Arzneimittel und Therapie

Piano statt forte bei Frakturschmerz

Kombination aus Paracetamol und Codein sticht Oxycodon

Werden Patienten nach einer chirurgisch behandelten Knochen- oder Patellafraktur entlassen, reicht zur postoperativen Schmerztherapie ein mildes Opioid aus. Einer aus­tralischen Studie zufolge führte eine Kombination aus Paracetamol und Codein zu einer gleich guten An­algesie wie Oxycodon.

In vielen Ländern erhalten Patienten nach einer fixierten orthopädisch-­chirurgischen Fraktur zur nachstationären Analgesie routinemäßig ein starkes Opioid. Dadurch soll eine angemessene Schmerzstillung gewährleistet und einer Schmerzchronifizierung vorgebeugt werden. Dieses Vorgehen wird allerdings angesichts steigender Missbrauchsfälle zunehmend hinterfragt, und es wird nach Lösungen gesucht, eine befriedigende An­algesie zu ermöglichen, ohne ein Abhängigkeitspotenzial zu schaffen.

Foto: Netfalls/AdobeStock

Starkes Opioid zwingend notwendig?

Einer Annahme zufolge ist nicht immer ein starkes Opioid erforderlich. Daher wurde in einer kleineren aus­tralischen Studie die schmerzstillende Potenz von Oxycodon mit einer Kom­bination aus Paracetamol und Codein verglichen (= mildes Opioid). An der doppelblinden, randomisierten Studie nahmen 120 Patienten teil, die aufgrund einer nicht-pathologischen Knochenfraktur oder einer Becken- oder Patellafraktur in einem größeren Krankenhaus in Sydney chirurgisch behandelt werden mussten. Sie wurden zwei Gruppen zugeordnet und erhielten nach der Entlassung entweder ein starkes Opioid (5 oder 10 mg Oxycodon viermal täglich maximal drei Wochen lang) oder ein mildes Opioid (500 mg Paracetamol plus 8 mg Codein oder 1000 mg Paracetamol plus 16 mg Codein viermal täglich maximal drei Wochen lang). Der primäre Studienendpunkt war das Mittel eines täglich erfassten Schmerz-Scores. Dieser wurde eine Woche lang durch den Patienten anhand der Numerical Pain Rating Scale ermittelt, wobei 0 für keinen und 10 für den stärksten Schmerz steht. Zudem wurde die Gabe der Schmerzmittel in Morphin-Äquivalente umgerechnet, um eine bessere Vergleichbarkeit zu haben. In sekundären Endpunkten wurden Schmerzspitzen, die gesundheitsbezogene Lebensqualität, unerwünschte Wirkungen und die Zeit bis zur Rückkehr in die Arbeitswelt ermittelt.

Keine Überlegenheit von Oxycodon

59 Patienten hatten ein starkes Opioid erhalten; das durchschnittliche orale Morphin-Äquivalent betrug bei ihnen in der ersten Woche 32,9 mg. 61 Patienten hatten ein mildes Opioid erhalten; ihr durchschnittliches orales Morphin-Äquivalent lag bei 5,5 mg. Der Schmerz-Score betrug in der ersten Woche unter der starken Opioid-Therapie 4,04, unter der milden Opioid-Gabe bei 4,54. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant. Das heißt, bei gleicher Wirksamkeit wurde unter der starken Opioid-Therapie das sechsfache Morphin-Äquivalent eingesetzt. Oder in anderen Worten: Ein Morphin-Äqui­valent von 5,5 war gleich effektiv wie ein Morphin-Äquivalent von 32,9. Die Studienautoren folgern daraus, dass bei einer subakuten Schmerztherapie Oxycodon nicht wesentlich wirksamer ist als ein schwaches Opioid. Bei den sekundären Endpunkten waren – bis auf unerwünschte Wirkungen wie unter anderem Obstipation, Übelkeit und Müdigkeit (diese traten unter der Oxycodon-Therapie etwas häufiger auf) – keine signifikanten Unterschiede feststellbar. |

Literatur

Jenkin DE et al. Effectiveness of Oxycodone Hydrochloride (Strong Opioid) vs Combination Acetaminophen and Codeine (Mild Opioid) for Subacute Pain After Fractures Managed Surgically: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2021 Nov 1;4(11):e2134988. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2021.34988

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.