- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 20/2018
- Blastoiden statt ...
Prisma
Blastoiden statt Blastozysten
Grundlagenforschung für die Reproduktionsmedizin
Nachdem die befruchtete Eizelle (Zygote) sich fünfmal geteilt und zur 32-zelligen Morula („kleine Maulbeere“) gewandelt hat, entwickelt sie sich zur Blastozyste, die durch einen Hohlraum und zwei verschiedene Stammzelltypen gekennzeichnet ist: Die äußeren Zellen bilden den Trophoblasten, aus dem sich ein Großteil der Plazenta entwickelt; die inneren Zellen bilden den Embryoblasten, die Urform des Embryos. Diese Stammzellen werden bereits seit Jahrzehnten als Zelllinien in vitro kultiviert.
Wissenschaftlern des „Hubrecht Instituut“ für Entwicklungsbiologie und Stammzellforschung in Utrecht ist nun ein entscheidender Fortschritt gelungen: Sie haben Embryo- und Trophoblastenzellen der Maus zusammengebracht und anschließend so stimuliert, dass sie sich zu festen Zellverbänden formierten und gemeinsam den Prozess der Blastogenese in Gang setzten. Die durch diese Manipulation entstandenen Blastoiden ähneln natürlichen Blastozysten. So können die Blastoiden in den Uterus einer Maus eingepflanzt werden, worauf diese alle Symptome einer Schwangerschaft zeigt, obwohl sich kein lebensfähiger Embryo entwickelt.
Bei der selbstständigen Einnistung (Nidation) eines Blastoids in den Uterus vollzieht sich eine intensive Kommunikation zwischen den beiden Zelltypen. Die Embryoblasten geben dabei den Ton an; sie senden den Trophoblasten die Signale für die Proliferation und für die Synthese bestimmter Enzyme, die zur Nidation erforderlich sind. Die genaue Erforschung dieser „Sprache“ ist das Ziel künftiger Experimente. Da Embryoblasten- und Trophoblastenzellen, die unterschiedliche genetische Merkmale aufweisen, bei der Eschaffung von Blastoiden miteinander kombiniert werden können, ist zu erwarten, dass sich genetische Risikofaktoren für das Missglücken der Nidation – und folglich für Unfruchtbarkeit – finden lassen. Zudem könnten Wirkstoffe, die eine erfolgreiche Nidation fördern, in vitro entdeckt und erforscht werden; somit würden für diesen Erkenntnisgewinn weniger Versuchstiere verbraucht.
Derzeit schlagen zwei von drei medizinischen In-vitro-Fertilisationen fehl. Dies belastet die betroffenen Frauen und ihre Partner psychisch und finanziell. Die Autoren sind optimistisch, dass ihre Experimente die Reproduktionsmedizin voranbringen werden – auch wenn sie mit Mäusezellen arbeiten. |
Quelle
Rivron NC et al. Blastocyst-like structures generated solely from stem cells. Nature 2018;557:106-111
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.