Arzneimittel und Therapie

Trotz Stress nicht aus dem Takt

Emotional getriggertes Vorhofflimmern tritt unter Betablockern seltener auf

Negative Gefühle wie Stress oder Ärger können bei vorbelasteten Patienten Vorhofflimmern auslösen. Womöglich könnte der gezielte Einsatz von Betablockern helfen, bei Betroffenen die Häufigkeit stress­induzierter Flimmer-Episoden zu verringern.

Plötzliches Herzstolpern, Schweißausbruch, Druckgefühl im Brustkorb, das Herz schlägt bis zum Hals … Vorhofflimmern löst nicht nur Angst und Panik bei Betroffenen aus, es ist auch mit einem erhöhten Sterberisiko und einer hohen Morbidität (Herzinsuffizienz, Schlaganfall) verbunden. Ein bekannter Trigger-Faktor für das Auftreten des paroxysmalen Vorhofflimmerns ist emotionaler Stress. Forscher an der Medizinischen Fakultät der Yale Universität haben nun untersucht, ob Betablocker die negativen Auswirkungen von Wut oder Stress auf den Herzrhythmus abschwächen können. Betablocker sind bei Hypertonie oder Herzinsuffizienz Mittel der Wahl. Bei Patienten mit Vorhofflimmern werden sie als frequenzregulierende Therapie eingesetzt. Durch ihre Hemmwirkung auf Adrenalin und Noradrenalin unterdrücken sie eine stressinduzierte Sympathikus-Aktivierung. Die negativ-chronotrope Wirkung untermauert die Vermutung, dass diese altbekannte Wirkstoffklasse auch einen modulierenden Effekt auf stressinduziertes bzw. durch Sympathikus-Aktivierung hervorgerufenes Vorhofflimmern haben könnte.

Untersucht wurde der mögliche Zusammenhang in einer prospektiven, kontrollierten Studie an 91 Patienten. Bei allen Probanden bestand bei Einschluss in die Studie innerhalb der voran­gegangenen sechs Monate ein inter­mittierend-anhaltendes oder paroxysmales Vorhofflimmern. Rekrutiert wurde unter Patienten, die sich bereits einer Kardioversion unterzogen und/oder ein ambulant bestätigtes Vorhofflimmern hatten. Rund 60% nahmen Betablocker ein. Ein Jahr lang wurde mithilfe eines elektronischen Tagebuchs die Gefühlslage aller Probanden vor einer Flimmer-Episode dokumentiert. Unter den Patienten mit Betablocker-Therapie wurden 77% (73 von 95) der Attacken durch negative Emotionen (Wut, Stress, Ärger) ausgelöst. In der Kontrollgruppe waren es insgesamt 93% (63 von 68). Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer emotional getriggerten Flimmer-Episode war bei Patienten, die Betablocker erhielten, somit geringer (Odds Ratio [OR] 4,0; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,7 bis 9,5) als bei Patienten ohne eine solche Verordnung (OR 22,5; 95%-KI 6,7 bis 75,4).

Ob und inwieweit Betablocker künftig als Akutmedikation bei stressinduziertem Vorhofflimmern sinnvoll sein könnten, welche Dosierung empfehlenswert wäre oder ob besonders ­vulnerable Patienten von einem ­ziel­gerichteten Einsatz profitieren könnten, müssen weiterführende ­Studien klären. |

Literatur

Lampert R et al. Effect of beta-blockers on triggering of symptomatic atrial fibrillation by anger or stress. Heart Rhythm 2019; doi: 10.1016/j.hrthm.2019.03.00

Apothekerin Dorothée Malonga Makosi, MPH

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