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Arzneimittel und Therapie
SGLT2-Hemmer gegen Hypertonie
Dapagliflozin senkt den Blutdruck bei schlecht eingestellten Typ-2-Diabetikern
Natrium-Glucose-Kotransporter-2 (SGLT2)-Hemmer gelten als blutzuckersenkende Therapieoption zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2. Wirkstoffe wie Dapagliflozin (Forxiga®) induzieren eine verstärkte Ausscheidung der Glucose über den Harn sowie eine osmotische Diurese durch Hemmung des SGLT2 an der Niere. Die verstärkte Ausscheidung von Glucose sowie die milde Natriurese haben zudem eine Reduktion des Körpergewichts zur Folge und erklären vermutlich die bereits bekannte blutdrucksenkende Eigenschaft dieser Substanzgruppe [1]. Obwohl nicht als Antihypertensiva zugelassen, können SGLT2-Inhibitoren potenziell dabei helfen, Hypertonie als häufige Begleiterkrankung von Typ-2-Diabetikern weiter zu verringern.
Wie SGLT2-Hemmer bei Patienten eingesetzt werden sollen, die bereits eine antihypertensive Pharmakotherapie erhalten, war Gegenstand einer randomisierten, Placebo-kontrollierten, multizentrischen, doppelt verblindeten klinischen Phase III-Studie [2]. Ziel der Studie war es, die durch Dapagliflozin (10 mg/Tag) vermittelte Senkung des Blutdrucks an 449 Patienten mit inadäquat eingestelltem Typ-2-Diabetes und Hypertonie zu quantifizieren sowie die Sicherheit der 12-wöchigen Anwendung von Dapagliflozin bei dieser Patientenpopulation zu evaluieren. Neben ihren Antidiabetika erhielten die Patienten bereits ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Inhibitoren sowie eine weitere antihypertensive Medikation.
Die Behandlung mittels SGLT2-Inhibitoren (n = 225) erreichte im Vergleich zu Placebo (n = 224) eine signifikant höhere Senkung des systolischen Blutdrucks [-0,63% (95% KI, -0,76 bis -0,5)] sowie des HbA1c
-Wertes [-0,61% (95% KI, -0,76 bis -0,46)], wobei eine Subanalyse stärkere Senkungen bei Patienten aufzeigte, die zusätzlich β-Blocker oder Calciumkanalinhibitoren erhielten, als solche, bei denen Thiaziddiuretika angewendet wurden. Die Rate an Nebenwirkungen verblieb in der Placebo- oder SGLT2-Gruppe ähnlich, zeigte also keine klinisch signifikanten Unterschiede auf. Hypoglykämien traten selten auf, wobei schwere Verlaufsformen nicht beobachtet wurden. Gleiches galt für renale Nebenwirkungen wie eine relevant veränderte glomeruläre Filtrationsrate.
Dapagliflozin und Co. auf dem Prüfstand
Die amerikanischen und europäischen Aufsichtsbehörden prüfen derzeit die Sicherheit der SGLT2-Inhibitoren. Anlass sind Berichte über Ketoazidosen, die während der Therapie mit den Gliflozinen aufgetreten waren. Einige Patienten mussten stationär behandelt werden. Ungewöhnlicherweise waren die Blutzuckerspiegel dabei nur leicht erhöht. Üblicherweise geht die Ketoazidose, die als Folge eines akuten Insulinmangels eine typische Komplikation des Typ-1-Diabetes ist, mit sehr hohen Blutglucosespiegeln einher.
Entscheidender Zusatznutzen
Die Autoren der Studie sehen daher einen entscheidenden Zusatznutzen von Dapagliflozin bei Patienten, die neben ihrer antihypertensiven Medikation zusätzlich einen Diuretika-ähnlichen Effekt zur Kontrolle des Blutdruckes benötigen. Die geringe Wirksamkeit von Dapagliflozin bei Patienten mit Thiazid-Behandlung erscheint nicht unerwartet, so ist der blutdrucksenkende Effekt der SGLT2-Inhibitoren hauptsächlich auf deren diuretische Eigenschaften zurückzuführen. Die gleichzeitige Gabe beider Substanzklassen zeigt möglicherweise keinen klinisch relevanten additiven Effekt. Inwiefern diese Ergebnisse die derzeitigen Therapieregime erweitern, bleibt abzuwarten, da derzeit noch Daten aus Langzeitstudien zur Anwendung von SGLT2-Inhibitoren bei Patienten mit bereits existierender antihypertensiver Therapie fehlen.
Doch sollte beim Beratungsgespräch bereits jetzt auf wichtige Neben- und Wechselwirkungen der SGLT2-Inhibitoren hingewiesen werden. Da die Aktivität der SGLT2-Hemmer von der Nierenfunktion abhängig ist, scheint eine mindestens einmal jährliche Überprüfung der Nierenfunktion ratsam. Außerdem sollte darauf hingewiesen werden, dass eine häufige Nebenwirkung der Substanzgruppe das Auftreten von Harnwegs- und Genitalinfektionen ist, was besonders bei Patienten mit häufig rezidivierenden derartigen Infektionen zu beachten ist. Besonders zu Therapiebeginn bzw. bei Dosisumstellung sollte zudem auf Symptome einer Hypoglykämie wie Schwitzen, Herzklopfen, Zittern, Unruhe und Blässe geachtet und daher die unbedingte Mitnahme von Traubenzucker angeraten werden. |
Quellen
[1] Majewski, C and Bakris, GL (2015). „Blood Pressure Reduction: An Added Benefit of Sodium–Glucose Cotransporter 2 Inhibitors in Patients With Type 2 Diabetes.“ Diabetes Care 38(3): 429-430.
[2] Weber, MA et al. „Blood pressure and glycaemic effects of dapagliflozin versus placebo in patients with type 2 diabetes on combination antihypertensive therapy: a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 study.“ Lancet Diabetes & Endocrinology; Published Online: 24 November 2015
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