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Arzneimittel und Therapie
Keine Angst vor Statinen
In der kardiovaskulären Primärprävention überwiegt der Nutzen
Statine haben in der Primärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen ihren festen Stellenwert; ihr Nutzen in der Primärprävention wird indes kontrovers diskutiert. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass kardiovaskulär unbelastete Menschen ein geringeres kardiovaskuläres Risiko aufweisen. Daher ist auch das Nutzen-Risiko-Verhältnis in der Primärprävention weniger klar definiert als in der Sekundärprävention kardiovaskulärer Erkrankungen. Um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen, führte eine internationale Arbeitsgruppe einen systematischen Review mit darauf basierender Metaanalyse durch. Dabei ging es um folgende Fragestellungen:
- Welche Assoziation besteht zwischen der Einnahme von Statinen zur kardiovaskulären Primärprävention und dem Auftreten unerwünschter Wirkungen?
- Gibt es im Hinblick auf Art und Dosierung der Statine Unterschiede im Nebenwirkungsspektrum?
In die Metaanalyse flossen die Daten von 62 randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 120.456 kardiovaskulär unbelasteten Teilnehmern ein, die durchschnittlich 3,9 Jahre lang beobachtet worden waren. In den Studien waren kardiovaskulär unbelastete Probanden unter einer Statin-Einnahme mit Teilnehmern ohne Statin-Einnahme verglichen worden. Des Weiteren wurden unterschiedliche Statine und unterschiedliche Dosierungen bewertet. Der primäre Studienendpunkt umfasste folgende unerwünschte Wirkungen: Selbst berichtete Muskelsymptome, klinisch bestätigte Muskelerkrankungen, Leberfunktionsstörungen, Niereninsuffizienz, Diabetes mellitus und Augenerkrankungen. Sekundäre Endpunkte ermittelten Schlaganfälle, Myokardinfarkte und Tod aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen.
Mehr Nebenwirkungen, weniger kardiovaskuläre Ereignisse
Die Statin-Einnahme führte im Vergleich zu keiner Statin-Therapie zu vermehrten unerwünschten Wirkungen. Und zwar zu vermehrt selbst berichteten Muskelsymptomen (Odds Ratio 1,06 auf der Grundlage von 21 Studien), zu mehr Leberfunktionsstörungen (Odds Ratio 1,33; 21 Studien), Niereninsuffizienz (Odds Ratio 1,14; acht Studien) und Augenerkrankungen (Odds Ratio 1,23; sechs Studien). Im Hinblick auf klinisch bestätigte Muskelbeschwerden und Diabetes waren unter der Statin-Einnahme keine vermehrten Nebenwirkungen beobachtet worden. Was die kardiovaskuläre Prävention anbelangt (sekundärer Endpunkt), wurden unter der Statin-Einnahme weniger Myokardinfarkte (Odds Ratio 0,72), weniger Schlaganfälle (Odds Ratio 0,80) und weniger kardiovaskulär bedingte Todesfälle (Odds Ratio 0,83) verzeichnet.
Nebenwirkungsprofil kann unterschiedlich sein
Die zweite Frage, ob unterschiedliche Statine zu unterschiedlichen Nebenwirkungen führen, konnte nicht so klar beantwortet werden. Für Atorvastatin, Lovastatin und Rosuvastatin wurden einzelne Zusammenhänge mit einigen unerwünschten Wirkungen festgestellt, aber es gab bis auf wenige Ausnahmen kaum signifikante Unterschiede zwischen den Statin-Typen. Betrachtet man etwa den Einfluss einzelner Statine auf Lebererkrankungen, so traten diese vermehrt unter Lovastatin und verringert unter Fluvastatin auf. Bei Muskelbeschwerden und selbst berichteten Muskelsymptomen fanden sich hingegen kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Statinen. Dosisabhängige hepatische Nebenwirkungen in Abhängigkeit des eingenommenen Statins wurden für Atorvastatin festgestellt.
In ihrem Fazit kommen die Autoren zum Schluss, dass die unerwünschten Wirkungen von Statinen im Vergleich zu ihrem Benefit, also der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse, gering sind und das Nutzen-Risiko-Verhältnis im Allgemeinen günstig einzustufen ist. |
Literatur
Cai T et al. Associations between statins and adverse events in primary prevention of cardiovascular disease: systematic review with pairwise, network, and dose-response meta-analyses. BMJ. 2021 Jul 14;374:n1537. doi: 10.1136/bmj.n1537
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