Arzneimittel und Therapie

Cave Kreatinin-Wert!

Schon ein mäßiger Anstieg erhöht Risiken einer ACE-Hemmer- und Sartan-Therapie

Neuen Erkenntnissen zufolge soll der Nutzen einer Renin-Angiotensin-Blockade bei kardiorenalen Erkrankungen von der Erhöhung des Kreatinin-Wertes abhängen. Die derzeitige Empfehlung, erst bei dessen Erhöhung um mehr als 30% die Therapie zu ändern, muss überdacht werden.

Eine Blockade des Renin-Angiotensin-Systems mithilfe von ACE-Hemmern und Angiotensin-II-Rezeptor-Blockern ist eine häufig ergriffene Maßnahme zur Therapie kardiorenaler Erkrankungen wie Hypertonie, diabetischer Mikroalbuminämie, Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz und Proteinurie. Dabei ist zu beachten, dass die Blockade des Renin-Angiotensin-Systems zu einer plötzlichen Abnahme der Nierenfunktion führen kann, die auf eine Antagonisierung der Konstriktion der efferenten Blutgefäße zurückzuführen ist. Daher empfehlen Leitlinien zu Beginn der Therapie eine engmaschige Überwachung der Nierenfunktion und ein Absetzen der Therapie bei Anstieg des Kreatinin-Wertes um 30% und mehr. Doch was für Folgen hat ein geringfügiger Anstieg des Kreatinin-Wertes? Überwiegt hier der gewünschte langfristige kardiorenale Benefit oder ist mit negativen Auswirkungen zu rechnen? Mit diesen Fragen befasste sich eine englische Arbeitsgruppe, die die Langzeitdaten zweier großer nationaler Gesundheitsregister in einer Kohortenstudie auswertete. Die Studienpopulation bestand aus mehr als 122.000 Patienten, die aufgrund kardiorenaler Erkrankungen ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker erhalten hatten. In Abhängigkeit des Kreatinin-Wertes wurden folgende Endpunkte ermittelt: Niereninsuffizienz im Endstadium, Myokardinfarkte, Herzinsuffizienz und Mortalität. Dabei zeigte sich, dass bereits ein mäßiger Anstieg des Kreatinin-Wertes das Risiko erhöhte und diese Risikoerhöhung etwa proportional mit dem Kreatinin-Anstieg verlief (siehe Abb.).

Abb.: Kardiorenale Risiken in Abhängigkeit der Erhöhung des Kreatinin-Wertes. Bereits ein mäßiger Anstieg erhöht das Mortalitätsrisiko sowie das Risiko einen Herzinfarkt, eine Herzinsuffizienz oder eine terminale Niereninsuffizienz zu erleiden. Das Risiko steigt in etwa parallel mit dem Anstieg des Kreatinin-Wertes.

Klinische Konsequenzen

Welche Konsequenzen hat diese Feststellung? Die Empfehlung aktueller Leitlinien, erst bei einer Kreatinin-Erhöhung um mehr als 30% die Renin-Angiotensin-Blocker abzusetzen, muss nun infrage gestellt werden. Wie Kommentatoren der Studie ausführen, ist es an der Zeit, dass die verordnenden Ärzte Nutzen und Risiken genau abwägen und ihre Therapie individualisieren. Der Kreatinin-Wert könnte dabei als Marker dienen, ob ein Patient engmaschig überwacht werden oder medikamentös umgestellt werden muss. |

Quelle

Schmidt M. et al. Serum creatinine elevation after renin-angiotensin system blockade and long term cardiorenal risks: cohort study. BMJ 2017;356:j791 http://dx.doi.org/10.1136/bmj.j791

Valente M et al. Renale function after new treatment with renin-angiotensin system blockers. BMJ 2017; 356:j1122 doi:10.1136/bmj.j1122.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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