Therapien im Gespräch

Senioren in der Apotheke

Worauf muss man bei geriatrischen Patienten achten?

cae | Senioren – Multimorbidität – Polypharmazie: Diese Wörter charakterisieren eine wichtige Klientel der öffentlichen Apotheke. Deshalb bilden sich immer mehr Apotheker in geriatrischer Pharmazie weiter. in diesem Jahr hatte die DAZ immer wieder Aspekte dieses sehr umfassenden Themas angesprochen. Hier eine kleine Auswahl.

Nierenschwäche – Unterfunktion mit vielen Konsequenzen

Eine chronische Nierenschwäche entwickelt sich schleichend und kann stufenlos bis zum völligen Nierenversagen führen. Risikofaktoren sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck, also zwei Erkrankungen, die auf dem Vormarsch sind; Erkrankungen der Niere selbst sind nur für etwa jede dritte Niereninsuffizienz verantwortlich. Für die Praxis in der Apotheke ist vor allem relevant, dass bei einer Nierenschwäche renal eliminierte Arzneistoffe länger im Körper verweilen; daher ist die Arzneimitteldosis individuell an die eingeschränkte Nierenfunktion anzupassen. Auch giftige Stoffwechselprodukte von Grundnahrungsmitteln, auf die der Mensch nicht verzichten kann, werden bei einer Nierenschwäche verzögert ausgeschieden, z. B. Creatinin, dessen Ausscheidungsrate (Clearance) der wichtigste Parameter für die glomeruläre Filtrationsrate der Nieren ist. In schweren Fällen ist eine regelmäßige Dialyse oder eine Nierentransplanta­tion erforderlich, damit der Patient keine tödliche Urämie erleidet. Da die Niere auch physiologisch wichtige Stoffe synthetisiert wie Erythropoietin, Calcitriol (Wirkform von Vitamin D) und Renin, wirkt sich eine Niereninsuffizienz u.a. auf die Blutbildung und den Knochenstoffwechsel negativ aus (DAZ 10, S. 64).

Applikationsorte für die Hypo­dermoclysis: Körperstellen mit viel subkutanem Fettgewebe.

Wenn Patienten nicht mehr ausreichend trinken

Im 19. Jahrhundert hat man Cholera-Patienten, die wegen ständiger Diarrhö „auszutrocknen“ drohten, durch subkutane Infusionen vor dem Tod gerettet. Diese altbewährte subkutane Flüssigkeitssubstitution (auch: Hypodermoclysis) ist heute wieder aktuell: Sie ist eine Option bei geriatrischen Patienten, die z. B. aufgrund kognitiver Einschränkungen eine orale Re­hydratation verweigern. Gegenüber der intravenösen Rehydratation bietet sie den Vorteil, dass das Infektions­risiko geringer ist. Die Applikation erfolgt an Stellen von Oberschenkel, Bauch und oberem Rücken, an den sich viel subkutanes Fettgewebe befindet. Am häufigsten werden Kochsalz-, Glucose- und Ringerlösung verabreicht; ein halber Liter „tropft“ in zwei bis vier Stunden in das Gewebe. Die Hypodermoclysis kann nach ärztlicher Verschreibung von speziell ausgebildetem Pflegepersonal durchgeführt werden und wird laut einem Beschluss des BG-A von den Krankenkassen erstattet (DAZ 25, S. 40).

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Körperliche Bewegung verbessert das Wohlbefinden. Gefährliche Stürze ereignen sich typischerweise nachts beim Gang auf die Toilette.

Vor Stürzen schützen

Wenn ein älterer Mensch hinfällt, erleidet er eher einen Knochenbruch als ein junger Erwachsener. Auch die Folgen sind gravierender, sodass fast jeder zweite Senior mit Knochenbrüchen innerhalb eines Jahres stirbt. So traurig diese Bilanz ist, noch schlimmer ist, dass viele Knochenbrüche quasi unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind. Das Risiko von Benzodiazepinen und Z-Substanzen ist hinlänglich bekannt, trotzdem werden sie in vielen Fällen ohne ausreichende Indikation verschrieben. Doch auch viele andere Arzneistoffe erhöhen das Sturzrisiko, indem sie z. B. Schwindel, Gangunsicherheit und motorische Koordinationsstörungen verursachen. Werden mehrere solche Arzneimittel kombiniert, wie es bei Senioren häufig der Fall ist, wächst das Sturzrisiko entsprechend (DAZ 27, S. 52). |


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