Prisma

Das Schielen des Leonardo da Vinci

Wie Strabismus die Kunst bereichert

us | Leonardo da Vinci (1452 – 1519) gilt als einer der genialsten Maler und Gelehrten seiner Zeit. Von seiner Hand stammen unter anderem der vitruvianische Mensch, das Abendmahl und die Mona Lisa. Dabei kam ihm möglicherweise ein ganz besonderer Blick auf die Welt zugute.
Foto: myper – stock.adobe.com
Eines der berühmtesten Werke da Vincis, der vitruvianische Mensch, entstand um 1490.

Strabismus, landläufig eher als Schielen bekannt, ist eine Fehlstellung der Augen, die zu einer Beeinträchtigung des Sichtfeldes führen kann. Professor Christopher Tyler von der School of Health Sciences der University of London, fand nun Beweise dafür, dass Leonardo da Vinci unter einer besonderen Form von Strabismus litt. Dazu wurden sechs Portraits und Selbstportraits des Malers untersucht und die Augen vermessen. Die in JAMA Ophthalmology veröffentlichten Ergebnisse legen nahe, dass ein Auge da Vincis periodisch nach außen schielte (intermittierende Exotropie). Der aus allen Werken gemittelte Schielwinkel beträgt etwa –10 Grad. Für den Künstler könnte dies von Vorteil gewesen sein, da es ihm die Fähigkeit verlieh, zwischen stereoskopischer (dreidimensionaler) und monookularer (zweidimensionaler) Sicht zu wechseln. Hierdurch gelangen ihm besonders eindrucksvolle dreidimensionale Darstellungen, etwa von Gesichtern oder Landschaften. Auch von anderen berühmten Malern wie Rembrandt, Dürer oder Degas ist bekannt, dass sie mit einer Form von Strabismus lebten. |

Quelle

Tyler CW. Evidence That Leonardo da Vinci Had Strabismus. JAMA Ophthalmol 2018; doi:10.1001/jamaophthalmol.2018.3833

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