Wirtschaft

Rohertrags-Monitor September 2014

Betriebswirtschaftliche Analyse der Entwicklung des Apothekenhonorars

Verschreibungspflichtige Fertigarzneimittel (Rx-FAM) sind für öffentliche Apotheken von überragender Bedeutung – ihr Anteil an der Zahl der insgesamt abgegebenen Packungen liegt bei rund 40 Prozent, und nach wie vor werden mit Rx-FAM mehr als 75 Prozent des gesamten Arzneimittelumsatzes generiert. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der 2004 auf das Kombimodell umgestellten Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) für öffentliche Apotheken mit Blick auf zulasten der GKV abgegebene Rx-FAM werden – beginnend mit dem Berichtsmonat August 2011 – auf der Grundlage der von Insight Health* zur Verfügung gestellten Daten regelmäßig im Rohertrags-Monitor fortgeschrieben. Nachdem jetzt die Abrechnungsdaten für die ersten neun Monate des Jahres vorliegen, ist es an der Zeit, die aktuellen Daten zu präsentieren.

*Insight Health ist ein führender Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Insight Health bietet individuelle Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, Behörden, Politik und weitere Entscheider im Gesundheitsmarkt.

Informationen unter www.insight-health.de.

Mehr GKV-Versicherte – mehr Arzneimittelverordnungen

Wie bereits dargestellt (vgl. AZ-Nr. 35 vom 25.08.2014) übertraf die Zahl der zulasten der GKV in den Apotheken eingelösten Rx-FAM im ersten Halbjahr 2014 den Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums um 0,2%. Das Absatzplus im dritten Quartal lag bei knapp 2,5%, wobei die Entwicklung in den einzelnen Monaten sehr unterschiedlich ausgefallen ist. Im schon immer absatzstarken Juli wurden annähernd vier Prozent mehr Packungen verordnet als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Mit fast 54,9 Mio. abgegebenen Packungen musste ein Allzeithoch seit Einführung des Kombimodells verzeichnet werden. Das Minus im Ferienmonat August fiel mit fast vier Prozent ebenso deutlich aus; letztlich wurden im August 2014 (mit zwei Arbeitstagen weniger als im August 2013) nur 80 Prozent der im Vormonat Juli abgegebenen Rx-FAM-Packungen abgerechnet. Dagegen stieg das Verordnungsvolumen im September wieder deutlich an, mit einem Plus von über sieben Prozent. Damit konnten in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres etwas mehr als 0,9 Prozent an Rx-FAM-Packungen abgegeben werden als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (vgl. Abb. 1). Dieser Anstieg der Verordnungen ist kaum verwunderlich, muss aufgrund der demografischen Entwicklung und einem stetigen Zuwachs an GKV-Versicherten – in den ersten drei Quartalen 2014 waren monatlich durchschnittlich annähernd 400.000 Menschen (oder 0,6%) mehr in der GKV versichert als im entsprechenden Vorjahreszeitraum – notgedrungen auch zu einem Anstieg der Zahl der verordneten Rx-FAM-Packungen führen.

Abb. 1: Entwicklung der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungenin den Monaten Januar 2012 bis September 2014 (Monatsdurchschnitt 2004 = 100).

Trotz dieses leichten Mengenzuwachses in den ersten drei Quartalen des Berichtsjahres (von gut 0,9%) ist das Packungs-bezogene Honorar im Berichtszeitraum geringer, nämlich nur um 0,7% (bzw. um 22,1 Mio. Euro) gegenüber dem entsprechenden Vergleichswert aus 2013 angestiegen.

Verordnungsanteil hochpreisiger Arzneimittel steigt weiter

In bisher noch jedem Monat – selbst im verordnungsschwachen August! – lag das Einkaufsvolumen für Rx-FAM deutlich über dem Niveau des Vorjahres (vgl. Abb. 2). Der Wareneinsatz (gemäß AMPreisV) ist gegenüber den ersten neun Monaten des Jahres 2013, bei einem Mengenwachstum von gerade einmal 0,9 Prozent, um durchschnittlich 7,7 Prozent (oder in Summe um bisher fast 1,2 Mrd. Euro) angestiegen. Der Systematik des Kombimodells folgend, hat folglich auch der Rohertrag aus kaufmännischer Komponente (3 Prozent des Apothekeneinkaufs) gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahres um 7,7 Prozent zugelegt. Das entspricht, bezogen auf die ersten neun Monate, einem Rohertragsplus aus kaufmännischer Komponente von rund 35,6 Mio. Euro (oder von durchschnittlich knapp 4 Mio. Euro je Monat).Der in den ersten neun Monaten des Berichtsjahres zu verzeichnende Rohertragszuwachs aus kaufmännischer Komponente, der aus den gestiegenen Apothekeneinkaufswerten resultiert, ergibt zusammen mit dem Packungs-bezogenen Honorarzuwachs von 22,1 Mio. Euro, der insbesondere aufgrund der leicht gestiegenen Verordnungszahlen zustande gekommen ist, einen Rohertragszuwachs von absolut 57,7 Mio. Euro. Dies entspricht für die ersten neun Monate 2014 einem Rohertragsanstieg aus GKV-Rx-FAM je Apotheke von monatlich durchschnittlich gerade einmal knapp 310 Euro.

Abb. 2: Entwicklung der Apotheken-Einkaufswerte der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in den Monaten Januar 2012 bis September 2014 (Monatsdurchschnitt 2004 = 100).

Handelsspanne auf Talfahrt

Die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM ist bekanntlich die zentrale Größe für die Höhe des Apothekenrohertrages aus Leistungen zugunsten von Versicherten der GKV. Und die Zahl der abgegebenen Packungen ist in den ersten neun Monaten wie dargestellt um 0,9 Prozent gewachsen. Der außergewöhnlich hohe Zuwachs beim Apothekeneinkaufswert (Wareneinsatz gemäß AMPreisV) von 7,7 Prozent hat dazu geführt, dass der (in absoluten Zahlen gemessene) Gesamtrohertrag der Apotheken aus Rx-FAM im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent gestiegen ist.

Nachdem die Betriebshandelsspanne (gemäß AMPreisV) im Juni (mit 14,46 Prozent des Bruttoumsatzes) den niedrigsten Stand seit Einführung des Kombimodells erreicht hatte, stieg sie im Juli leicht (auf 14,59%), um im August (mit 14,37%) einen erneuten Tiefstand zu erreichen (vgl. Abb. 3)! Die leichte Verbesserung im September (auf 14,63%) ist u.a. darauf zurückzuführen, dass der durchschnittliche Wert je abgegebener Rx-FAM-Packung wieder leicht gesunken ist. Dass die Apotheken diese unbefriedigende Rohertragsentwicklung wieder einmal in ihren Büchern feststellen mussten, verdeutlicht auch der vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) aktuell ermittelte APOkix-Index für die Geschäftsentwicklung, der im September mit 76,7 Punkten seinen bisherigen Jahrestiefststand erreicht hat. Mit dem Kombimodell ist die Abkoppelung der apothekerlichen Vergütung vom Herstellerabgabepreis in beeindruckender Weise „gelungen“. Unzweifelhaft muss aber auch konstatiert werden, dass

Abb. 3: Betriebshandelsspanne aus zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in Prozenten des Bruttoumsatzes in den Monaten Januar 2010 bis September 2014 (Vergleich: Jahresdurchschnitt 2004 = 100).

die „Anpassung des Festzuschlags zum 1. Januar 2013 auf 8,35 Euro“ in keiner Weise ausreicht, die Abgabe und Beratung von Rx-FAM dauerhaft rentabel zu betreiben.

Mehrwertsteuer bleibt Kostentreiber

Der durchschnittliche Preis der im Jahresdurchschnitt 2004, im September d.J. und in den ersten neun Monaten 2014 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen und deren Entwicklung seit 2004 sind der Tabelle zu entnehmen. Bei einem Zuwachs des Apothekeneinkaufswertes je abgegebener Rx-FAM-Packung von aktuell 35,0 Prozent (bzw. um 9,62 Euro) stieg der GKV-Abrechnungspreis (mit MwSt.) um 33,3 Prozent (bzw. um 13,38 Euro). Dabei ist die Apothekenmarge innerhalb von 10 Jahren gerade einmal um 10,4 Prozent (bzw. um 75 Cent) gegenüber 2004 angewachsen. Besonders beachtenswert: Lag der Rohertrag je Rx-FAM (gemäß AMPreisV) in 2014 noch um 30 Prozent über dem zugehörigen Mehrwertsteuerbetrag, so liegt er aktuell um mehr als sieben Prozent darunter. Kostentreiber Nummer eins ist also nach wie vor die Umsatzsteuer, die im Vergleichszeitraum um 54,3 Prozent (bzw. um 3,01 Euro) – und damit mehr als fünfmal so schnell wie der Apothekenrohertrag – gestiegen ist. 

Rohertrags-Monitor

Beginnend mit August 2011 werden die Zahlen auf der Basis der von Insight Health* zur Verfügung gestellten Daten regelmäßig fortgeschrieben. Sie finden den Rohertrags-Monitor der Jahre 2013 und 2014 in folgenden AZ-Ausgaben:

Dipl.-Math. Uwe Hüsgen, langjähriger Geschäftsführer des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., Essen, E-Mail: uwe.huesgen@web.de

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