Arzneimittel und Therapie

Hilfe bei Hausstaubmilben-Allergie

Sublinguale Immunotherapie wirkt auch bei Asthmatikern

Hausstaubmilben sind ein verbreiteter Auslöser für allergisches Asthma. Dass eine spezifische Immuntherapie Patienten mit Hausstaubmilben-Allergie und allergischer Rhinokonjunktivitis helfen kann, ist bekannt. Es wurde jetzt erstmals gezeigt, dass eine sublinguale Immunotherapie auch das Risiko für Verschlechterung eines allergischen Asthmas verringern kann.
Foto: Oliver Meckes, Nicole Ottawa/eye of science/Agentur Focus

Eine Hausstaubmilbe umgeben von Staubpartikeln. Die weniger als 0,5 mm kleinen Hausstaubmilben (Dermatophagoides pteronyssimus) ernähren sich von menschlichen Hautschuppen und sind vorwiegend in Matratzen und Teppichböden zu finden. Der Kot dieser Tiere kann bei sensiblen Personen Allergien bis hin zu allergischem Asthma auslösen. Im Gegensatz zu Insekten haben diese Spinnentiere als adulte Tiere vier Beinpaare. (Raster-Elektronenmikroskop, Vergrößerung 400 : 1]

50% aller Asthmatiker reagieren allergisch auf Hausstaubmilben. Diese saisonal unabhängige Allergie tritt verstärkt in der Heizperiode auf. 30% der Asthmatiker, die sensibel auf Hausstaubmilben reagieren, haben trotz einer Therapie mit inhalativen Glucocorticoiden (ICS) und kurzwirksamen Betarezeptor-Agonisten (SABA) Symptome, unkontrolliertes Asthma oder beides. Daher erscheint die sublinguale Immunotherapie (SLIT), die auch bei Pollenallergikern angewendet wird, ein vielversprechendes Add-On für diese Patienten zu sein. Um dies zu belegen, wurden 834 Patienten in die erste große kontrollierte Studie zur SLIT bei allergischem Asthma eingeschlossen. Die Patienten nahmen inhalative Glucocorticoide und litten seit mindestens einem Jahr unter schlecht kontrolliertem Asthma. Sie erhielten zusätzlich zur Standardtherapie (inhalatives Budesonid und kurzwirksame Betarezeptor-Agonisten) entweder Sublingualtabletten mit einem gefriergetrockneten Extrakt aus Hausstaubmilben (Acarizax®) in zwei Dosierungen (zwölf Standardqualitätseinheiten [SQ] oder sechs SQ) oder Placebo. Nach sieben bis zwölf Monaten wurde die ICS-Dosis auf 50% reduziert, bevor Budesonid drei Monate später, wenn die Asthmasymptomatik sich nicht verschlimmert hatte, ausschleichend abgesetzt wurde.

Der primäre Endpunkt der Studie war das Risiko, dass es während der Reduktionsphase zu einer moderaten bis schweren Verschlechterung des Krankheitsbildes kommt (unabhängig von der Art des auslösenden Allergens). Diese Verschlechterung wurde über einen erhöhten Bedarf an kurzwirksamen Betarezeptor-Agonisten, eine Verschlechterung des Peakflow-Wertes, Krankenhausbesuche oder eine notwendige Rückkehr zur ICS-Therapie definiert. Am Ende der sechsmonatigen Behandlungsphase hatte sich dieses Risiko in der Sechs-SQ-Gruppe um 28% gegenüber Placebo reduziert, in der Zwölf-SQ-Gruppe waren es 31%. Die Zwölf-SQ-Dosis reduzierte das Risiko für nächtliches Erwachen und verschlimmerte Tagessym­ptomatik um 36%, das Risiko für gesteigerte SABA-Nutzung um 48% und für verschlechterte Lungenfunktion um 42% gegenüber Placebo. Die geringere Dosis Hausstaubmilben-Allergen brachte nur im Bezug auf die Lungenfunktion eine signifikante Risikoreduktion (40%).

Die auftretenden Nebenwirkungen waren dosisabhängig (39% unter der Sechs-SQ-Dosis, 46% unter zwölf SQ, 17% unter Placebo) und umfassten größtenteils Reaktionen wie oralen Juckreiz, Ödeme im Mundbereich oder Rachenreizungen. Die Studie war jedoch nicht darauf ausgelegt, das Nebenwirkungspotenzial auszuloten. Daher sind weitere Untersuchungen zur Sicherheit und Effektivität notwendig, insbesondere auch da eine SLIT im Normalfall über längere Zeiträume (meist drei Jahre) als hier untersucht fortgeführt wird. |

Quelle

Virchow JC. Efficacy of a House Dust Mite Sublingual Allergen Immunotherapy Tablet in Adults With Allergic Asthma, JAMA 26. April 2016

Apothekerin Sarah Katzemich

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