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Die Seite 3
Alle Jahre wieder
Haben Sie eventuell noch Grippeimpfstoff übrig? Schauen Sie doch mal in den Tiefen Ihres Apothekenkühlschranks nach. Vielleicht stoßen Sie dort auf die ein oder andere 1er-Packung der zu Ende gehenden Saison.
Oder aber Ihnen fallen die 10er-Packungen mit unverbrauchten Impfstoffdosen schon entgegen, wenn Sie nur an der Kühlschranktür rütteln. Hatte da womöglich eine Hausarztpraxis im vergangenen Herbst telefonisch bei Ihnen nachbestellt und dann doch nichts mehr davon wissen wollen, als die Vakzine bei Ihnen eintraf? Böswillig war das sicher nicht, sondern der chaotischen Lage in der Corona-Pandemie geschuldet: Während die Nachfrage in der Bevölkerung zu Anfang der Saison erfreulicherweise sprunghaft anstieg – nicht zuletzt auch aufgrund der Appelle aus der Politik, wurden in den Folgemonaten die jeweiligen Impftermine dann doch nicht wahrgenommen, weil sich die Menschen aus Angst vor Corona-Infektionen nicht mehr in die Praxen trauten und der politisch verordnete Lockdown sein Übriges dazu beitrug.
Die Folge: Mehrere Millionen Grippeimpfstoffdosen schlummern seitdem in den Kühlschränken der Ärzte und Apotheker. Für die Ärzte konnte immerhin eine unbürokratische Lösung gefunden werden. Sie dürfen – ohne Regresse befürchten zu müssen – bis zu 30 Prozent mehr an Impfstoffen als tatsächlich verimpft abrechnen. Für die Apotheken vergrößert dagegen jede übrig gebliebene Impfdosis das wirtschaftliche Fiasko. Die geringe Marge deckt keinesfalls das Ausfallrisiko.
Für eine entsprechende Sonderlösung im Corona-Jahr haben ABDA und pharmazeutischer Großhandel (Phagro) ein Konzept erarbeitet, das dem Bundesgesundheitsministerium nun zur Entscheidung vorliegt. Demnach könnte eine Kostenerstattung aus der Rückführung der Grippeimpfdosen aus der Reserve des Bundes in Aussicht stehen.
Dabei ist das logistische und wirtschaftliche Problem rund um die Impfstoffe genauso saisonal und wiederkehrend wie die Influenza selbst und seit vielen Jahren ein leidiges Diskussionsthema. Die individuelle Betroffenheit ist unterschiedlich und zum Teil regional bedingt. Man fragt sich, wo die bundeseinheitliche Strategie bleibt. Wie lassen sich Angebot und Nachfrage harmonisieren, damit Hersteller, Krankenkassen, Ärzte und Apotheker bereitwillig Millionen Grippeimpfstoffe produzieren, bezahlen und in die Oberarme der impfwilligen Bevölkerung befördern? Welche Ideen und Forderungen aus Sicht der Apotheken am besten wären, zeigt unsere Analyse ab S. 21.
Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Lösung auch in den Modellvorhaben zu den Grippeimpfungen in den Apotheken steckt. Sollten diese einmal zur Regelversorgung werden, wird sich das Impfangebot ausweiten, die Nachfrage in der Bevölkerung steigen, und der deutsche Markt könnte für die Hersteller trotz niedriger Preise langfristig wieder attraktiver werden.
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