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Pandemie Spezial
Schutz vor COVID-19 durch BCG-Impfung?
Daten aus Israel lassen keinen Vorteil einer Immunisierung erkennen
Weltweit traten in Regionen mit hoher Tuberkulose-Durchimpfungsrate vergleichsweise wenig schwere COVID-19-Infektionen auf. In den letzten Wochen kam daher immer wieder die Frage auf, ob eine Tuberkulose-Impfung möglicherweise vor einem schweren COVID-19-Verlauf schützen kann (s. DAZ 2020, Nr. 14, S. 37). Im Zuge eines nationalen Impfprogramms hatte Israel zwischen 1955 und 1982 routinemäßig alle Neugeborenen mit dem auf attenuierten Tuberkulose-Bakterien basierenden BCG-Impfstoff (Bacille Callmette-Guerin) immunisiert. Nach 1982 wurden nur noch Einwanderer aus Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz geimpft. Dieser Wandel konnte jetzt in einer israelischen Studie genutzt werden, um zu prüfen, ob eine vorhandene BCG-Impfung vor schweren COVID-19-Verläufen schützen kann. Dazu wurden zwei Gruppen mit unterschiedlichem Impfstatus gebildet: Personen, die drei Jahre vor und drei Jahre nach Beendigung des BCG-Impfprogramms geboren wurden. Derzeit werden in Israel alle Patienten, die Symptome (Husten, Fieber, Atemnot) aufweisen, auf SARS-CoV-2 getestet. Von allen 72.060 getesteten Patienten waren 3064 im Zeitraum zwischen 1979 und 1981 geboren (also mit hoher Wahrscheinlichkeit geimpft). 2869 Patienten hingegen waren im Zeitraum von 1983 bis 1985 geboren und daher wahrscheinlich nicht gegen BCG geimpft. Der positiv auf das Coronavirus getestete Anteil lag in der geimpften Gruppe bei 11,7%, in der Kontrollgruppe bei 10,4%. Auch die Berechnung der Positivraten pro 100.000 Einwohner ergab nur eine Differenz von 21 Personen (121 in der geimpften Gruppe gegenüber 100 in der nicht geimpften Gruppe). In beiden Fällen konnte kein statistisch signifikanter Unterschied erkannt werden. Es muss beachtet werden, dass von der Positivrate nicht auf die Gesamtbevölkerung geschlossen werden darf, da nur Patienten getestet wurden, die zuvor Symptome aufgewiesen haben. In beiden Gruppen gab es jeweils nur einen schweren Erkrankungsfall, ein Patient musste mechanisch beatmet werden, der andere auf einer Intensivstation behandelt werden. Ein Zusammenhang zwischen BCG-Status und dem Schweregrad der Erkrankung ist nicht zu erkennen. Die Studie bildet eine große Kohorte der Bevölkerung ab und vergleicht zwei ähnliche Altersgruppen, wodurch Störfaktoren auf ein Minimum beschränkt werden. Die Vermutung, dass eine Tuberkulose-Impfung im Kindesalter vor einer COVID-19-Erkrankung im Erwachsenenalter schützt, lässt sich durch diese Daten nicht bestätigen. |
Literatur
Hamiel U, Kozer E, Youngster I. SARS-CoV-2 Rates in BCG-Vaccinated an Unvaccinated Young Adults. JAMA Network Open. Online-Vorabpublikation vom 13. Mai 2020
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