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Therapien im Gespräch
POP-Fälle 2016
Praxis-Beispiele für umfassende Medikationsanalysen und das Medikationsmanagement
POP-Fall Restless-legs-Syndrom
Else Rippert ist eine 77-jährige alleinstehende Patientin mit Hypertonie, Diabetes mellitus Typ 2 und einer Postzoster-Neuralgie mit Fazialisparese. Zu ihren Hauptbeschwerden zählen unruhige Beine, Schlafstörungen und Depression. Außerdem leidet sie unter eingeschränkter Sehfähigkeit (Folge der Zoster-Infektion) und berichtet von einer ausgeprägten Mundtrockenheit. Maßnahmen, die als Folge einer umfassenden Medikationsanalyse getroffen wurden, führten zu einer deutlichen Verbesserung nicht nur der Restless-legs-Symptomatik (DAZ 3, S. 44).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Vom Regen in die Traufe – Impulskontrollstörungen vs. Dopamin-Agonisten-Entzugssyndrom (DAZ 3, S. 54)
POP-Fall Ulcus ventriculi
Frau Dörner ist eine 70-jährige Patientin, Zustand nach Apoplex (2012) mit Hypercholesterinämie und Hypertonie in der Anamnese. Sie klagt über bohrende Oberbauchschmerzen sowie Aufstoßen und Völlegefühl nach dem Essen. Sie trinkt daher in letzter Zeit häufiger einen Digestif nach der Mahlzeit, insbesondere nach fettigem Essen, um die Verdauung anzuregen. Außerdem berichtet sie über leichte bis moderate Schmerzen im Knie, die sie bei mittelschweren Aktivitäten etwas einschränken. Im Rahmen einer Endoskopie des oberen Verdauungstraktes und entsprechender Histologie kombiniert mit einem Urease-Schnelltest wird bei Frau Dörner ein Helicobacter-pylori-assoziiertes Ulcus ventriculi diagnostiziert. Dieser Fall zeigt, wie arzneimittelbezogene Probleme durch eine fundierte Therapieplanung bereits im Vorfeld umgangen werden können (DAZ 7, S. 50).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Abweichen vom Regime – Helicobacter-pylori-Eradikation trotz Penicillin-Allergie (DAZ 7, S. 62)
POP-Fall Spondylitis ankylosans
Herr R. U. ist ein 54-jähriger Patient mit Morbus Bechterew und Heuschnupfen. Er ist übergewichtig und Raucher. In letzter Zeit leidet er unter einem trockenen Reizhusten sowie Sodbrennen. Für diese Probleme möchte er ein Mittel in der Apotheke erwerben. Rückenschmerzen, bedingt durch die Spondylitis ankylosans, sind mit einer regelmäßigen Einnahme von Naproxen 750 mg zweimal täglich kontrolliert. Durch eine umfassende Medikationsanalyse konnten Maßnahmen ergriffen werden, mit denen die körperlichen Beschwerden des Patienten und die aufgetretenen Nebenwirkungen reduziert werden konnten. Durch den engeren Kontakt zum Arzt und die Einbeziehung des Rheumatologen konnte beim Patienten das Verständnis für die Erkrankung, die medikamentöse Therapie und die nicht-pharmakologischen Interventionen gesteigert werden. Eine unnötige und nicht ausreichend wirksame Selbstmedikation wurde vermieden, ebenso wurden Maßnahmen ergriffen, um Spätfolgen zu verhindern (DAZ 11, S. 54).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Auf dem Holzweg – Wenn die Diagnose Spondylitis ankylosans verschleppt wird (DAZ 11, S. 62)
Multimorbidität plus Linksherz-Unterstützungssystem
Herr H. ist ein 73-jähriger Mann, der aufgrund einer Verschlechterung des Allgemeinzustands, Harnverhalt und einem Abfall des Hämoglobins (Hb) (Konzentration von 7,0 g/dl), den der Hausarzt feststellte, stationär aufgenommen wurde. Nach Angabe des Patienten bestehe für ihn ein „Trinklimit“ von einem Liter pro Tag, das durch seine chronische Niereninsuffizienz im Stadium 3 begründet ist. Aus der Patientenakte war zu entnehmen, dass bei Herrn H. die Diagnose einer koronaren Zwei-Gefäß-Erkrankung nach Myokardinfarkt vorlag, die bereits mit einem Stent versorgt wurde. Eine arterielle Hypertonie und Hypercholesterolämie waren als kardiovaskuläre Risikofaktoren bereits zuvor bekannt. Dieser Fall zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit und patientenindividuelle Therapieentscheidungen zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit sind. Bei diesem Patienten ist festzuhalten, dass viele Wechselwirkungen zu akzeptieren sind, da die gleichzeitige Anwendung der Arzneimittel unabdingbar ist. Gerade deshalb ist ein sorgfältiges Monitoring notwendig (DAZ 16, S. 50).
POP-Fall Schlaganfall
Herr F. L., 67 Jahre, berichtet, dass er im Krankenhaus war und vor wenigen Tagen aus der Rehaklinik entlassen worden sei. Grund seines stationären Aufenthaltes waren eine Hemiparese rechts, Sprachstörungen sowie ein hängender Mundwinkel. Klinisch und radiologisch gesichert (cMRT) wurde die Diagnose eines kardioembolischen Arteria-cerebri-media-Infarktes links gestellt. Die Einnahme von Blutverdünnern führt zur schnelleren Hämatombildung. Herr F. L. wünscht eine Aufklärung über die möglichen Alternativen. Durch eine Patientenschulung konnte der Patient davon überzeugt werden, dass er eine für ihn geeignete und leitliniengerechte Therapie erhält. Ihm ist nun bewusst, dass die korrekte Arzneimittel-Einnahme nach Medikationsplan für ihn wichtig ist, und er weiß, auf welche Nebenwirkungen er achten soll. Die Hämatome treten laut Patient nun nur noch selten auf. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit konnte die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöht sowie die Anzahl der einzunehmenden Medikamente reduziert werden. Dadurch wurde der Patientenwunsch erfüllt und seine Adhärenz verbessert (DAZ 19, S. 42).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Prädikat unzureichend – Schlechte Adhärenz unter neuen oralen Antikoagulanzien (DAZ 19, S. 52)
POP-Fall Multiples Myelom
Erwin Klein ist ein 68-jähriger verheirateter Patient mit arterieller Hypertonie. Seit einigen Monaten ist er tagsüber müde und körperlich sowie geistig nur eingeschränkt leistungsfähig. Außerdem klagt er über Bewegungsschmerzen im Bereich der Wirbelsäule. Da sein Urin neuerdings trüb ist und schäumt, sucht er seinen Hausarzt auf, der Blut und Urin des Patienten untersuchen lässt. Schließlich wird Erwin Klein in die Hämatologie überwiesen und erhält dort die Diagnose Multiples Myelom. Die onkologische Behandlung im vorliegenden Fall soll dem Patienten ein weitgehend progressionsfreies und nebenwirkungsarmes Überleben ermöglichen. Mithilfe des Medikationsmanagements wurde darüber hinaus die Therapie der Begleitsymptomatik optimiert. Außerdem wurde er geschult, täglich auf bestimmte Symptome zu achten, die auf eine Progression oder Komplikationen im Zusammenhang mit dem Multiplen Myelom hinweisen können (DAZ 29, S. 36).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Nicht nur bei HIV – Prophylaxe der Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (DAZ 29, S. 46)
POP-Fall Deprescribing
Frau Overkötter ist eine 80-jährige polymorbide Patientin mit koronarer Herzkrankheit (KHK), Myokardinfarkt (2006), Zustand nach dreifacher Stent-Implantation, Mitral- und Trikuspidalklappen-Insuffizienz, permanentem Vorhofflimmern, COPD, rheumatoider Arthritis, Polyarthrose, fünf Hüftoperationen in der Vergangenheit, Knie-Totalendoprothese links. Als Hauptbeschwerden werden starke Schmerzen an Beinen, Hüfte, Knien und Rücken sowie Mobilitätseinschränkungen, vor allem in Bewegung, angegeben.
Unsere Patientin wendete zahlreiche Medikamente an und wurde daher für ein Medikationsmanagement ausgewählt. Aufgrund der Vielzahl der Diagnosen und der Schwere der Erkrankungen war eine Polymedikation zu erwarten und nicht zu vermeiden. Allerdings gab es zahlreiche Ansätze zur Therapieoptimierung, auf die Patientenziele konnte eingegangen werden (DAZ 37, S. 40).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Gemeinsame Entscheidungsfindung
Deprescribing als gemeinsamer Prozess von Ärzten und Patienten (und Apothekern?) (DAZ 37, S. 50)
Herausforderung Adhärenz
Frau W. ist eine 83-jährige Patientin mit Alzheimer-Demenz, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Hypothyreose, Gicht und depressiven Episoden. Seit einem Krankenhausaufenthalt, bei dem ihre Medikation geändert wurde, klagt sie über Tagesmüdigkeit und gelegentliche Rücken- oder Muskelschmerzen.
Frau W. lebt allein, ihre Enkelin hat seit Kurzem die Organisation und das Stellen ihrer Arzneimittel übernommen, fühlt sich aufgrund der Fülle der Medikamente und mehrerer Medikationspläne aber zusehends überfordert. Im vorliegenden Fall wurden für Frau W. Rezepte über Simvastatin und Atorvastatin eingelöst. Daraufhin wurde in der Apotheke angeboten, die Medikation zu überprüfen und einen vollständigen Plan als Einstieg in ein Medikationsmanagement zu erstellen.
Durch die Vereinfachung des Therapieregimes, das Erstellen eines übersichtlichen Medikationsplans und die Zielsetzung eines gleichbleibenden Aussehens der Arzneiformen konnte das Vertrauen von Frau W. in ihre Arzneimitteltherapie und so in der Folge ihre Adhärenz gesteigert werden. Die Schulung der Patientin und ihrer Angehörigen führte zu einem besseren Verständnis der Relevanz und des Nutzens der Einnahme. In diesem Fall bedingten vor allem die Unübersichtlichkeit und die große Anzahl an einzelnen, zum Großteil doppelten Arzneimittelpackungen eine verminderte Therapietreue. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker konnte die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhen (DAZ 46, S. 46).
AMTS-Spezial zu diesem Fall: Den Patienten überzeugen – Mit motivierender Gesprächsführung die Adhärenz fördern (DAZ 46, S. 58) |
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