Arzneimittel und Therapie

Gegen das gefährliche Duo HIV plus ­Hepatitis C

Studien mit neuen antiviralen Wirkstoffen stimmen optimistisch

Für die Therapie der Hepatitis C stehen seit einigen Jahren neue antivirale Wirkstoffe zur Verfügung. Verglichen mit der bisherigen Interferon-basierten Standardtherapie zeichnet diese neuen Virostatika ein milderes Nebenwirkungs­profil und eine verkürzte Behandlungsdauer aus. Auch für HIV-Patienten mit Hepatitis-C-Koinfektion könnte es neue Hoffnung geben: Die bisher nur eingeschränkt mögliche Therapie der Hepatitis C könnte durch die neuen antiviralen Mittel deutlich verbessert werden. Das zeigen zwei aktuelle Studien.

Weltweit sind rund vier bis fünf Millionen Menschen sowohl mit HIV-1 als auch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) chronisch infiziert. Patienten, die mit beiden Viren infiziert sind, weisen eine erhöhte Rate an Zirrhose und Leberzellkarzinom auf. Daneben haben sie ein erhöhtes Mortalitätsrisiko als Patienten, die nur mit einem der beiden Viren infiziert sind. Die Behandlung der Hepatitis C bei solchen Patienten stellt somit ein bedeutendes Therapieziel dar, um sowohl Morbidität als auch Mortalität durch Lebererkrankungen zu senken.

Bisherige Therapie nicht erfolgreich

In der Vergangenheit hatte sich die Behandlung von HIV-1/HCV-koinfizierten Patienten mit der bisherigen HCV-Standardtherapie Interferon-Ribaverin nicht durchgesetzt – einerseits aufgrund der geringen Wirksamkeit, andererseits aufgrund der Nebenwirkungen und des ausgeprägten Interaktionspotenzials mit antiretroviralen Therapeutika. Die Kombination aus Interferon-Ribaverin mit den HCV-Protease-Inhibitoren der ersten Generation Telaprevir und Boceprevir zeigte zwar eine bessere Wirksamkeit, war jedoch mit verstärkten Nebenwirkungen und pharmakokinetischen Interaktionen verbunden.

Neue Hoffnung: Harvoni®, ­Sovaldi® & Co.

Die neuen direkt wirkenden antiviralen Substanzen (direct acting antivirals, DAA) könnten auch HIV-Patienten neue Hoffnung geben. Dazu gehören die Kombinationen aus nukleosidischen Polymerase(NS5B)-Inhibitoren (Sofosbuvir) und NS5A-Inhibitoren (z. B. Daclatasvir, Ledipasvir). Beide Kombinationen haben sich bisher als effektiv und gut verträglich erwiesen. Zudem scheinen sie keine bis wenige pharmakokinetischen Interaktionen mit antiretroviralen Substanzen zu haben.

In zwei aktuellen Studien wurde nun die Wirksamkeit und Sicherheit von Sofosbuvir plus Ledipasvir (Harvoni®) sowie Sofosbuvir (Sovaldi®) plus Daclatasvir (Daklinza®) in Hepatitis-C-Patienten mit HIV-1-Koinfektion untersucht (siehe Tab.)

Tab. 1:
aktuelle Studien zur Hepatitis-C-Therapie bei HIV-1-Koinfektion
Studienmedikation
60 mg Daclatasvir plus 400 mg Sofosbuvir täglich
90 mg Ledipasvir plus 400 mg Sofosbuvir täglich
Studiendauer
8 oder 12 Wochen
12 Wochen
Design
Open label
Open label
Probandenzahl
151
335
Primärer Endpunkt
anhaltendes virologisches Ansprechen (sustained virologic response)
Ergebnis
anhaltendes virologisches Ansprechen in 97% der Patienten nach 12 Wochen und in 76% der Patienten nach 8 Wochen
anhaltendes virologisches Ansprechen in 96% der Patienten nach 12 Wochen
Häufigste Nebenwirkungen
Müdigkeit, Übelkeit, Kopfschmerz
Kopfschmerz, Müdigkeit, Durchfall
Auswirkung auf HIV-Supression
keine
keine

Insgesamt zeigte sich also, dass sowohl die Kombination aus Sofosbuvir plus Ledipasvir (Harvoni®) als auch aus Sofosbuvir (Sovaldi®) plus Daclatasvir (Daklinza®) die Hepatitis-C-Infektion in HIV-1-Patienten effektiv bekämpfen können, ohne den Therapieverlauf mit antiretroviralen Substanzen einzuschränken. Aufgrund der deutlich geringeren Effektivität unter 8-wöchiger Therapie in einer der beiden Studien sollte die 12-wöchige Therapie bevorzugt werden. |

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

Quellen

Naggie S et al. Ledipasvir and Sofosbuvir for HCV in Patients Coinfected with HIV-1. NEJM 2015. doi: 10.1056/NEJMoa1501315

Wyles DL et al. Daclatasvir plus Sofosbuvir for HCV in Patients Coinfected with HIV-1. NEJM 2015. doi: 10.1056/NEJMoa1503153

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.