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Beratung

Mit Arzneimitteln abnehmen

Adipositas neu betrachtet: Fettleibigkeit ist eine Krankheit, kein Lebensstil-Problem

Die WHO definiert Adipositas als eine chronische Erkrankung, die bei Kindern und Erwachsenen sowohl in Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern auftreten kann. Aus dieser Perspektive ergibt sich, dass Betroffene eine leitliniengerechte, wenn möglich auch medikamentöse, Behandlung erhalten sollten. In Deutschland stehen diesem Vorgehen derzeit nicht aktualisierte Leitlinienempfehlungen sowie die teilweise Nicht-Verfügbarkeit von Arzneimitteln im Wege. Dagegen wurde in den USA kürzlich eine Praxis-Leitlinie zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas veröffentlicht, die verschiedene Wirkstoffe als Option enthält, falls nichtmedikamentöse Maßnahmen nicht ausreichen. | Von Claudia Bruhn

Die deutsche S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ für Erwachsene ist auf dem Stand von 2014 und wird derzeit überarbeitet. Wann mit dem Erscheinen aktualisierter Empfehlungen gerechnet werden kann, ist unbekannt. Die Leitlinie definiert Adipositas als „eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts“ mit einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 30 kg/m², wenngleich „anerkannt wird, dass Adipositas aus medizinischer Sicht als Krankheit einzuordnen ist“. Anders sieht das die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), die aus diesem Grund einen Sonder-Kommentar in die Leitlinie geschrieben hat: „Nach Ansicht der DEGAM ist die Bedeutung der Adipositas als pathologischer Zustand oder Risikofaktor nur im Kontext der Begleiterkrankung, des Alters und anderer Faktoren zu beurteilen. Somit kommt ihr auch keine automatische Zuordnung als Krankheit zu.“ Wie sich die Fachgesellschaften in der Erwachsenenmedizin zukünftig positionieren werden, bleibt abzuwarten. Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (GVWG) wurde beschlossen, bis zum 31. Juli 2023 ein Disease-Management-Programm (DMP) für Adipositas zu etablieren. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat deshalb das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, die medizinischen Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Adipositas zu bewerten; die Abschlussberichte dazu liegen vor. Im zukünftigen Disease-Management-Programm „Adipositas“ sollen auch Kinder und Jugendliche berücksichtigt werden (s. Kasten „Adipöse Kinder in Deutschland“).

Adipöse Kinder in Deutschland

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Nach Erhebungen des Robert Koch-Instituts (RKI), die 2018 publiziert wurden, sind in Deutschland etwa zwei Millionen Kinder übergewichtig und davon 800.000 adipös [Schienkiewitz 2018]. Die Leitlinie zur Prävention und Behandlung der Adipositas bei Kindern und Jugendlichen ist auf dem Stand von 2019 und damit deutlich aktueller als die für die Erwachsenentherapie. Zu Arzneimitteln trifft sie die Aussage, dass in Deutschland weder Arzneimittel, die durch eine Reduktion des Appetits oder eine Steigerung der Sättigung (Appetitzügler) die Nahrungszufuhr hemmen, noch Arzneimittel, die die Nährstoffabsorption hemmen, für Kinder und Jugendliche zugelassen sind. Ein individueller Heilversuch erscheine jedoch bei ausgewählten Patienten, bei mangelnden Alternativen und dringender Notwendigkeit einer Gewichtsreduktion sinnvoll. Diese Aussage entspricht nicht dem neuesten Stand, da Liraglutid bereits ab zwölf Jahren als Zusatzbehandlung zu Lebensstilmaßnahmen zugelassen ist. Zu Semaglutid hat eine aktuelle randomisierte doppelblinde Studie ergeben, dass der Wirkstoff in Kombination mit Lebensstil-Interventionen bei Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren zu einem signifikant stärkeren Gewichtsverlust führte als nichtmedikamentöse Maßnahmen allein [Weghuber 2022].

Blick nach Amerika

Amerikanische Fachgesellschaften wie die der Gastroenterologen (American Gastroenterological Association, AGA) stufen die Adipositas eindeutig als chronische Erkrankung ein. Im Oktober 2022 hat die AGA eine Praxisleitlinie zur medikamentösen Behandlung der Fettleibigkeit bei Erwachsenen veröffentlicht. Darin geht die Fachgesellschaft davon aus, dass Arzneimittel als Add-on zu Lebensstil-Interventionen wie reduzierter Kalorienaufnahme (Diät), körperlicher Aktivität und Verhaltenstherapie nicht nur das Gewicht reduzieren, sondern darüber hinaus das Risiko von Adipositas-bedingten Komplikationen wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes oder obstruktive Schlafapnoe verringern kann. Basis der Leitlinie bilden umfangreiche Literaturrecherchen. Als Ergebnis wurden neun Empfehlungen formuliert (s. Tab.). Nur zwei der darin enthaltene Arzneimittel sind in Deutschland derzeit zur Adipositas-Behandlung zugelassen.

Empfehlungen der AGA zur medikamentösen Behandlung der Adipositas

Die American Gastroenterological Association (AGA) spricht in ihren Leitlinien Empfehlungen zu Wirkstoffen aus, die zusätzlich eingesetzt werden können, wenn Lebensstil-Interventionen nicht ausreichen (siehe Tab.).

Dabei bedeutet der Empfehlungsgrad „stark“, dass die Fachgesellschaft der amerikanischen Gastroenterologen dies empfiehlt, „bedingt“ bedeutet: wir schlagen vor.

In Deutschland wird in der (abgelaufenen) interdisziplinären S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ betont, dass bei Erwachsenen Grundlage jedes Gewichtsmanagements eine Kombination aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie sei. Eine medikamentöse Therapie wird nicht als primäre Behandlungsform von Übergewicht und Adipositas gesehen. Arzneimittel sollten (nur in Kombination mit Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie) erst eingesetzt werden, wenn durch Lebensstiländerungen keine oder eine unzureichende Gewichtsabnahme erzielt wird. Wenn eine Adipositas medikamentös behandelt wird, soll nur Orlistat eingesetzt werden, so die Empfehlung der interdisziplinären S3-Leitlinie. Eine Reihe von Arzneimitteln, die zur Gewichtsreduktion gegen ihre Zulassung eingesetzt werden, sollen zur Gewichtsreduktion nicht verwendet werden. Hierzu gehören unter anderem Amphetamine, Diuretika, HCG, Testosteron, Thyroxin und Wachstumshormone. Medizinprodukte und Nahrungsergänzungsmittel, die zur Gewichtsreduktion angeboten werden, sollen bei Patienten mit Übergewicht und Adipositas bei fehlendem Wirksamkeitsnachweis nicht empfohlen werden.

Empfehlungsgrad
Evidenz
1.
Arzneimittel generell
stark
moderat
2.
Semaglutid 2,4 mg/Woche
bedingt
moderat
3.
Liraglutid 3,0 mg/Tag
bedingt
moderat
4.
Phentermin-Topiramat ER (extended release)
bedingt
moderat
5.
Naltrexon-Bupropion ER (extended release)
bedingt
moderat
6.
kein Orlistat
bedingt
moderat
7.
Phentermin-Monotherapie
bedingt
niedrig
8.
Diethylpropion (Amfepramon)
bedingt
niedrig
9.
Gelesis100 (orales hoch absorbierendes Hydrogel)
nicht empfohlen
niedrig

Arzneimittel als Therapiebaustein

Wenn Erwachsene mit Adipositas/Übergewicht und gewichtsbedingten Komorbiditäten unzureichend auf Lebensstil-Maßnahmen ansprechen, sollten laut der American Gastroenterological Association zusätzlich Arzneimittel eingesetzt werden. Die Auswertung aller randomisierten, kontrollierten Studien, die zum Zeitpunkt der Leitlinien-Erstellung verfügbar waren, ergab einen Gewichtsverlust von durchschnittlich 15%. Explizit verweisen die Leitlinienautoren darauf, dass bei allen empfohlenen Wirkstoffen eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden muss.

Semaglutid auf Tiktok

Semaglutid ist kürzlich auf der Internetplattform Tiktok erschienen, weil Prominente wie beispielsweise Elon Musk es zur Gewichtsreduktion verwendet haben. Der Hersteller Novo Nordisk warnte daraufhin in einer Pressemitteilung vor der dadurch ausgelösten falschen Wahrnehmung, dass das verschreibungspflichtige Wegovy® ein Lifestyle-Präparat sei. Möglicherweise ist die Off-Label-Anwendung auch ein Grund für die derzeitigen Lieferengpässe bei Ozempic® und Wegovy®.

GLP-1-Agonisten: Liraglutid und Semaglutid

GLP-1-Agonisten ahmen die Wirkung des physiologischen Darmhormons Glucagon-Like Peptide 1 (GLP-1) nach. Dieses wird bei Nahrungsaufnahme in den Blutkreislauf abgegeben und stimuliert die Sekretion von Insulin aus den Betazellen des Pankreas. Außerdem hemmt GLP-1 die Glucagon-Bildung, wirkt in der Skelettmuskulatur der Insulinresistenz entgegen und reduziert die Gluconeogenese in der Leber. GLP-1-Agonisten wie Exenatid (Byetta®, Bydureon®), Liraglutid (Victoza®), Lixisenatid (Suliqua®), Dulaglutid (Trulicity®) und Semaglutid (Ozempic®) werden deshalb zur Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzt. Bis 2018 war auch Albiglutid (Eperzan®) verfügbar, das jedoch aus wirtschaftlichen Gründen vom Hersteller vom Markt genommen wurde. Der neueste Wirkstoff in dieser Substanzklasse ist Tirzepatid (Mounjaro®), der neben GLP-1-Rezeptoren auch GIP(Glucoseabhängige insulinotrope Peptid)-Rezeptoren stimuliert. Da GLP-1 auch den Appetit reduziert und Sättigungssignale aktiviert, kommt es unter GLP-1-Agonisten zur Reduktion des Körpergewichts. Auf dieser Wirkung basiert die Zulassung von Liraglutid (Saxenda®) und Semaglutid (Wegovy®

, in Deutschland bisher noch nicht eingeführt) in höheren Dosierungen als bei Diabetes zur Behandlung der Adipositas (s. Tab.). Tirzepatid könnte bald folgen. In einer Phase-III-Studie kam es in der höchsten geprüften Dosis nach 72 Wochen zu einem mittleren Gesamt-Gewichtsverlust von 21%. Patienten, die GLP-1-Agonisten einnehmen, sollten über das Risiko des Auftretens von Pankreatitis, Cholelithiasis und Cholezystitis aufgeklärt werden.

Tab.: Zulassungsstatus der GLP-1 Rezeptoragonisten zur Behandlung von Übergewicht und Adipositas [Fachinformationen]
Liraglutid 3 mg (Saxenda®)
Injektionslösung in einem Fertigpen
Semaglutid 2,4 mg (Wegovy®, noch nicht im Handel)
Injektionslösung in einem Fertigpen
Zulassung für
Erwachsene mit
  • Adipositas (BMI ≥ 30 kg/m2)
  • Übergewicht (BMI ≥ 27 kg/m2 bis < 30 kg/m2) mit mindestens einer gewichtsbedingten Komorbidität, z. B. Fehl­regulation der glykämischen Kontrolle (Prädiabetes oder Diabetes mellitus Typ 2), Hypertonie, Dyslipidämie oder obstruktive Schlafapnoe
ab zwölf Jahren bei
  • Adipositas (BMI entsprechend ≥ 30 kg/m2 für Erwachsene) und
  • einem Körpergewicht über 60 kg
nicht zugelassen unter 18 Jahren
Dosierung
Anfangsdosis 0,6 mg einmal täglich in Woche 1, Auftitrieren nach Dosiseskalationsschema bis zur Erhaltungsdosis 3,0 mg einmal täglich s. c.
Anfangsdosis 0,25 mg in Woche 1 bis 4, Aufdosierung nach Dosiseskalationsschema bis zur Erhaltungsdosis 2,4 mg einmal wöchentlich s. c.
Dauer
Jugendliche: nach zwölf Wochen absetzen, wenn Patienten nicht mindestens 4% ihres BMI verloren haben
keine Angaben
Erwachsene: nach zwölf Wochen Behandlung mit 3,0 mg/Tag absetzen, wenn Patienten nicht mindestens 5% ihres ursprünglichen Körpergewichts verloren haben
keine Angaben

Kombination aus Naltrexon und Bupropion

Diese Kombination ist in Europa unter dem Handelsnamen Mysimba®, in den USA und Kanada als ContraveTM zugelassen. Bupropion ist ein Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer, der im Hypothalamus in die Regulation von Hunger und Appetit eingreift und Appetit und Nahrungsaufnahme reduziert. In deutlich höherer Dosierung ist der Wirkstoff zur Behandlung einer Major Depression zugelassen (z. B. Elontril®). Der Opioid-Rezeptor-Antagonist Naltrexon wirkt synergistisch. Naltrexon plus Bupropion könnten besonders gut für Patienten mit Depression geeignet sein sowie für diejenigen, die sich das Rauchen abgewöhnen möchten. Denn als Zyban® ist Bupropion außerdem zur Unterstützung der Raucherentwöhnung zugelassen. Vorsicht ist dagegen geboten bei Menschen, die zu Krampfanfällen neigen. Bei Patienten mit Multimedikation wäre zu beachten, dass Bupropion ein starker CYP2D6-Inhibitor ist.

Phentermin als Mono- und Kombinationstherapie

Die American Gastroenterological Association empfiehlt ebenfalls Phentermin als Monotherapie sowie in Kombination mit Topiramat in retardierter Form. Das Sympathomimetikum Phentermin besitzt eine appetitzügelnde Wirkung, da es im Hypothalamus die Freisetzung von Noradrenalin erhöht. Der Wirkmechanismus von Topiramat bei Adipositas ist noch nicht genau bekannt. Bei der Epilepsie-Behandlung hatte sich als Nebenwirkung eine Gewichtsabnahme gezeigt. In Deutschland ist weder die Monotherapie noch die Kombination bei Adipositas zugelassen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte einer Kombination beider Wirkstoffe (Qsiva®) 2012 zunächst die Zulassung erteilt, diese dann aber wegen Sicherheitsbedenken widerrufen. Topiramat, das die Aktivität des inhibitorischen Neurotransmitters GABA erhöht, kommt in Deutschland als Monotherapie bei Epilepsie und zur Migräneprophylaxe zum Einsatz. In den USA ist Phentermin nur für eine kurzfristige Anwendung über maximal zwölf Wochen zugelassen. Dies schränkt die Anwendung in der Adipositas-Therapie, bei der Medikamente eigentlich dauerhaft eingenommen werden, ein. Bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen in der Vorgeschichte empfehlen die Leitlinienautoren, Phentermin mit Vorsicht einzusetzen, Blutdruck und Herzfrequenz sollten überwacht werden. Topiramat ist teratogen und kann bei langfristiger Anwendung psychiatrische Nebenwirkungen haben. Am ehesten geeignet sehen es die Autoren für Patienten mit Migräne als Komorbidität.

Ebenfalls nur kurzzeitig: Diethylpropion

Auch für die Anwendung von Diethylpropion (Amfepramon) bestehen Einschränkungen. Der Wirkstoff sollte maximal drei Monate lang eingesetzt werden. Die American Gastroenterological Association stellte fest, dass in den USA viele Ärzte den Wirkstoff länger off label verordnen, um der chronischen Erkrankung gerecht zu werden. Analog zu Phentermin ist auch beim indirekten Sympathomimetikum Amfepramon das kardiovaskuläre Risiko zu beachten, auch Arrhythmien und Krampfanfälle können auftreten. In Deutschland waren bis vor Kurzem mehrere Amfepramon-Präparate verfügbar (Amfepramon Hormosan®, Regenon®, Tenuate Retard®). Im Juni 2022 hatte der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der EMA empfohlen, den Wirkstoff wegen des Risikos schwerwiegender Nebenwirkungen und des Abhängigkeitspotenzials vom Markt zu nehmen. Daraufhin verzichteten die Hersteller zum 1. Dezember 2022 auf die Zulassung, die Verkehrs­fähigkeit ist erloschen und die Präparate dürfen nicht mehr abgegeben werden.

Nicht empfohlen: Orlistat

In der deutschen Adipositas-Leitlinie, deren Gültigkeit abgelaufen ist, bildet Orlistat (z. B. Xenical®) die einzige medikamentöse Option. Der Lipase-Hemmer entfaltet seine Wirkung über eine irreversible Hemmung der Lipasen in Magen und Pankreas. Dadurch wird etwa ein Drittel des Nahrungsfettes, überwiegend Triglyceride, unverdaut ausgeschieden und es kommt zum Kaloriendefizit und zum Gewichtsverlust. Die amerikanischen Leitlinienautoren haben für Orlistat eine bedingte Negativempfehlung ausgesprochen, da die starken gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Blähungen, Fettstühle und Durchfälle sehr belastend sein können. Andererseits ist es laut der American Gastroenterological Association ein preiswerter Wirkstoff ohne zentrale Nebenwirkungen wie andere Anorektika, sodass er dennoch für einige Patienten infrage kommen könnte. In diesem Fall müssen die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K täglich mit einem Einnahmeabstand von zwei Stunden zu Orlistat substituiert werden.

Hydrogel-Kapsel nur im Rahmen klinischer Studien

Relativ neu auf dem Markt ist in den USA ein stark wasserbindendes Gel, das als Kapsel eingenommen wird (Gelesis 100TM). Durch das Aufquellen im Magen erzeugt es ein starkes Sättigungsgefühl. In einer 2019 publizierten Studie nahmen Probanden das Präparat über 24 Wochen ein und erzielten in Kombination mit reduzierter Kalorienaufnahme und täglicher körperlicher Aktivität eine signifikant stärkere Gewichtsabnahme als Teilnehmer unter Placebo. Die American Gastroenterological Association empfiehlt das Präparat derzeit nur im Rahmen klinischer Studien, da noch nicht genügend Erkenntnisse vorliegen. |
 

Literatur

Adipositas: Leitlinienrecherchen liefern gute Basis für ein DMP. Pressemitteilung des IQWiG vom 16. September 2022, www.iqwig.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen-detailseite_78018.html

Chronische Erkrankung Adipositas – GLP-1 Rezeptoragonist Wegovy® als Baustein einer ganzheitlichen Therapie. Pressemeldung von Novo Nordisk vom 12. Dezember 2022

EMA recommends withdrawal of marketing authorisation for amfepramone medicines. Informationen der European Medicines Agency (EMA) vom 10. Juni 2022, www.ema.europa.eu/en/news/ema-recommends-withdrawal-marketing-authorisation-amfepramone-medicines

G-BA beginnt mit Entwicklung eines DMP Adipositas. Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundessausschusses (G-BA) vom 19. August 2021, www.g-ba.de/downloads/34-215-975/29_2021-08-20_DMP-Adipositas_IQWiG.pdf

Greenway FL et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled study of Gelesis100: A novel nonsystemic oral hydrogel for weight loss. Obesity (Silver Spring) 2019;27(2):205-216

Grunvald E et al. AGA clinical practice guideline on pharmacological interventions for adults with obesity. Gastroenterology 2022;163:1198–1225

Jastreboff AM et al. Tirzepatide once weekly for the treatment of obesity. N Engl J Med 2022;387:205–216

Moll D. Wegen TikTok-Trend: Ozempic und Co. sind keine Lifestyle-Arzneimittel! DAZ.online vom 7. November 2022, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/11/07/wegen-TikTok-Trend-ozempic-und-co-sind-keine-lifestyle-arzneimittel

NN. Keine neue Diätpille für Europa. DAZ 2013;11:47

Prävention und Therapie der Adipositas. Interdisziplinäre S3-Leitlinie, Hrsg. Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V. und weitere Fachgesellschaften, AWMF-Registernummer 050-001, Stand 30. April 2014, gültig bis: 30. April 2019, in Überarbeitung

Rückruf der Regenon Weichkapseln und Amfepramon-Hormosan Weichkapseln. Wichtige Mitteilungen der AMK, DAZ 2022;47:109

Schienkiewitz A et al. Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Robert Koch-Institut, Berlin, J Health Monit 2018;3(1), DOI 10.17886/RKI-GBE-2018-005

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Tirzepatid erhält EU-Zulassung zur Therapie von Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes. Pressemeldung der Lilly Deutschland GmbH vom 23.September 2022, https://downloads.webershandwick.de//Lilly%20Diabetes_Pressemitteilung_Tirzepatid%20%28Mounjaro%C2%AE%29_Zulassung.pdf

Weghuber D et al. Once-weekly semaglutide in adolescents with obesity. N Engl J Med 2022, online vorab publiziert am 2. November 2022, DOI: 10.1056/NEJMoa2208601

World Health Organization (2000) Obesity: preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Report Series 894. Geneva, Switzerland

Autorin

Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin und Autorin in Berlin. Seit 2001 schreibt sie Beiträge für Zeitschriften des Deutschen Apotheker Verlags sowie für medizinische Fachverlage.

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