Arzneimittel und Therapie

Hypoglykämie geht ans Herz

Nicht die Diabetes-Komorbiditäten sind gefährlich

Dass Typ-2-Diabetiker ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben, ist bekannt. Bisher wurde aber über mögliche Ursachen gestritten: sind es die Hypoglykämien oder sind es Erkrankungen der Nieren und Leber bei den meist älteren Diabetikern? Eine Metaanalyse zeigt nun, dass die Hypoglykämie selbst das Problem sein könnte. Vermutlich werden bei einer Unterzuckerung Stresshormone ausgeschüttet, die das Herz belasten.
Foto: LifeScans
Kardial vorgeschädigte Diabetiker sollten die HbA1c-Zielwerte nicht zu niedrig ansetzen.

Die japanischen Autoren schauten dabei auch nach systematischen Fehlern, um den Einfluss von Begleiterkrankungen auf Hypoglykämien und kardiovaskuläre Ereignisse abschätzen zu können. Es konnten sechs Studien mit insgesamt 903.510 Typ-2-Diabetikern in die Metaanalyse eingeschlossen werden. Zwischen 0,6 und 5,8% der Studienteilnehmer erlitten eine schwere Hypoglykämie. In allen Studien erhöhten schwere Hypoglykämien das relative Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten um das 1,60- bis 3,45-Fache. Um diesen Zusammenhang mit einer begleitenden Krankheit erklären zu können, müssten diese schweren Komorbiditäten in der Gruppe von Diabetikern mit schweren Hypoglykämien zehnmal häufiger auftreten als unter Diabetikern ohne schwere Hypoglykämien. Zudem hätte die Assoziation zwischen schweren Begleiterkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ebenfalls extrem stark sein müssen. Daher schließen die Autoren andere schwere Komorbiditäten als Ursache der kardiovaskulären Erkrankungen aus. Die Autoren versuchen zu erklären, wie Hypoglykämien die Funktion der Herzmuskeln beeinflussen können: Auf die Unterzuckerung reagiere der Körper mit einer Aktivierung des Sympathikus, wodurch Katecholamine ausgeschüttet werden. Ein hoher Katecholaminspiegel könne sich negativ auf Myokard und Gefäßsystem auswirken. So werden Blutplättchen, die Gerinnung und Leukozyten aktiviert, was kardiovaskuläre Ereignisse triggern kann. Eine akute Hypoglykämie induziere zudem Entzündungsprozesse sowie eine endotheliale Dysfunktion, und beide Mechanismen spielen eine Rolle bei der Entwicklung atherosklerotischer Veränderungen. Für eine effektive kardiovaskuläre Prävention bei Typ-2-Diabetikern sollten daher schwere Hypoglykämien möglichst vermieden werden, so das Fazit. Bei Diabetikern, die eine koronare Herzkrankheit haben, schon sehr lange Diabetes haben oder sehr alt sind, sollten höhere Zielwerte angestrebt werden. 

Quelle

Goto A et al. Severe hypoglycaemia and cardiovascular disease: systematic review and meta-analysis with bias analysis. BMJ 2013; 347, f4533, online 30.Juli 2013 http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f4533.

 

ck

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