Arzneimittel und Therapie

Vazkepa jetzt auch in der EU

Umstrittene Omega-3-Fettsäuren-Modifikation zur Zulassung empfohlen

cm/mab | In den USA bereits seit zwei Jahren verfügbar, ist Vazkepa nun auch in der EU zur Zulassung empfohlen worden. Hochdosiert eingenommen kann Icosapent-Ethyl das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse senken. Unklar ist jedoch noch immer ein möglicher Einfluss des Mineralöls, das in der REDUCE-IT-Studie als Placebo diente.

In den vergangenen Jahren haben Omega-3-Fettsäuren keine positiven Schlagzeilen gemacht. Erst im März 2019 erneuerte die europäische Arzneimittelbehörde EMA ihr Urteil, dass Arzneimittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, keine weiteren Herzerkrankungen nach einem Herzinfarkt verhindern. Betroffene Arzneimittel sollten nicht mehr in der Sekundärprävention eingesetzt werden, hieß es.

Auch in der DAZ haben wir in der Vergangenheit über verschiedene Studien mit kontroversen Ergebnissen berichtet (s. DAZ 2021, Nr. 1, S. 30): Zum einen über die STRENGTH-Studie, eine große Kohortenstudie, in der das Präparat Epanova an kardiovaskulären Risikopatienten getestet worden war. Da die Supplementierung einer Kombination aus Eicosa- und Docosapentaensäure jedoch keinen Benefit zeigte, wurde die Studie abgebrochen. Dagegen deutete die viel diskutierte REDUCE-IT-Studie auf einen positiven Effekt für eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren hin: Eine Tagesdosis von 4 g Icosapent-Ethyl (Vascepa®) reduzierte schwere kardiovaskuläre Ereignisse und verbesserte das Lipidprofil bei Patienten mit Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes mellitus. Icosapent-Ethyl ist ein Ethylester der Eicosapentaensäure und wird, abweichend von vielen anderen Präparaten, nicht in Kombination mit Docosahexaensäure eingesetzt. In den USA ist Vascepa® schon seit Dezember 2019 zugelassen. Mittlerweile hat auch die europäische Arzneimittelbehörde EMA am 29. Januar 2021 eine Zulassungsempfehlung für Icosapent-Ethyl mit dem geringfügig abgewandelten Markennamen Vazkepa ausgesprochen. Den Zulassungsantrag hatte zuvor das Unternehmen Amarin Pharmaceuticals Ireland Limited gestellt. Vazkepa soll als 998-mg-Weichkapseln auf den Markt kommen. Indiziert sein soll Vazkepa in der EU zur Senkung des Risikos kardiovaskulärer Ereignisse bei Erwachsenen, die mit Statinen behandelt werden und ein hohes kardiovaskuläres Risiko besitzen sowie erhöhte Triglycerid-Werte (ab 150 mg/dl) haben – und an einer etablierten kardiovaskulären Erkrankung oder Diabetes mellitus mit mindestens einem weiteren kardiovaskulären Risikofaktor leiden.

Foto: gamjai – stock.adobe.com

Multifaktorieller Wirkmechanismus

Für Icosapent-Ethyl werden verschiedene Wirkmechanismen diskutiert. Unter anderem vermutet man

  • ein verbessertes Lipoproteinprofil mit einer Reduktion der triglyceridreichen Lipoproteine,
  • entzündungshemmende und anti–oxidative Effekte,
  • eine Reduktion der Makrophagen-Akkumulation,
  • eine verbesserte Endothelfunktion,
  • eine erhöhte Dicke/Stabilität der fibrösen Kappe und
  • thrombozytenhemmende Effekte.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind Blutungen, periphere Ödeme, Vorhofflimmern, Verstopfung, muskulo­skelettale Schmerzen, Gicht und Hautausschlag.

Die Mineralöl-Frage

Der Nutzen von Vazkepa besteht laut EMA in der Fähigkeit, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu Placebo zu reduzieren. Es wird interessant sein zu lesen, auf welche Studien sich die Zulassung genau stützt. Denn auch in Fachkreisen wurde das Ergebnis der REDUCE-IT-Studie hinterfragt. So berichtete die Zeitschrift „Arzneimitteltherapie“ bereits 2019, dass die Wahl des Placebos (Mineralölkapseln) in der Studie kritisch zu bewerten ist. Mineralöl kann die Statinresorption reduzieren. Dies ließ sich auch deutlich an den erhöhten LDL-Cholesterol-Werten während der Studie erkennen. Gleichzeitig können andere pleiotrope Effekte der Statine ausbleiben, die nicht unterschätzt werden dürfen.

Ein anderes Ergebnis zeigte sich dagegen im Dezember 2019: Forscher verglichen den Einfluss von Mineralöl- und Nicht-Mineralöl-Placebo miteinander und haben mittels computertomografischer Angiographie (CTA) die koronare Plaque-Progression über elf Monate bestimmt. Im Fazit heißt es, dass keine signifikanten Unterschiede in der Progression des gesamten Plaque- und des gesamten nicht calcifizierten Plaque-Volumens gesehen werden konnten. |

Literatur

Vazkepa. Icosapent Ethyl. Summary of Opinion. Informationen der EMA, 28. Januar 2021

Desch M. Icosapent-Ethyl reduziert kardiovaskuläres Risiko. Arzneimitteltherapie 2019;37(04):133-147

Lakshmanan S et al. Comparison of mineral oil and non-mineral oil placebo on coronary plaque progression by coronary computed tomography angiography. Cardiovascular Research 2020. doi:10.1093/cvr/cvz329

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