reduktion von 22% bei Patienten mit häufiger Exazerbation.

Die Senkung des Exazerbationsrisikos ergibt sich auch, wenn Roflumilast zusätzlich zu einer Basistherapie der COPD gegeben wird, also zusätzlich zu einem langwirksamen Beta-2-Mimetikum (LABA) oder einem inhalativen Steroid (ICS).

Die aktuelle Datenanalyse zeigt zudem, dass auch Patienten, die beim Studienbeginn als "infrequent Exazerbators" eingestuft worden waren, auch später seltener Exazerbationen erleiden, wenn sie mit Roflumilast behandelt werden. "In dieser Patientengruppe minderte sich die Gefahr, zu einem häufigen Exazerbierer zu werden, unter dem PDE 4-Hemmer gegenüber Placebo signifikant um 23%", erklärte Martinez. "Roflumilast bewirkt somit eine nachhaltige Stabilisierung der Erkrankung."

Betont wurde von den Experten, dass die Patienten gut über die Zielsetzung der Behandlung aufgeklärt werden müssen. Sie dürfen laut Martinez nicht erwarten, dass es ihnen bei der Einnahme von Roflumilast ähnlich wie bei der Inhalation eines Bronchodilatators gleich spürbar besser geht: "Die Patienten müssen verstehen, dass es bei der Behandlung um eine langfristige Prognosebesserung geht, damit die Compliance gewährleistet ist".


Medizinjournalistin Christine Vetter



DAZ 2011, Nr. 44, S. 60

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