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Beratung

Schwitz, schwitz …

Was hilft gegen übermäßige Schweißbildung?

Beim Sport, beim Sonnenbaden und oft einfach nur so: Nicht wenige Menschen neigen zur starken Schweißbildung. Bei ein bis zwei Prozent der Bevölkerung besteht sogar eine Hyperhidrose, also ein krankhaftes, übermäßiges Schwitzen, generalisiert oder in einzelnen Körperregionen wie den Händen, den Füßen, dem Gesicht oder üblicherweise der Achselhöhle. Was hilft wirklich gegen solche Probleme? Und was sollte man dem Kunden raten, wenn er in der Apotheke nach einem Deodorant oder gezielt nach einem aluminiumfreien Antitranspirans fragt? | Von Christine Vetter

Nicht immer liegt eine Hyperhidrose vor, wenn ein Kunde in der Apotheke ein Deodorant oder ein Antitranspirans zu kaufen wünscht. So manchen stört einfach die Tatsache, dass in der warmen Jahreszeit die Schweißneigung steigt und Schweißflecken in der Achselhöhle Hemd oder T-Shirt „zieren“. Andere Kunden aber klagen über schweißnasse Hände oder Füße oder auch starkes Schwitzen im Gesicht oder am Rumpf aus scheinbar nichtigem Anlass. Nicht selten fühlen sich die Betroffenen dadurch stark beein­trächtigt.

Fließender Übergang: gesundes oder krankhaftes Schwitzen?

Dabei ist das Schwitzen eine wichtige und sogar lebensnotwendige Körperfunktion. Es trägt zur Wärmeregulation bei und verhindert eine Überhitzung des Körpers. „Übermäßiges Schwitzen kann jedoch auch krankhaft sein“, berichtet Privatdozent Dr. Peter Arne Gerber von der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, wo er die Hyperhidrose-Sprechstunde leitet. „Von einer krankhaften Störung ist auszugehen, wenn das starke Schwitzen den Betroffenen erhebliche Probleme in ihrem sozialen und auch beruflichen Umfeld macht und sie in ihrer Lebensführung und Lebensqualität relevant beeinträchtigt“, erklärt der Mediziner.

Allerdings sind die Übergänge zwischen gesundem und krankhaftem Schwitzen laut Dr. Ralf Hinrichs fließend. Dass Schwitzen als belastend empfunden wird, ist dabei keineswegs selten: „Wir sehen jede Woche mehrere Patienten, die in der Praxis über starkes Schwitzen klagen“, erklärt der in Köln niedergelassene Dermatologe.

Wie dem Schweißproblem beizukommen ist, kann individuell sehr unterschiedlich sein. Zu erfragen ist deshalb, wie konkret das Schwitzen auftritt und was als besonders belastend erlebt wird. Denn hinter den Beschwerden können sich ernste Erkrankungen verbergen, betont Hinrichs: „Zum Beispiel kann Nachtschweiß ein frühes Symptom einer Krebs­erkrankung sein.“ Als eine Art Alarmsignal sei es zu ver­stehen, wenn jemand angibt, am ganzen Körper stark zu schwitzen. Dann ist gegebenenfalls eine Hyperthyreose oder eine andere Erkrankung als Ursache abzuklären.

Deodorant – Hilfe gegen den Schweißgeruch

Oft aber wird das Schwitzen einfach nur als unangenehm erlebt. Es ist vielen Mitbürgern verhasst, weil sie den charakteristischen Schweißgeruch fürchten. Dabei ist der Schweiß per se geruchsneutral. Zur Geruchsbildung kommt es erst, wenn Bakterien auf der Hautoberfläche ihn zersetzen. In aller Regel ist in solchen Fällen ein Deodorant zur „Behandlung“ ausreichend.

Die kurz als Deos bezeichneten Produkte enthalten anti­mikrobiell wirksame Substanzen, die die für die Geruchsbildung verantwortlichen Bakterien auf der Haut abtöten, sowie Duftstoffe, z. B. Minzöl oder Nelkenöl, die den Körpergeruch überdecken („Geruchsüberdecker“). Meist sind zudem spezielle Geruchsabsorber wie Zinkricinoleat und Natriumhydrogencarbonat enthalten, die geruchsbildende Verbindungen aufnehmen. Ferner werden Enzyminhibitoren eingesetzt, um die Aktivität der an der Geruchsbildung beteiligten Enzyme zu hemmen, sowie Antioxidanzien, welche die unerwünschte Oxidation anderer Substanzen verhindern sollen.

Die Inhaltsstoffe von Deodorants sind nicht alle unproblematisch. Das zeigt das Beispiel von Polihexanid (Polyaminopropyl Biguanide, PHMB), einem Antiseptikum und Konservierungsmittel, das als krebserregend, mutagen und reproduktionstoxisch eingestuft ist (CMR 2). Die EU-Kosmetikverordnung erlaubt maximal 0,3 Prozent in Kosmetika (Anhang V). Aktuell wird jedoch eine Höchstgrenze von 0,1 Prozent in Kosmetika empfohlen (Gutachten des Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS, vom 7. 4. 2017). Weitere, teilweise bedenkliche Inhaltsstoffe sind Phenoxyethanol, Ethylhexylglycerol, Silber und der Riechstoff Methylphenylbutanol. Auch Triclosan ist in Deos erlaubt, obwohl es im Verdacht steht, die Entwicklung von Resistenzen der Bakterien gegen Antibiotika zu fördern. In der Naturkosmetik werden stattdessen natürliche Keimhemmer wie Hopfen, Fenchel, Melisse und Hamamelis genutzt. Bei der Anwendung ist generell auf individuelle Unverträglichkeiten oder sogar Allergien gegen bestimmte Inhaltsstoffe zu achten.

Deos sind in verschiedenen Formen, beispielsweise als Spray, Roller oder Pads, im Handel. Beliebt ist vor allem das Deo-Spray, weil es sich sehr einfach anwenden lässt: Auf Knopfdruck werden die in aller Regel alkoholischen Wirkstoff­lösungen als Aerosol freigesetzt und hygienisch auf der Haut verteilt. Als Treibgase wurden früher FCKWs verwendet, die die Deo-Sprays im Zusammenhang mit dem Ozonloch in Verruf brachten. Die heutigen Deo-Sprays sind jedoch weniger umweltschädlich, da sie unproblematische Treibgase wie Propan, Butan und Isobutan enthalten oder als Pumpspray oder Zerstäuber betrieben werden.

Neben dem klassischen Deo-Spray wird der Deoroller immer beliebter, weil er punktgenau und gut dosierbar auf die gewünschten Hautstellen aufzutragen ist und als kompakter Gegenstand leicht unterwegs mitgeführt werden kann. Die Inhaltsstoffe sind dem Spray vergleichbar, liegen aber in etwas höher konzentrierter Form vor und ziehen rasch in die Haut ein. Zusätzlich kommen für die Konsistenz wichtige Gelbildner und Emulgatoren zum Einsatz.

Einige Deos gibt es als Deo-Cremes, die normalen Pflegecremes ähneln und ebenso angewandt werden, oder als Deo-Tücher oder -Pads, mit denen das Deodorant direkt auf die Haut aufgetragen wird.

Antitranspiranzien – den Schweißfluss unterdrücken

Während Deodorants als Körperpflegemittel primär auf die Vermeidung von unangenehmen Körpergerüchen abzielen, enthalten Antitranspiranzien zusätzlich Substanzen, welche die Aktivität der Schweißdrüsen steuern. Als Wirkstoffe werden Aluminiumsalze eingesetzt, die die Hautporen verengen und die Schweißkanäle blockieren (Tab. 1). So können sie die Schweißproduktion signifikant drosseln (laut Gerber).

Tab. 1: Aluminiumhaltige Antitranspiranzien (Auswahl). Aluminiumhydroxychlorid (AHC) ist ein Überbegriff für verschiedene basische Aluminiumchloride (vgl. Kasten NRF-Rezeptur).
Produkt
Hersteller
Aluminiumsalzgehalt
Anwendungsempfehlung
AHC forte Antitranspirant
JV Cosmetics
30%
abends nach dem Waschen dünn auf betroffene Hautstellen auftragen; in der Regel genügt eine Anwendung pro Woche
Aluminiumhydroxychlorid Creme 20%
Fagron
20%
anfangs jeden zweiten bis dritten Tag, anschließend ein- bis zweimal wöchentlich anwenden
Eucerin Anti-Transpirant Intensive 72 h Pump-Spray
Beiersdorf
20 – 30%
abends vor dem Schlafengehen auftragen; an den ersten drei Tagen jeden Abend, dann jeden zweiten Abend bzw. nach Bedarf
Everdry Body Antitranspirant
Everdry
10%
abends vor dem Schlafengehen auftragen; nach maximal vier Nächten mit der Anwendung pausieren; dann nach Bedarf
Medisan Plus Antitranspirant Spray
Curaskin Medikosmetik
20%
ein- bis viermal pro Woche abends vor dem Schlafengehen auftragen
Odaban Spray
MDM Healthcare Deutschland
20%
abends vor dem Schlafengehen auftragen; zunächst täglich, dann zwei- bis dreimal wöchentlich
syNeo
Thomas Brunner Hygiene
22%
abends vor dem Schlafengehen auftragen; die Wirkung hält bis zu fünf Tage an; bei Nachlassen der Wirkung wieder anwenden

Immer mehr Anwender fürchten allerdings, durch die Verwendung von aluminiumhaltigen Produkten könne zusätz­liches Aluminium in den Körper gelangen und sich gesundheitsschädlich auswirken. Zusammenhänge werden beim Brustkrebs und bei der Alzheimer-Demenz gesehen. „Man kann diese Sorgen nicht einfach als haltlos abtun, auch wenn wirklich stichhaltige wissenschaftliche Belege oder Studien bis dato ausstehen“, berichtet Gerber. Andererseits fehlen bislang auch wissenschaftliche Daten, die diese Theorie widerlegen. Ferner ist zu bedenken, dass auch andere Körperpflegemittel und Kosmetika wie Zahnpasta, Sonnenschutzmittel, Make-up und Farbpigmente in Lippenstiften Aluminiumverbindungen enthalten können.

Davon abgesehen nehmen wir auch mit dem Essen und über das Trinkwasser Aluminium auf. Als wöchentlich tolerierbare Menge (tolerable weekly intake, TWI) hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ein Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Verbraucher diese Menge zum Teil bereits mit Lebensmitteln überschreiten.

Das BfR hat die Aluminiumaufnahme aus aluminiumhaltigen Antitranspiranzien berechnet und bewertet. Dabei hat es bezüglich der systemisch verfügbaren Mengen Daten zugrunde gelegt, die aus experimentellen Studien mit gesunder und geschädigter Haut ermittelt wurden. Für die gesunde Haut hat es eine Aufnahme von rund 10,5 mg pro Tag errechnet. Bei täglichem Gebrauch von Antitranspiranzien liegt diese Menge über dem Wert, den die EFSA für einen 60 kg schweren Erwachsenen als unbedenklich ansieht (60 mg/Woche oder 8,6 mg/Tag). Bei geschädigter Haut, beispielsweise durch Verletzungen bei einer Rasur, sind die Aufnahmemengen um ein Vielfaches höher. Somit wird allein durch die tägliche Anwendung eines aluminiumhaltigen Antitranspirans der TWI-Wert möglicherweise überschritten. Es müssen aber noch weitere Aluminiumquellen, z. B. Lebensmittel, Kochutensilien oder weitere Kosmetika, berücksichtigt werden. Das BfR geht deshalb davon aus, dass ein Teil der Bevölkerung mehr Aluminium aufnimmt, als die EFSA für tolerierbar hält, und dass das Aluminium sich im Körper anreichern kann.

Andererseits zeigen aluminiumhaltige Antitranspiranzien laut Hinrichs eine gute klinische Wirksamkeit bei meist guter Verträglichkeit. Initial kann es aber zu trockener Haut und gegebenenfalls auch zu Hautreizungen kommen. „Solche Probleme aber sind durch eine Dosisanpassung – möglicherweise durch individuell in der Apotheke hergestellte Präparate – oder durch verlängerte Intervalle bei der Anwendung meist gut zu beherrschen“, so Hinrichs.

Die Aluminiumaufnahme kann zudem durch einfache Maßnahmen reduziert werden, indem Antitranspiranzien „z. B. nicht unmittelbar nach der Rasur und nicht bei geschädigter Achselhaut aufgebracht werden“, so Gerber. Das BfR hat außerdem vorgeschlagen, einen Grenzwert für Aluminium in Antitranspiranzien festzulegen, realisiert wurde dies bislang jedoch nicht.

NRF-Rezeptur

Das Neue Rezeptur-Formularium enthält die Rezeptur „Hydrophiles Aluminiumchlorid-Hexyhydrat-Gel 15% /20%” (NRF 11.24.). Rezepturbestandteile sind der Wirkstoff Aluminiumchlorid-Hexyhydrat (Ph. Eur.), der Gelbildner Hydroxyethylcellulose 250 und Gereinigtes Wasser. Zur Wirkung heißt es in der Monografie: „Das medizinisch angewendete Aluminiumchlorid reagiert stärker sauer als die in kosmetischen Mitteln eingesetzten Aluminiumsalze.” Empfohlen wird die Anwendung vor dem Schlafengehen, weil im Schlaf die Schweißdrüsen in der Regel inaktiv sind. Nach drei bis fünf Anwendungen pro Woche kann die Wirkung durch eine einmal wöchent­liche Anwendung aufrechterhalten werden.

Beratung zum Thema Schwitzen

Klagen Kunden in der Apotheke über starkes Schwitzen, so ist laut Gerber zunächst eine Beratung zu Maßnahmen, die das Schwitzen reduzieren können, sinnvoll. Denn die Lebensführung hat maßgeblichen Einfluss auf die Schweißbildung. Gemindert werden kann diese z. B. durch den Abbau von Übergewicht, den Verzicht auf das Rauchen, Alkohol sowie auf Nahrungsmittel, die im individuellen Fall einen Schweißausbruch triggern können. Häufig ist dies bei schweißtreibenden Gewürzen und besonders scharfen Speisen der Fall.

Eventuell können auch Salbei-Tees oder -Dragees die Schweißneigung mindern. Valide kontrollierte Studien zur Wirkung der Salbeiextrakte gibt es bislang aber nicht.

Hyperhidrose – krankhaftes Schwitzen

„Besteht der Verdacht, dass ein krankhaftes Schwitzen vorliegen könnte, ist dem Kunden die Konsultation eines Dermatologen anzuraten“, sagt Dr. Gerber. Denn es ist zu klären, ob es sich um eine sekundäre Hyperhidrose handelt, deren Ursache eine Grunderkrankung ist. Als solche kommt z. B. ein Malignom, eine Hyperthyreose, eine Infektion oder ein Diabetes mellitus infrage. Auch eine Adipositas sowie das Klimakterium können eine übermäßige Schweißbildung bedingen. Diese kann zudem als Arzneimittelnebenwirkung auftreten, beispielsweise als Folge einer Behandlung mit Parasympathikomimetika, Glucocorticoiden, Antibiotika oder auch Antidepressiva. Es ist gut bekannt, dass auch andere Faktoren wie Stress, Schmerz sowie Angstreak­tionen übermäßiges Schwitzen fördern können.

Während bei der primären Hyperhidrose keine kausale Therapie möglich ist, kann die übermäßige Schweißproduktion bei der sekundären Hyperhidrose möglicherweise durch eine effektive Beseitigung der Ursache behoben werden, betont Hinrichs. Ist das nicht der Fall, so gibt es die Möglichkeit einer systemischen Therapie mit oralen Antihidrotika. Zugelassen sind zwei Anticholinergika-Präparate. Sie enthalten die Wirkstoffe Methantheliniumbromid (Vagantin®) bzw. Bornaprin (Sormodren®). In den Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft werden zur medikamentösen Therapie der Hyperhidrose auch Psychopharmaka wie Tranquilizer und Sedativa sowie Betablocker aufgeführt.

Bei hohem Leidensdruck ist laut Leitlinie außerdem die intra­kutane Injektion von Botulinumtoxin A zu erwägen, die sich laut Hinrichs in der Praxis als sehr effektiv erwiesen hat; die Wirkdauer beträgt etwa sechs Monate. Die Behandlung ist allerdings teuer, und die Kosten werden von den gesetzlichen Krankenkassen in aller Regel nicht übernommen. Weitere Optionen sind die Leitungswasser-Iontophorese, die Radiofrequenz-Thermotherapie oder auch chirurgische Behandlungsmaßnahmen. |

Autorin

Christine Vetter hat Biologie und Chemie studiert und arbeitet seit 1982 als Medizinjournalistin.

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