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- DAZ 24/2017
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Arzneimittel und Therapie
Sofortige Antibiotika-Therapie hilft am wenigsten
Bei unkomplizierten Infektionen der unteren Atemwege kann abgewartet werden
In einer prospektiven Kohortenstudie wurde untersucht, ob unterschiedliche Strategien bei der Antibiotika-Verordnung den Verlauf von Infektionserkrankungen des unteren Respirationstrakts beeinflussen.
- Strategie A war keine Antibiotika-Gabe,
- Strategie B eine um zwei bis drei Tage verzögerte Verordnung bzw. Einnahme und
- Strategie C eine sofortige Antibiotika-Verordnung.
An der Studie nahmen knapp 29.000 über 16-jährige Patienten englischer Arztpraxen teil, die an einer Infektion der unteren Atemwege erkrankt waren. Festgehalten wurden die Symptome, der Krankheitsverlauf sowie der Zeitpunkt der Antibiotika-Therapie. Der primäre Studienendpunkt umfasste den erneuten Praxisbesuch aufgrund anhaltender Beschwerden innerhalb von 30 Tagen nach dem ersten Arztbesuch, die Notwendigkeit einer Hospitalisierung und Todesfälle als Folge der Erkrankung. 0,4% der Patienten wurden bereits bei der Erstkonsultation in ein Krankenhaus überwiesen, für die verbleibende Studienpopulation wurden folgende Ergebnisse ermittelt: 0,3% der Patienten, die bei der Erstkonsultation kein Antibiotikum erhalten hatten (Strategie A), mussten nach einem folgenden Arztbesuch hospitalisiert werden oder verstarben. Dem standen 0,9% gegenüber, die sofort antibiotisch therapiert worden waren (Strategie C) und 0,4%, die das Antibiotikum verzögert erhalten hatten (Strategie B). Das heißt also, dass eine sofortige Antibiotika-Gabe zu den schlechtesten Ergebnissen führte.
Die Resultate einer multivariablen Analyse zeigen keine Verringerung der Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle durch eine sofortige Antibiotika-Gabe (risk ratio 1,06, 95% Konfidenzintervall 0,63 bis 1,81; p = 0,84) und eine nicht signifikante Reduktion nach einer verzögerten Antibiotika-Therapie (risk ratio 0,81, 95% Konfidenzintervall 0,41 bis 1,64; p = 0,61). Es konnte folglich kein signifikanter Nutzen einer sofortigen oder verzögerten Antibiotika-Gabe gezeigt werden.
Eine erneute Arztkonsultation aufgrund neuer, anhaltender oder sich verschlechternder Symptome war häufig erforderlich und zwar bei 19,7% der Patienten, die kein Antibiotikum erhielten, bei 25,3% der Patienten mit einer sofortigen Antibiotika-Therapie und bei 14,1% der Patienten mit verzögerter Antibiotika-Therapie. Der erneute Arztbesuch konnte durch die verzögerte Antibiotika-Gabe signifikant um 36% verringert werden, hingegen nicht durch eine sofortige Antibiotika-Gabe. |
Quelle
Little P et al. BMJ 2017;357:j2148
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