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Kritik am „Erkältungsmedikament des Jahres“
Erkältungs-Kombipräparate und Gerd Glaeske bei Frontal 21
Für die Auszeichnung zum Medikament des Jahres 2014 – vergeben vom Bundesverband Deutscher Apotheker (BVDA) – wurden 305 Apotheken befragt. Heraus kam, dass 65 Prozent von ihnen Wick MediNait als Erkältungsmittel empfehlen würden, weil Kombinationspräparate „sinnvoll beim Vorliegen des gesamten Symptomkomplexes“ seien. „Ich war entsetzt darüber, dass Apotheker und Apothekerinnen dieses Mittel zum Arzneimittel des Jahres gewählt haben“, kritisiert Glaeske. „Apothekerinnen und Apotheker müssen es besser wissen.“ Die Kombination mehrerer Wirkstoffe, die der Körper nicht unbedingt gleichzeitig benötige, könne auch unerwünschte Wirkungen haben und „den Körper insgesamt belasten“.
BVDA verweist auf Beratungspflicht
Der BVDA weist die Kritik an der Auszeichnung im Beitrag zurück, da eine Informations- und Beratungspflicht der Hersteller bzw. der Apotheker bestehe. „Wir gehen davon aus, dass sowohl Hersteller als auch die Apotheken pflichtgemäß über die Anwendung und somit auch über etwaige Nebenwirkungen informieren.“ Doch gerade diese Beratung sei oft mangelhaft, heißt es im Bericht: Die Testkäufer trugen in den Apotheken Erkältungssymptome wie Hals- und Kopfschmerzen, leichte Gliederschmerzen und leichten Husten vor – und baten in 21 Apotheken um eine Empfehlung. 17 Apotheken verkauften daraufhin Kombipräparate. Die Stichprobe deckt sich laut Frontal 21 mit den offiziellen Verkaufszahlen. Danach ist bei Erkältungsmitteln Grippostad® C das meistverkaufte Medikament (30% Marktanteil), gefolgt von Aspirin® Complex (28%) und Wick MediNait (16%).
Werbung beeinflusst auch Apotheker
Zu den Empfehlungen und hohen Verkaufszahlen der Kombinationspräparate trage die massive Werbung der Arzneimittelhersteller bei, erklärt Glaeske. Die Werbung vermittle den Kunden ein Gefühl von Wirksamkeit. „Das ist aber alles ein Fehler, den der Apotheker, die Apothekerin richtig rücken müsste.“ Doch: „Das kostet Informationszeit, und das wird oftmals nicht gemacht“, kritisiert er. Auch Arzt und Apotheker Wolfgang Becker-Brüser, der für das „arznei-telegramm“ schreibt, gibt zu bedenken, dass die Werbung für Kombinationspräparate zur besten Sendezeit nicht nur Kunden, sondern auch Apotheker beeinflusse.
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