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Arzneimittel und Therapie
PPI doch unbedenklicher als gedacht?
Studien zu Nebenwirkungen häufig nur schwach evident
Obwohl Protonenpumpeninhibitoren generell als sicher gelten, werden die Säureblocker mit zahlreichen unerwünschten Nebenwirkungen wie Lungenentzündung, Demenz, Knochenbrüchen, Clostridioides-difficile-Infektionen und chronischen Nierenerkrankungen in Verbindung gebracht. Das Risiko für solche Nebeneffekte wird durch eine Langzeiteinnahme weiter begünstigt. Darüber hinaus wurden innerhalb der Corona-Pandemie eine negative Beeinflussung von COVID-19-Erkrankungen im Zusammenhang mit der Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren diskutiert.
Umbrella-Review soll Überblick liefern
Einen Konsens über die Auswirkungen scheint es nicht zu geben, eine systematische Bewertung der vorhandenen Evidenz wurde bislang nicht durchgeführt. Diese Lücke zu füllen haben sich die Autoren eines aktuellen Umbrella- Reviews zur Aufgabe gemacht. Die Übersichtsarbeit bewertet die aktuelle Evidenzlage zum Zusammenhang zwischen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern und dem Risiko für unerwünschte Ereignisse und liefert dadurch einen komprimierten Überblick. Hierzu wurden die Ergebnisse bereits bestehender systematischer Übersichtsarbeiten (Metaanalysen von Kohortenstudien und randomisiert kontrollierten Studien), die bis Juli 2021 veröffentlicht wurden, zusammengetragen und eine Metaanalyse aller Ergebnisse durchgeführt. Die Ergebnisse werden getrennt nach Kohortenstudien und randomisierten kontrollierten Studien berichtet.
Unter den Kohortenstudien wurde die statistische Aussagekraft von 91 mit Protonenpumpeninhibitoren assoziierten Nebenwirkungen untersucht. Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigten, dass 52 dieser 91 Assoziationen statistisch signifikant (p ≤ 0,05) waren – darunter nur zwei Nebenwirkungen, deren Evidenz als hoch eingestuft wurde: der Zusammenhang zwischen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern und Knochenbrüchen sowie chronischer Nierenerkrankung bei älteren Patienten. Ein Zusammenhang zwischen der PPI-Einnahme und einer erhöhten COVID-19-Mortalität konnte zwar festgestellt werden, allerdings mit niedrig eingestufter Evidenz. Nachdem eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt wurde, änderte sich jedoch das Bild und keine einzige der 52 assoziierten Nebenwirkungen wurde noch durch überzeugende Evidenz gestützt.
Die Metaanalyse der RCT-Ergebnisse ergab, dass 38 der 63 untersuchten Assoziationen statistisch signifikant waren. Jedoch wurde auch hier keine einzige Assoziation mit moderater oder gar hoher Qualität der Evidenz (bewertet anhand der GRADE-Kriterien) unterstützt.
Schwache Evidenzlage
Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten mutmaßlichen Nebenwirkungen, die mit PPI assoziiert sind, nicht durch eine gute Evidenzlage unterstützt werden. Der Großteil der Erkenntnisse beruht auf Beobachtungsstudien, die Ergebnisse sind häufig widersprüchlich, und die meisten Ergebnisse wurden nicht durch klinische Studien bestätigt. Es ist denkbar, dass zugrunde liegende Confounder die Ergebnisse verzerrt haben. Die Autoren betonen, dass die schwache Evidenz der Nebenwirkungen von Protonenpumpeninhibitoren im Vergleich zur hohen Evidenz ihrer positiven Wirkung bei säureassoziierten Erkrankungen gesehen werden muss.
Vorsicht bei Langzeitgebrauch!
Sie betonen allerdings auch, dass die Säureblocker in bis zu 70% der Fälle ohne klare Indikation übermäßig eingesetzt werden und dass die Assoziation mit potenziellen unerwünschten Nebenwirkungen bei einer Langzeiteinnahme durchaus besteht. Um den Kausalzusammenhang zwischen der Einnahme von Protonenpumpenhemmern und schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Frakturen sowie chronischer Nierenerkrankung zu untersuchen, sind weitere Studien notwendig. |
Literatur
Veettil S K et al. Association of proton-pump inhibitor use with adverse health outcomes: A systematic umbrella review of meta-analyses of cohort studies and randomized controlled trials. Br J Clin Pharmacol. 2021:1-16
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