Arzneimittel und Therapie

Vitamin-B12-Mangel unter Metformin

AkdÄ warnt vor Verwechslungsgefahr mit Symptomatik einer diabetischen Neuropathie

dm/daz | Bei Langzeiteinnahme des Antidiabetikums Metformin kann sich ein Vitamin-B12-Mangel entwickeln. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ)weist in diesem Zusammenhang auf die Ähnlichkeit einer durch einen Vitamin-B12-Mangel ausgelösten Neuropathie zu einer diabetischen Neuropathie hin, weshalb ein Mangel unerkannt bleiben kann. Deshalb ist eine Überwachung des Vit­amin-B12-Status unter Metformin-Dauertherapie geboten.

Die Einnahme von Protonenpumpen­inhibitoren oder vegetarische/vegane Ernährung erhöhen bekanntermaßen das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel. Nun nahm die AkdÄ eine Information der britischen Arznei­mittelbehörde zum Risiko vermin­derter Vitamin-B12-Spiegel oder eines Vitamin-B12-Mangels unter dem Anti­diabetikum Metformin zum Anlass, auf die Problematik hinzuweisen. Das Risiko steigt mit zunehmender Therapiedauer und steigender Dosierung.

Problem zu wenig beachtet

Auch wenn diese Hinweise nicht neu sind, werden sie wohl zu wenig beachtet. In den Fachinformationen sind folgende Hinweise zu finden:

  • Das Risiko steigt mit zunehmender Dosis, Behandlungsdauer und bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel.
  • Wird ein Vitamin-B12-Mangel ver­mutet (z. B. bei Anämie oder Neuropathie), sollte der Vitamin-B12-Spiegel im Serum überwacht werden.
  • Bei Risikofaktoren für einen Vit­amin-B12-Mangel könnte eine regelmäßige Überwachung erforderlich sein. Dazu zählen unter anderem höheres Alter, vegetarische/vegane Ernährung, Komedikation mit Protonenpumpenhemmern (PPI) sowie bestimmte gastrointestinale Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn und andere entzündliche Darmerkrankungen) und Gastrektomie.
  • Ein Ausgleich sollte gegebenenfalls gemäß aktuellen Leitlinien erfolgen

Allerdings kritisiert die AkdÄ, dass das Risiko eines Vitamin-B12-Mangels unter Metformin in den Fachinformationen nicht einheitlich adressiert wird.

Symptome des Mangels

In ihrer Drug Safety Mail erklärt die AkdÄ, dass Vitamin B12 (Cobalamin) wichtig für verschiedene metabolische Funktionen wie Zellproliferation, Energieproduktion und die Funktion des Nervensystems sei und verweist auf wichtige Symptome eines Vitamin-B12-Mangels. Dazu zählen eine makrozy­täre Anämie, eine Glossitis und neuropsychiatrische Verschlechterung wie eine Neuropathie.

Die wichtigsten Ursachen

Auch die wichtigsten Ursachen für einen Vitamin-B12-Mangel listet die AkdÄ auf und nennt neben einer verminderten Aufnahme und einem verstärktem Verbrauch auch verschiedene Formen der Malabsorption. So könne die mit zunehmendem Alter häufiger werdende atrophische Autoimmungastritis zur Hypochlor­hydrie und so zu einer Vitamin-B12-Mal­absorption führen. Mit einer Hypochlorhydrie muss auch unter Protonenpumpenhemmern gerechnet werden, ebenfalls verbunden mit einer verminderten Vitamin-B12-Resorption.

Wie Metformin den Vitamin-B12-Spiegel genau beeinflusst, ist nicht geklärt: Man geht derzeit von einem multifaktoriellen Mechanismus aus, wobei eine veränderte Darmmotilität, die bakterielle Besiedlung und eine verminderte Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm eine Rolle spielen könnten. |
 

Literatur

Information der britischen Arzneimittelbehörde zu Metformin: Verminderte Vitamin-B12-Spiegel – Empfehlungen für die Überwachung von Risikopatienten. AkdÄ-Drug-Safety-Mail 2022-34 vom 25. August 2022

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