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Gesundheitspolitik
Brandenburger Aufsicht ruft Produkte von Lunapharm zurück
Landesgesundheitsministerin räumt Versäumnisse ein – Infotelefon eingerichtet
Eine knappe Woche nachdem das ARD-Magazin Kontraste über die zweifelhaften Geschäfte berichtet hatte, trat Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) vor die Presse und nahm die anfängliche Entwarnung zurück. Ihr Haus initiierte einen Rückruf aller Präparate, die Lunapharm aus Griechenland bezogen haben soll. Denn nunmehr sieht auch das Ministerium Verdachtsmomente für eine mögliche Gesundheitsgefahr. Golze entschuldigte sich angesichts der Versäumnisse. In Berlin teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit indessen mit, dass auch eine Berliner Apotheke betroffene Arzneimittel erhalten hatte. Diese Präparate seien bereits abgegeben, die Empfänger informiert.
Die Vorwürfe gegen Golze und das ihr unterstellte Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG), das für die Überwachung des Pharmahandels zuständig ist, wiegen schwer. Eine kriminelle Bande soll über eine griechische Apotheke teure und temperatursensible Arzneimittel an Lunapharm verkauft haben. Diese Präparate sollen zuvor aus griechischen Kliniken gestohlen worden sein. Während die Staatsanwaltschaft Potsdam offenbar bereits seit April 2017 wegen des Verdachts der Hehlerei und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz gegen die Lunapharm Geschäftsführerin ermittelt, will das Ministerium nichts von den Diebstählen gewusst haben. Es habe nur erfahren, dass der Vertriebsweg aus der griechischen Apotheke illegal gewesen sei. Als die Aufsicht deshalb bei Lunapharm vorbeischaute habe sie dies nicht nur im Vorfeld angekündigt, sondern auch nur Proben von zwei temperaturunempfindlichen Präparaten testen lassen. Diese befand das Amt für unbedenklich. Nachdem das Ministerium infolge des Kontraste-Beitrags die Berichte zu Lunapharm beim LAVG angefordert hat, entdeckte es darin allerdings einen Vermerk zu einem Amtshilfeersuchen, das das Landeskriminalamt dem LAVG am 7. März 2017 zugestellt haben soll. Das Originaldokument war in der Akte zwar nicht mehr vorhanden, jedoch enthielt der Vermerk einen Hinweis auf Diebstahl. Ab diesem Zeitpunkt hätte das LAVG einen Rückruf starten müssen, sagt nun Golze. Sehr verspätet erfolgte dieser dann in der vergangenen Woche. Nach Ministeriumsangaben ging es um eine „geringe Menge“ – offenbar um sieben verschiedene Präparate und insgesamt 700 Packungen. Das LAVG veröffentlichte bis AZ-Redaktionsschluss jedoch keine Liste der Rückrufe.
Vergangenen Freitag schaltete das Brandenburger Ministerium dann eine Telefon-Hotline. Unter der Nummer 0331 866-5020 sollen täglich zwischen 10:00 und 16:00 Uhr medizinische und pharmazeutische Experten für Fragen von Patienten, aber auch von Apothekern und Ärzten zur Verfügung stehen. |
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