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Pandemie Spezial
Kinder seltener mit SARS-CoV-2 infiziert?
Interimsanalyse der baden-württembergischen Eltern-Kind-Studie legt Vermutung nahe
Die Teilnehmer der Eltern-Kind-Studie wurden nicht nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Man rekrutierte sie vielmehr aus einem Personenkreis, der sich zwischen dem 22. und 30. April auf einen Aufruf zur Teilnahme in lokalen Zeitungen und sozialen Netzwerken gemeldet hatte. Die Untersuchungen und Tests fanden im Zeitraum 22. April bis 15. Mai 2020 an den vier Universitätskliniken in Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm statt. Eingeschlossen wurden rund 2500 Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren sowie ein zugehöriges Elternteil, die im gleichen Haushalt leben und keine COVID-19-Symptome aufwiesen. Die Wissenschaftler werteten bei den Testpersonen jeweils einen Virustest nach Rachenabstrich und einen Bluttest auf SARS-CoV-2-Antikörper aus.
Fast alle Tests sind ausgewertet
Die vor etwa einer Woche vorgestellte Interimsanalyse basiert auf den Untersuchungsergebnissen von 4932 Personen, 2466 Kindern und 2466 zugehörigen Elternteilen (1855 Mütter, 611 Väter). Insgesamt umfasst die Studienkohorte 5042 Personen, die fehlenden Daten werden derzeit ausgewertet. Nach den vorläufigen Ergebnissen war im Untersuchungszeitraum von 22. April bis 15. Mai 2020 nur ein Eltern-Kind-Paar mit SARS-CoV-2 infiziert. Bei 64 Getesteten fand man Virus-Antikörper, das entspricht einer Häufigkeit von 1,3 Prozent. Statistisch hoch signifikant mehr Elternteile (45) als Kinder (19) hatten Antikörper gebildet. Kinder zwischen 6 und 10 Jahren (12 Fälle von 1358) waren häufiger Antikörper-positiv als Kinder zwischen 1 und 5 Jahren (7 Fälle von 1122).
Wer hat wen angesteckt?
Von den 19 seropositiven Kindern hatten 13 ein seropositives Elternteil. Dagegen hatten 32 seropositive Elternteile ein seronegatives Kind. In der Subgruppe der jüngeren Kinder lebten nur 15 seropositive Elternteile mit einem nicht infizierten Kind zusammen, drei seropositive Kinder dagegen mit einem seronegativen Elternteil. Bei den älteren Kindern im Alter zwischen sechs und zehn Jahren gab es 17 seropositive Eltern mit einem seronegativen Kind und drei seropositive Kinder mit seronegativen Elternteilen. Diskutiert wurden diese Zusammenhänge in der Vorabversion noch nicht, da noch einige wenige Datensätze in der Auswertung fehlen. Ob die Frage, wer wen angesteckt hat, überhaupt beantwortet werden kann, wird sich in der finalen Version der Studie zeigen.
Daten aus Lockdown-Zeiten
Die Datensammlung für die Eltern-Kind-Studie hatte in einer Zeit begonnen, als die Schulen bereits mehr als einen Monat lang geschlossen waren und in den Kitas nur eine Notbetreuung durchgeführt wurde. Dieser Fakt wurde in der Vorabversion der Studie ebenfalls nicht diskutiert. Die Landesregierung ließ verlauten, dass die Schulöffnung die Möglichkeit bietet, „den neuen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen bis zu den Sommerferien noch einen Monat lang genau zu beobachten und auch durch Tests zu begleiten. Die gewonnenen Erkenntnisse werden uns helfen, uns intensiv auf das neue Schul- und Kindergartenjahr ab September vorzubereiten.“ |
Literatur
Erste Ergebnisse der Studie über Corona bei Kindern. https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/erste-ergebnisse-der-studie-ueber-corona-bei-kindern/, Abruf am 22.Juni 2020
Vorläufige Ergebnisse der Eltern-Kind COVID-19-Studie in Baden-Württemberg. Pressemeldung vom 16. Juni 2020, https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/newsroom/vorlaeufige-ergebnisse-der-eltern-kind-covid-19-studie-in-baden-wuerttemberg/
Debatin KM et al. Prevalence of COVID-19 in children in Baden-Württemberg. Preliminary study report, https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/pressestelle/Kinderstudie/Prevalence_of_COVID-19_in_BaWu__.pdf, Abruf am 22. Juni 2020
Landesweite Schließung von Schulen und Kindergärten. Pressemitteilung vom 13. März 2020, https://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/landesweite-schliessung-von-schulen-und-kindergaerten/, Abruf am 19. Juni 2020
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