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- DAZ 12/2014
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Arzneimittel und Therapie
Paracetamol bei Asthma
Keine Verschlechterung nach zwölf Wochen
Dass die Einnahme von Paracetamol eine wichtige Rolle als Risikofaktor bei der Entstehung von Asthma spielen könnte, darauf deuten aktuelle klinische Daten hin. Diskutiert wird auch, dass Paracetamol während der Schwangerschaft sowie die Paracetamol-Gabe bei Kleinkindern die Entstehung von Asthma begünstigen könnte. Außerdem gibt es Hinweise, dass Paracetamol den Schweregrad von Asthma bei bereits erkrankten Personen negativ beeinflussen könnte. Nun wurde erstmals eine randomisierte, placebokontrollierte Studie durchgeführt, in der der Einfluss einer täglichen Paracetamol-Gabe auf den Schweregrad von Asthma bei erwachsenen Asthmatikern untersucht wurde.
Keine statistische Signifikanz
Insgesamt wurden 94 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit leichtem bis mittelschwerem Asthma in die Studie eingeschlossen. Die Probanden erhielten zweimal täglich ein Gramm Paracetamol oder Placebo über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Als primärer Endpunkt wurde die bronchiale Hyperreaktivität definiert, ein physiologischer Marker für den Schweregrad von Asthma. Dabei wird das Forcierte Exspiratorische Volumen in einer Sekunde (FEV1) nach Challenge mit Metacholin gemessen. Daneben wurden als sekundäre Endpunkte das exspiratorische Volumen, der Stickstoffgehalt in der Ausatmungsluft (Fraction of Exhaled Nitric Oxide, FeNO), der Score aus dem Asthma Control Questionnaire (ACQ) sowie immunologische und inflammatorische Marker ermittelt. Nach zwölfwöchiger Einnahme von Paracetamol wurden verglichen mit Placebo keine signifikanten Unterschiede in allen untersuchten Parametern beobachtet.
Offene Fragen bleiben
Dennoch kann ein Zusammenhang zwischen Paracetamol und Asthma nicht vollständig ausgeschlossen werden. Die vorliegende Studie wies einige statistische Schwächen auf. Neben der zu geringen Probandenzahl aufgrund von Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und der hohen Zahl von Studienabbrüchen war die Variabilität des primären Endpunktes unerwartet hoch.
Außerdem ist zu bedenken, dass in der Studie ausschließlich der Effekt von Paracetamol auf den Schweregrad von Asthma untersucht wurde. Die Rolle von Paracetamol bei der Pathogenese von Asthma blieb dabei unberücksichtigt. Dafür wären weitere Studien mit Schwangeren und Kleinkindern notwendig.
Paracetamol und die Rezeptpflicht
Paracetamol ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich – allerdings nur bis zu einer Packungsgröße von zehn Gramm. Das entspricht 20 Tabletten à 500 mg. Größere Mengen unterliegen seit dem 1. April 2009 der Rezeptpflicht. Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass es im Falle einer Überdosierung häufig zu lebensbedrohlichen Vergiftungszuständen aufgrund von Leberschäden kommen kann. Im Februar 2012 hat sich der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht erneut mit dem Thema Paracetamol beschäftigt. Diskutiert wurde, ob Paracetamol der vollständigen Verschreibungspflicht unterstellt werden soll. Schlussendlich hat der Sachverständigenausschuss diesen Vorschlag abgelehnt.
Im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit hat das BfArM im September 2012 schließlich festgehalten, dass Paracetamol bei Schmerzen und Fieber wirksam und bei bestimmungsgemäßem Gebrauch auch sicher ist. Paracetamol sollte – wie alle anderen Schmerzmittel – nur in der niedrigsten wirksamen Dosis und über den kürzest möglichen Zeitraum angewendet werden. Während einer Schwangerschaft ist Paracetamol das Analgetikum der Wahl, sollte aber nur bei dringender Notwendigkeit eingenommen werden.
Quelle
Ioannides SJ et al. Randomised placebo-controlled study of the effect of paracetamol on asthma severity in adults. BMJ Open 2014; 4:e004324. doi: 10.1136/bmjopen-2013-004324
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