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Versender: Keine Gefahr durch Rx-Boni

Klaus Gritschneder von der Europa Apotheek Venlo wirbt für Versand als Alternative für Chroniker

BERLIN (ks) | Klaus Gritschneder, Mitbegründer der Europa Apotheek Venlo (EAV) und Vizepräsident des Verbandes der europäischen Versandapotheken, wirbt derzeit in der Politik für den Erhalt des Rx-Versandhandels. Im Interview mit DAZ.online erklärt er, dass etwaige Strukturprobleme anders gelöst werden müssten.

Gritschneder ist in der Geschäftsleitung der EAV für die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Political Relations verantwortlich. Politikern, die er dieser Tage trifft, erzählt er, dass das von Gesundheitsminister Hermann Gröhe geplante Rx-Versandverbot gleich gegen mehrere Gesetze verstoßen würde: Einerseits gegen die Lissaboner Verträge, die den freien Warenverkehr innerhalb der EU ermöglichen. Andererseits wäre das Verbot verfassungswidrig, weil es gegen die verfassungsrechtlich geschützte Berufsausübungsfreiheit verstoßen würde, meint der Kommunikationswissenschaftler. Für die EAV gehe es um die Existenz – selbst wenn sie nach einem Verbot weiter OTC verkaufen dürfte. Angesichts eines Rx-Anteils von etwa 80% wäre „für uns Schicht im Schacht“, sagt Gritschneder. Sollte es wirklich so weit kommen, sei man aber auf „alle Szenarien vorbereitet“. Zunächst werde man alle rechtlichen Mittel ausschöpfen.

Gritschneder ist ohnehin überzeugt, dass die Boni-Gewährung ausländischer Versender die Apothekenstruktur in Deutschland nicht gefährden kann. Zwischen 2004 und 2012 habe man schließlich bereits Rx-Boni gewährt. „Und genau in der Mitte dieses Zeitraums, also im Jahr 2008, war die Apothekenzahl auf einem Höhepunkt angekommen, bei 21.602 Apotheken.“ Seit ein paar Jahren sinke die Apothekenzahl zwar – aber das habe nichts mit dem Versandhandel zu tun.

Strukturprobleme müsse man daher anders lösen. So könne man etwa darüber nachdenken, Hausärzte in gewissen schwierigen Versorgungsituationen Akutarzneimittel dispensieren zu lassen. „In Regionen, in denen es keine Apotheke mehr gibt, wäre das eine Alternative“, sagt Gritschneder. Außerdem könnte man Klinikapotheken befähigen, ambulante Leistungen zu erbringen.

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Das vollständige Interview mit Klaus Gritschneder, finden Sie auf DAZ.online durch Eingabe des Webcodes X3RO9 in die Suchmaske.

Kein Verständnis hat der EAV-Kommunikator für das Argument, Versandapotheken könnten weniger gut beraten als die Apotheke vor Ort: „Ich würde sagen, dass die Apotheker erst einmal versuchen sollten, an unsere Beratungsqualität heranzukommen. Unsere Computer melden uns automatisch, wenn bei den Bestellungen Probleme mit Neben- oder Wechselwirkungen aufkommen, wir bieten einen 24-Stunden-Service mit einem Notdienstapotheker an, der immer erreichbar ist“. |

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