Gesundheitspolitik

PEI: Grippeimpfstoff-Engpässe melden!

Die Impfbereitschaft steigt / Mylan: Noch gibt es ausreichende Mengen

BERLIN (ks) | Gehen die Grippeimpfstoffe aus? Und wenn ja, in welchen Regionen gibt es Engpässe in der Versorgung? Das will das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gerne wissen und hat Apotheker über die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) aufgerufen, Engpässe bei der Beschaffung über das neue Online-Meldeformuar des PEI zu melden.

Tatsächlich zeigt ein Blick auf die PEI-Webseite zu Grippeimpfstoffen, dass GlaxoSmithKline, Sanofi-Pasteur und AstraZeneca ihre Impfstoffe Influsplit Tetra, Vaxi­grip Tetra und Fluenz Tetra für die laufende Saison als abverkauft gemeldet haben. Nur bei Sanofi heißt es, es gebe noch 10 × 1 Fertig­spritzen mit feststehender Kanüle. Keine Einschränkung gibt es laut PEI-Liste bei Mylan und seinem Influvac Tetra. Das Unternehmen bestätigte gegenüber der AZ, aktuell noch über „ausreichende Mengen“ zu verfügen. Aber: „Die Nachfrage ist groß, der Bestand schmilzt stündlich; wir vermuten, dass Mylan der einzige Anbieter mit Impfstoff auf Lager ist.“

Mylan hat in dieser Grippe-Saison abgeräumt: Trotz gestrichener Impfstoff-Rabattverträge hat das Unternehmen durch Vereinbarungen mit den Apothekern dafür gesorgt, dass sein ganz neuer tetravalenter Grippeimpfstoff Influvac Tetra in vielen Regionen Deutschlands vorbestellt wurde und dort breit zum Einsatz kommt – so auch im Nordosten der Republik. Andere Hersteller konnten hingegen keine Vorbestellungen in dieser Menge verzeichnen – und passten ihre Produktion entsprechend an. Kaum war die Impfsaison eröffnet, klagten Apotheken bereits, keine Vakzine mehr zu bekommen.

Impfbereitschaft gewachsen

Das dürfte auch an einer gestiegenen Nachfrage liegen: Laut einer aktuellen Online-Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag von Sanofi Pasteur wollen sich diese Saison 63 Prozent mehr Menschen als im letzten Jahr gegen Grippe impfen lassen. Insgesamt signalisierten 43 Prozent der 1000 Befragten die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. Unter den ab 60-Jährigen zeigten sich 58 Prozent impfwillig, bei den chronisch Kranken sogar 61 Prozent. Medizinisches Personal gab zu 60 Prozent an, sich impfen lassen zu wollen. In der Saison zuvor sagten das nur 32 Prozent. Gründe für die zunehmende Impfbereitschaft dürften zum einen die Erfahrungen aus der heftigen Grippewelle der vergangenen Saison sowie die neuen Erstattungsregelung für Vierfach-Grippeimpfstoffe sein.

PEI und AMK wollen es genauer wissen

Doch wie ist die Versorgungslage wirklich? Werden Impfwillige in den Praxen zurückgewiesen? Das PEI will sich darüber ein Bild verschaffen und bittet daher um Meldungen über das seit Mitte Oktober existierende Online-Melde­formular für vermutete Impfstoff­engpässe (Pfad: www.pei.de > Arzneimittel > Impfstoffe > Lieferengpässe >Meldung). Ergänzend bittet die AMK um eine Meldung unter www.arzneimittelkommission.de, wenn Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit Impfstoffen vorliegen sowie bei Risiken für Patienten, die sich aufgrund von Engpässen ergeben.

Indessen betont Susanne Dolfen, Leiterin Arzneimittelversorgung bei der AOK Nordost: „In der Region Nordost ist nicht mit Lieferengpässen oder gar einem Aus­verkauf der Grippeimpfstoffe zu rechnen.“ Das liege daran, dass man sich ­gemeinsam mit den drei Apothekerverbänden der Region frühzeitig um Liefersicherheit bemüht habe. Dolfen: „Als erste Region in Deutschland haben wir bereits im Februar 2018 den Bedarf ermittelt, so dass der Grippeimpfstoff frühzeitig bestellt werden konnte. Auf dieses bewährte Versorgungsmodell greifen wir seit 2011 zurück. Lieferengpässe für Grippeimpf­stoffe waren daher im Nordosten nie ein Thema.“

Dennoch will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei den Impfstoffen erneut nachbessern. Im Rahmen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes soll Vertragsgestaltungen, die letztlich doch auf einen exklusiven Partner hinauslaufen, der Anreiz genommen werden, indem die Apothekenvergütung gedeckelt wird. |

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