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Prisma
Antidepressiva für Schnabeltiere
Arzneimittelrückstände reichern sich in Nahrungskette an
Australische Wissenschaftler untersuchten in der Gegend um Melbourne Tiere aus sechs verschiedenen Fluss-Ökosystemen auf Arzneimittelrückstände. Dabei wurden verschiedene Positionen in der Nahrungskette berücksichtigt. Insektenlarven, die sich im Wasser entwickeln, nehmen die Substanzen zuerst auf. Sie dienen dann entweder als Nahrung für kleinere Raubtiere wie Spinnen und Fische oder schließen ihre Entwicklung ab und tragen die aufgenommenen Stoffe dann aus dem Wasser in die Umgebung, wo sie beispielsweise von Vögeln gefressen werden. Je höher ein Lebewesen in der Nahrungskette angesiedelt ist, desto stärker reichern sich die Pharmaka an. Insgesamt konnten 69 verschiedene Arzneimittel in den untersuchten Spezies nachgewiesen werden. Besonders hohe Konzentrationen wurden von den Antidepressiva Venlafaxin, Citalopram und Fluoxetin, dem Antimykotikum Clotrimazol, dem Antibiotikum Trimethoprim und dem Betablocker Metoprolol gemessen. Auch Benzodiazepine wie Clonazepam und Alprazolam sowie die Opioide Tramadol und Codein wurden gefunden. Als Repräsentanten des oberen Endes der Nahrungskette wählte das internationale Team um Prof. Michael Grace Schnabeltiere und Forellen aus. Berechnungen führten zu dem Ergebnis, dass Schnabeltiere in der Umgebung von Melbourne jeden Tag im Schnitt gut 1000 µg eines Medikamentencocktails aus 67 verschiedenen Substanzen pro kg Körpergewicht zu sich nehmen. Darin enthalten ist über die Hälfte einer menschlichen Tagesdosis an Antidepressiva, mit noch unbekannten Auswirkungen für die kleinen Säuger. |
Quelle
Richmond EK et al. A diverse suite of pharmaceuticals contaminates stream and riparian food webs. Nat Commun 2018;9(1):4491
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