Gesundheitspolitik

FDP contra Apotheker

BERLIN (bro) | Ein Vorstandsmitglied der FDP Bayern will das Fremd- und Mehrbesitzverbot wieder in den Fokus rücken. Aus Sicht von Matthias Fischbach ist die Versorgung durch Apothekenketten qualitativ hochwertiger.

Wer glaubt, in der deutschen Politik gebe es keine Wünsche mehr nach einem deregulierten Apo­thekenmarkt, der liegt falsch. Matthias Fischbach, Landesvorstandsmitglied der FDP Bayern, will einen neuen Anlauf auf die sogenannte Liberalisierung. Grund für seinen Vorstoß ist ein Community-Beitrag eines Ökonomen in der Huffington Post.

Darin wird unter der Überschrift „Die deutsche Apotheke – ein Anachronismus in Europa“ die komplette Deregulierung des deutschen Apothekenmarktes gefordert. Mit dem Status quo ist der Autor überhaupt nicht zufrieden: „Die verkrustete Regulierung des Apothekenmarktes schadet Millionen Geldbeuteln, verhindert Innovation, und bringt nur einer kleinen gut organisierten Interessengruppe wirkliche Vorteile.“ In den sozialen Netzwerken machte dieser Meinungsbeitrag sehr schnell die Runde.

Fischbach: schon 2011 Angriff auf den Apothekenmarkt

Auch Matthias Fischbach, Vorstandsmitglied der FDP Bayern und ehemaliger Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Bayern, applaudierte dem Autor für seine Ideen auf Facebook. Der FDP-Politiker hatte schon 2011 versucht, den Apothekenmarkt anzugreifen. Die Jungen Liberalen stellten beim Landesparteitag 2011 einen Antrag, in dem die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und eine Aufhebung der Preisbindung gefordert wurden. Der Antrag verfehlte eine Mehrheit nur um zehn Stimmen.

Auf Nachfrage von DAZ.online sagte der FDP-Politiker, dass er mit seinem Posting einen „provokanten Teaser“ habe setzen wollen, um eine Diskussion über den Apothekenmarkt anzustoßen. „Da sollte man eine Abschaffung prüfen. In unserer mobiler gewordenen Welt könnten große Apothekenketten überregionale Marken mit eigenem Qualitätsversprechen aufbauen. Diese würden das Netz kleiner, inhabergeführter Apotheken gut ergänzen, bei denen ja nach wie vor das persönliche Vertrauen in den Apotheker vor Ort im Mittelpunkt steht. Außerdem entwickeln sich Geschäftsbereiche im Laufe der Jahre einfach weiter, dafür müssen auch im Arzneimittelmarkt die Voraussetzungen geschaffen werden. Im Bankenwesen haben beispielsweise alle noch die Bankfiliale an der Ecke als typisches Bild im Kopf. Aber in der Praxis besuchen inzwischen viele Menschen jahrelang keine Filiale mehr und vertrauen auf Online-Banking und Video-Beratung.“

Fischbach will nun zunächst FDP-intern prüfen, welche Chancen das Thema hat. Ziel sei es, ­erneut über die Jungen Liberalen in Bayern einen Antrag zu formulieren, um diesen vor dem Landesparteitag zur Abstimmung zu bringen. Dazu will Fischbach aber noch mit einigen Gesundheitsexperten über das Apothekenrecht sprechen. |

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