Pharmako-endogen! Botenstoff Serotonin
Serotonin ist uralt – schon in Mollusken finden sich Serotonin und Serotonin-Rezeptoren – und es ist wirkungsmächtig. Serotonin (syn. 5-Hydroxytryptamin, 5-HT) gilt als unser „Glückshormon“. Wenn wir uns jedoch von dieser allgemeinen Vorstellung lösen, dass Serotonin beglückend das Gehirn überflutet und wir uns auf die differenzielle Ebene eines einzigen der 14 bekannten Serotonin-Rezeptoren begeben, den 5-HT2A-Rezeptor, dann verdunkelt sich das Glück. LSD als selektiver Agonist am 5-HT2A-Rezeptor zerstört unser gewohntes einheitliches Ich-Empfinden, das Ich „zerfällt“ [Übersicht bei Herdegen, 2021]. Die Überstimulation des 5-HT2A-Rezeptors ist verbunden mit Aggression und psychotischem Erleben: Was gibt es Schlimmeres in unserer Neurochemie? Wie lässt sich das mit der zerebralen „Glücksüberflutung“ des Serotonins vereinbaren, das bei einer allgemeinen ubiquitären Freisetzung auch den 5-HT2A-Rezeptor stimuliert?