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Feuilleton
Pflanzenbücher von gestern
Ausstellung in Leipzig
Rudolph Benno von Römer
Als Spross eines sächsischen Adelsgeschlechtes besaß von Römer das Rittergut Löthain bei Meißen und war von 1836 bis 1864 Abgeordneter im sächsischen Landtag. Im Privatleben war er ein passionierter Botaniker. Er trug eine botanische Bibliothek mit 2600 Bänden – viele davon sehr aufwendig illustriert – zusammen, die er testamentarisch der Universitätsbibliothek Leipzig vermachte; ebenso sein Herbarium und eine Autografensammlung. Zudem stiftete er der Universität einen beträchtlichen Geldbetrag, mit dessen Zinsen ein Kustos für das Herbarium besoldet sowie „Prämien für eine botanische Preisaufgabe bzw. ein Stipendium für einen Botaniker, welcher im Interesse der naturhistorischen Sammlungen der Universität eine Reise macht“, bereitgestellt werden sollten.
Schon zuvor hatte von Römer eine zweijährige Expedition des Leipziger Botanikers Heinrich Moritz Willkomm (1821–1895) zur Erforschung der Iberischen Halbinsel großzügig unterstützt.
Botanikprofessor Gustav Kunze
1821 hatte von Römer sich an der Universität Leipzig zum Studium der Rechtswissenschaften immatrikuliert. Zwei Nachschriften von botanischen Vorlesungen seines späteren Freundes Gustav Kunze (1793–1851) zeigen indessen, wo seine persönlichen Interessen lagen.
Kunze hatte nach dem Medizinstudium eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen: 1822 wurde er zum außerordentlichen Professor für Medizin und einige Jahre später zum Kurator und Bibliothekar an der Vereinten Gehlerschen Medicinischen Bibliothek zu Leipzig berufen. Ab 1835 war er außerordentlicher (ab 1845 ordentlicher) Professor für Botanik, und seit 1837 Direktor des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. 1840/1851 publizierte Kunze das zweibändige Standardwerk „Die Farnkräuter, in colorirten Abbildungen naturgetreu erläutert und beschrieben“. Als Pharmakognost verfasste Kunze mit Friedemann Göbel (1794–1851) eine „Pharmaceutische Waarenkunde“ (2 Bände, 1827/1834). Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach (1793–1879), Direktor des botanischen Gartens in Dresden, benannte ihm zu Ehren die australische Pflanzengattung Kunzea (Myrtaceae).
Pflanzenporträts
Die Buchillustrationen der Ausstellung spiegeln sowohl die Entwicklung der botanischen Wissenschaften als auch der Druckgrafik wider. Die kolorierten Kupferstiche des späten 18. Jahrhunderts bestechen durch ihre Vollkommenheit bis ins kleinste Detail. In den besten Werken ist der wissenschaftliche Informationswert nicht weniger groß als die ästhetische Qualität. Die Erfindung der Lithografie um 1800 ermöglichte detailgetreue Darstellungen in weitaus höheren Auflagen als beim Kupferstich, doch die Kehrseite dieses Fortschritts war oft ein geringerer künstlerischer Wert.
Abbildungen von „Fremden Schönheiten“ lassen die Fülle der Pflanzenarten erahnen, die seit dem 18. Jahrhundert auf Expeditionen gesammelt wurden und in die botanischen Gärten und Gewächshäuser Europas gelangten. Die meisten der ausgestellten Bücher betreffen jedoch die Flora Europas. Dabei wird deutlich, dass ursprünglich die Pharmakognosie – d.h. das Wissen über Arzneipflanzen und Arzneidrogen – vorherrschend war. Neben die angewandte Botanik traten seit dem 18. Jahrhundert andere wissenschaftliche Aspekte: So studierte man in botanischen Gärten den Vegetationszyklus und die Fortpflanzung einzelner Spezies. Damit einher ging die Erforschung des „natürlichen Systems“ der Pflanzen. Ein Teil der Ausstellung ist den „Frühlingsboten“ gewidmet. Denn die Illustratoren aller Epochen haben die Blüten jener Pflanzen, die ihre Energie in Zwiebeln speichern und im zeitigen Frühjahr daraus ein wahres „Blütenfeuerwerk“ entfachen, stets besonders liebevoll und aufwendig koloriert.
Ausstellung
Universitätsbibliothek Leipzig, Fürstenzimmer
Beethovenstr. 6, 04107 Leipzig
www.ub.uni-leipzig.de/ roemersgarten
Geöffnet: Täglich von 8 bis 18 Uhr
Katalog: 92 Seiten, 19,60 €, ISBN 978-3-86583-826-1
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