Arzneimittel und Therapie

Frühe Menopause = häufiger dement?

Studie findet Einfluss auf Kognition

Eine frühe Menopause (≤ 40 Jahre) hat offenbar einen negativen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten im Alter. Dies zeigen die Ergebnisse einer großangelegten Bevölkerungs-basierten Kohortenstudie. Damit unterstützen sie Schlussfolgerungen aus früheren Untersuchungen, die den Östrogenen neuroprotektive Effekte zuschreiben.

In den westlichen Industrieländern haben Frauen etwa mit 50 ihre letzte Regelblutung. Die „3-City-Studie“ mit 4 868 über 65-jährigen Teilnehmerinnen aus den Städten Montpellier, Bordeaux und Dijon hatte untersucht, ob sich ein früherer Zeitpunkt (definiert als ein Ausbleiben der Regel ab oder bereits vor dem 40. Lebensjahr) negativ auf die spätere Kognition auswirkt. Im siebenjährigen Studienzeitraum wurden zu Beginn und am Ende sowie nach zwei und vier Jahren verschiedene anerkannte Tests durchgeführt, darunter der MMSE (Minimal Mental State Examination)-Test sowie solche, die die Sprachschnelligkeit oder die visuelle Gedächtnisleistung beurteilten. All diese Verfahren sind geeignet, normale altersbedingte Veränderungen von schwereren Verläufen zu differenzieren.

Ganz gleich, aus welchem Grund die Frauen frühzeitig in die Wechseljahre gekommen waren (bei etwa 20% war eine Ovarektomie, Bestrahlung oder Chemotherapie der Auslöser) – in den Bereichen sprachliches Ausdrucksvermögen und visuelles Gedächtnis schnitten sie signifikant schlechter ab. Zudem führte eine frühe Menopause zu einer 30%igen Reduktion der psychomotorischen Geschwindigkeit – das heißt dem Tempo, mit dem Informationen vom Gehirn verarbeitet werden – sowie der allgemeinen kognitiven Funktion. Frauen, denen im Zeitraum der Menopause eine Hormontherapie verordnet worden war, hatten dadurch kaum Vorteile.

Die Autoren der Studie raten dazu, bei einem geplanten chirurgischen Eingriff wie einer bilateralen Ovarektomie, der Frauen sofort in die Wechseljahre befördert, mögliche Langzeitfolgen für die Kognition stärker in die Nutzen-Risiko-Abwägung einzubeziehen. Zudem könnte ihrer Ansicht nach eine Hormontherapie, angewendet im „kritischen Fenster“ von zwei Jahren nach der Menopause, vielleicht eine gewisse Neuprotektion bewirken. 

Quelle

Ryan J et al. Impact of a premature menopause on cognitive function in later life. BJOG 2014 doi: 10.1111/1471-0528.12828

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

Das könnte Sie auch interessieren

Forever young? Wann Hormone ihre Berechtigung haben

Jungbrunnen gesucht

Zum Schutz vor Arteriosklerose muss eine postmenopausale Hormontherapie früh begonnen werden

Estrogen-Gabe – eine Frage des Timings

Daten von 200.000 Frauen analysiert

Chirurgische Menopause erhöht Herz-Kreislauf-Risiko

Warum Hormone in den Wechseljahren nicht rehabilitiert sind

Kein Freischein für die Hormontherapie

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.