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Beratung
Hollywood-Cut, Landing-Strip oder Martini?
Intimrasur: Hautreizungen lindern, Infektionen vermeiden
Schon Kleopatra soll durch „Waxing“ mit Bienenwachs ihre Schamhaare entfernt haben, Julius Cäsar bevorzugte wohl das Ausrupfen mit einer Elfenbeinpinzette. Auch gegenwärtig liegt die Entfernung der Körperbehaarung im Intimbereich voll im Trend – ganz gleich ob als Hollywood-Cut, bei dem die Haare komplett entfernt werden, oder als Landing-Strip, bei dem ein schmaler Streifen stehenbleibt. In verschiedenen Umfragen zum Thema Intimrasur gaben mindestens zwei Drittel der Teilnehmer an, dass sie ihre Körperbehaarung regelmäßig entfernen – weil sie es als angenehm und/oder erotisch empfinden oder aus hygienischen Gründen.
Jede Methode hat Vor- und Nachteile
Am meisten verbreitet ist die klassische Rasur, bei der jedoch nach wenigen Tagen „nachgearbeitet“ werden muss. Zur Frage „nass oder trocken?“ gehen die Meinungen und Erfahrungen viele Anwender weit auseinander. Bei der tiefer gehenden Nassrasur ist das Risiko für Haarwurzelentzündungen größer, dafür ist der Zeitraum bis zur nächsten Haarentfernung länger als bei der Trockenrasur.
Eine Epilation mit Zuckerpaste oder Wachs, bei der die Haare mitsamt der Wurzel entfernt werden, hält drei bis vier Wochen vor. Sie kann sehr schmerzhaft sein und ist für bestimmte Bereiche (z. B. Hodensack) ungeeignet. Da eine Wachs-Epilation auch die Hautbarriere beeinträchtigt, ist sie für Menschen mit sehr trockener Haut, Neurodermitis oder anderen Hautproblemen eher ungeeignet. Dies gilt auch für Enthaarungscremes, die nicht nur das Hornmaterial in der Haarwurzel auflösen, sondern auch die Hornschicht der Haut angreifen.
Bei der Elektro-Epilation wird entweder eine dünne Metallnadel in den Haarkanal eingeführt und die Haarwurzel durch einen Stromimpuls zerstört oder das Haar mit einer Elektropinzette aus seiner Wurzel herausgezogen. Der Einsatz elektrischer Epiliergeräte für die Anwendung zuhause ist zwar ebenfalls nicht schmerzfrei, doch der Effekt hält einige Wochen an.
Am nachhaltigsten ist die Epilation mittels Blitzlampe (Intense Pulsed Light, IPL) oder eine Laserbehandlung. Laserepilationen dürfen nur von entsprechend ausgebildeten Ärzten durchgeführt werden. Nach mehrmaliger Behandlung ist eine dauerhafte Haarfreiheit über Monate bis Jahre möglich.
Wie vermeidet man Irritationen und Verletzungen?
Auch wenn Duschgel oder Rasierschaum das Gleiten der Klinge auf der Haut erleichtern, sollten Frauen darauf achten, dass Rasur- oder Pflegeprodukte, die nicht ausdrücklich für den Intimbereich ausgewiesen sind (z. B. Enthaarungscremes), nicht auf die Vaginalschleimhaut gelangen. Denn dies kann nicht nur Reizungen, sondern auch Störungen des empfindlichen mikrobiologischen Gleichgewichts und des pH-Wertes dieser Körperregion zur Folge haben. Prinzipiell eignen sich auch After Shaves zur Anwendung nach der Intimrasur, jedoch sollten sie alkoholfrei sein, um die Haut nicht auszutrocknen. Abzuraten ist von der regelmäßigen Anwendung Antibiotika-haltiger Topika, da dies die Resistenzbildung begünstigt.
Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen …
Damit Hautreizungen, „Rasurpickel“ und Verletzungen vermieden werden, sollte ratsuchenden Kunden außerdem empfohlen werden, den Rasierer ohne großen Druck immer in Wuchsrichtung der Haare über die Haut zu führen und dabei am besten eine ganz frische Klinge bzw. einen neuen Einwegrasierer zu benutzen. Längeres Schamhaar kann zunächst mit einer Schere oder einem Elektrorasierer vorsichtig gekürzt werden. Bei sehr empfindlicher Haut sollte man direkt nach dem Rasieren auf eng anliegende Bekleidungsstücke verzichten.
Vier Wochen vor und bis zwei Wochen nach einer Laserepilation dürfen die behandelten Hautpartien nur der Sonne ausgesetzt werden, wenn ein Mittel mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 50 aufgetragen wurde.
… und Mittel aus der Apotheke
Ein Produkt, das speziell für die Pflege nach der Haarentfernung entwickelt wurde, ist der Sagella® Sensitive Balsam. Er ist gleichermaßen für Frauen und Männer geeignet und soll Pickel und Entzündungen nach der Rasur verhindern helfen. Zu den Inhaltsstoffen zählen Extrakte aus der Zaubernuss (Hamamelis sp.) und Gymnema sylvestre, einer südostasiatischen Schlingpflanze. Letztere soll laut Aussage der Hersteller bei regelmäßiger Anwendung sogar den Haarwuchs hemmen und somit die Haarentfernungsintervalle vergrößern.
Weiterhin sind Präparate empfehlenswert, die feuchtigkeitsspendend, juckreizlindernd und/oder entzündungshemmend wirken wie z. B.:
- Aloe Vera Gel (z. B. 97,5% Dr. Storz®, Riemser)
- Fenistil® Gel (Cave: nicht auf geschädigte, das heißt frisch rasierte Haut auftragen)
- Panthenol-Creme (z. B. Panthenol® CT)
- stark fetthaltige Creme (z. B. Linola® Fett Creme)
- Hydrocortison-haltige Creme (z. B. Hydrocortison-ratiopharm® Creme 0,5%)
Fußpilz-Erreger in der Bikinizone?
Ob die Rasur im Genitalbereich den Eintritt von Krankheitserregern fördern kann, wurde aktuell anlässlich der Veröffentlichung einer Fallberichts-Serie durch eine Schweizer Arbeitsgruppe diskutiert. Zwei Frauen und fünf Männer hatten sich nach ihrem Südostasien-Urlaub mit ausgeprägten Beschwerden in der Genitalregion in zwei Züricher Kliniken vorgestellt. Sie klagten über gerötete, schuppende und teilweise stark schmerzende Läsionen in dieser und anderen Körperregionen, wobei sie aber berichtet hatten, dass der Ausgangspunkt im Bereich von Schamlippen und Venushügels bzw. Penisschaft und Skrotum gelegen hatte. Alle Patienten hatten während ihres Urlaubs sexuelle Kontakte, vier der Männer mit Prostituierten. Bei fast allen war der Dermatophyt Trichophyton interdigitale nachweisbar, der eigentlich zu den Haupterregern von Fußpilz beim Menschen zählt.
Beinbehaarung einfach „wegfärben“
Eine Alternative zur Rasur dunkler Beinhaare ist das Färben mit der Farbe platinblond. Dadurch werden die Härchen nahezu unsichtbar.
Weitere sinnvolle Präventionsmaßnahmen
Vier der Patienten hatten sich regelmäßig im Genitalbereich rasiert. Die Autoren sowie Kommentatoren des Berichts diskutieren zum Teil kontrovers, ob dies den Eintritt der Erreger eventuell begünstigt haben könnte. Auch wenn ein kausaler Zusammenhang nicht bestätigt werden konnte, sollte diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden, so die Experten. Auf die Möglichkeit der Übertragung von Erregern schwerwiegender Erkrankungen wie HIV, Hepatitis B oder HPV auf diesem Weg haben bereits andere Untersuchungen hingewiesen. Um sich vor sexuell übertragbaren Erregern, die über Mikroverletzungen in die Blutbahn gelangen können zu schützen, erscheint es präventiv sinnvoll, sexuelle Aktivität direkt nach der Rasur zu vermeiden sowie Rasierer auf keinen Fall gemeinsam zu benutzen. Dies gilt im Übrigen nicht nur für die Intimrasur. Auf diesem Gebiet ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig. So benutzen beispielsweise Barbiere in der dritten Welt nicht routinemäßig für jeden Kunden eine frische Klinge oder wenden Desinfektionsmittel an, wie Untersuchungen zeigen.
Es gibt auch Meinungen, dass die Intimrasur vor Krankheiten wie Mykosen oder parasitären Erkrankungen schützen kann. Argumentiert wird beispielsweise, dass üppiges Schamhaar ein regelrechtes „Fangnetz“ für Hautpilze sein kann und dass sich Filzläuse, die bevorzugt in Achsel- und Schamhaar leben, daran leicht anheften können. |
Literatur
Bawany FI et al. Knowledge and practices of barbers regarding HIV transmission in Karachi: a cross-sectional study. J Community Health 2014;39(5):951-955
Diendéré EA et al. Prevalence and risk factors associated with infection by human immunodeficiency virus, hepatitis B virus, syphilis and bacillary pulmonary tuberculosis in prisons in Burkina Faso. Med Trop 2011;71(5):464-467
Luchsinger I et al. Tinea genitalis: a new entity of sexually transmitted infection? Case series and review of the literature. Sex Transm Infect (2015) Jun 12. online vorab publiziert am 12. Juni 2015, doi: 10.1136/sextrans-2015-052036
Müller T. Sex in den Tropen mit unangenehmen Folgen. Ärzte Zeitung online vom 20. Juli 2015, www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/haut-krankheiten/article/890493/risiko-genitalrasur-sex-tropen-unangenehmen-folgen.html?sh=1&h=-1120461387, letzter Abruf am 28. August 2015
Pander Ch. Haarentfernung: Intimrasur mit Folgen. Spiegel online Gesundheit, www.spiegel.de, letzter Abruf am 28. August 2015
Tietz HJ. Vaginalmykosen: hartnäckig, häufig, aber nicht bedrohlich. DAZ 2007;40:4500-4505
Website des Hautarztzentrums Kiel, www.hautarztzentrum-kiel.de, letzter Abruf am 28. August 2015
Autorin
Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin. Sie schreibt seit 2001 regelmäßig Beiträge für die DAZ.
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