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Arzneimittel und Therapie
Rosige Aussichten bei Gürtelrose?
Neuer Impfstoff in der Pipeline
Bei Herpes Zoster (Gürtelrose) handelt es sich um eine Reaktivierung eines latenten Varicella-Zoster-Virus. Typischerweise manifestiert sich die Gürtelrose als schmerzhafter, juckender Hautausschlag. Zur häufigsten Komplikation zählt die postherpetische Neuralgie. Im Allgemeinen beträgt die Inzidenz von Herpes Zoster 2 bis 4,6 Fälle pro 1000 Patientenjahre, nimmt aber im Alter deutlich zu. So beträgt die Inzidenz bei Personen über 80 Jahre 10,0 bis 12,8 pro 1000 Patientenjahre. Zur Behandlung der Gürtelrose wird in erster Linie der antivirale Wirkstoff Aciclovir verwendet, der die Dauer des Hautausschlags verkürzen, nicht aber die Inzidenz der postherpetischen Neuralgie reduzieren kann. Eine prophylaktische Impfung erscheint daher sinnvoll. Zurzeit steht der attenuierte Lebendimpfstoff Zostavax® (Merck) für Personen über 50 Jahre zur Verfügung. Daneben wird aktuell von GSK ein neuer Impfstoff entwickelt. Es handelt sich dabei um einen Subunit-Totimpfstoff (HZ/su), bei dem ein Hüllprotein des Varicella-Zoster-Virus mit einem Adjuvans kombiniert ist. Dieser Impfstoff befindet sich zurzeit in der Phase III der klinischen Prüfung. Nachdem in einer vorangegangenen Studie bereits eine Wirksamkeit von 97,2% bei Personen über 50 Jahre gezeigt werden konnte, wurde der Impfstoff nun bei über 70-Jährigen getestet.
ZOE-70-Studie überzeugt
Die ZOE-70-Studie (Zoster Efficacy Study in Adults 70 Years of Age or Older) sollte die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs bei über 70-Jährigen zeigen. An der randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie nahmen 13.900 Personen über 70 Jahre aus 18 Ländern teil. Die Probanden erhielten zwei Dosen des HZ/su-Impfstoffs oder Placebo intramuskulär in einem Abstand von zwei Monaten.
Während einer durchschnittlichen Follow-up-Periode von 3,7 Jahren trat bei 23 Probanden aus der Verum-Gruppe Herpes Zoster auf, verglichen mit 223 in der Placebo-Gruppe (0,9 versus 9,2 pro 1000 Patientenjahre). Die Wirksamkeit des Impfstoffs betrug 89,8%. Die Wirksamkeit nahm mit dem Alter nur unwesentlich ab und war vergleichbar in der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen (90,0%) und der über 80-Jährigen (89,1%). Die Wirksamkeit bei postherpetischer Neuralgie betrug 88,8%. Die Anzahl der zu erwartenden Nebenwirkungen wie lokale Reaktionen an der Einstichstelle oder Müdigkeit waren in der Verum-Gruppe häufiger als unter Placebo (79,0% versus 29,5%). Auch im vierten Jahr nach der Impfung war diese noch wirksam (87,9%).
Fehlendes öffentliches Bewusstsein?
Diese Ergebnisse klingen durchaus vielversprechend. Zu den Schwachstellen des einzigen derzeit am Markt verfügbaren Lebendimpfstoffs Zostavax® zählen tatsächlich die insgesamt geringere Wirksamkeit sowie die stark abnehmende Wirksamkeit der Impfung im Lauf der Zeit (Schutzwirkung 68,7% im ersten Jahr, 4,2% im achten Jahr). Dennoch muss sich der neue Impfstoff HZ/su erst beweisen. Wie lange die Wirksamkeit von HZ/su tatsächlich anhält, muss noch gezeigt werden. Die bisherigen Daten erlauben nur eine Aussage über die ersten vier Jahre nach der Impfung.
Auch die Verträglichkeit muss noch in einer größeren Kohorte unter Beweis gestellt werden, zumal bei dem Impfstoff mit AS01B ein relativ neues Adjuvans eingesetzt wird.
Nicht zuletzt wird HZ/su wie sein Mitstreiter Zostavax® mit dem mäßigen öffentlichen Bewusstsein für die Krankheit und die Sinnhaftigkeit der Impfung zu kämpfen haben. |
Quellen
Cunningham AL, et al. Efficacy of the Herpes Zoster Subunit Vaccine in Adults 70 Years of Age or Older. NEJM 2016;375:1019-1032
Neuzil KM, et al. Preventing Shingles and Its Complications in Older Persons. NEJM 2016;375:1079–1080
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