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Arzneimittel und Therapie
Vitamin D: Ohne Mangel kein Nutzen?
Langfristige, hoch dosierte Einnahme verringert Fraktur-Risiko nicht
Ab dem 70. Lebensjahr sind in Deutschland bei Männern über 50% und bei Frauen über 60% der Unfälle auf einen Sturz zurückzuführen. Folgen können Frakturen oder Krankenhauseinweisungen sein. Unklar ist, ob Vitamin D das Risiko von Frakturen senken kann und ob eine intermittierende Gabe des Sonnenvitamins hierbei nützt oder eventuell sogar schadet. Unter anderem diese Fragen sollten mit der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten D-Health-Studie geklärt werden. Sie gilt derzeit als eine der größten abgeschlossenen Studien zur intermittierenden Einnahme von Vitamin D.
Die Daten von 20.326 Studienteilnehmern zwischen 60 und 84 Jahren konnten ausgewertet werden. Sie erhielten über einen Zeitraum von fünf Jahren nach dem Zufallsprinzip entweder monatlich 60.000 IE Vitamin D (n = 10.154) oder Placebo (n = 10.172). Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 69,3 Jahren und der Frauenanteil bei 45,7%. In beiden Gruppen nahmen über 80% der Teilnehmer mindestens 80% ihrer Studienmedikation ein. Außerhalb der Studie sollten Probanden täglich nicht mehr als 500 IE Vitamin D zu sich nehmen, aber auch Dosierungen bis 2000 IE wurden noch akzeptiert.
Vergleichende Auswertung
Über den Beobachtungszeitraum erlitten 568 Teilnehmer in der Vitamin-D-Gruppe (5,6%) und 603 in der Placebogruppe (5,9%) eine oder mehrere Frakturen (Hazard Ratio [HR] = 0,94; 95%-Konfidenz-Intervall [KI] = 0,84 bis 1,06). Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war somit nicht signifikant. Folgende Hazard Ratios wurden über den Gesamtzeitraum ermittelt:
- für nichtvertebrale Frakturen 0,96 (95%-KI = 0,85 bis 1,08)
- für schwere osteoporotische Frakturen 1,00 (95%-KI = 0,85 bis 1,18)
- für Hüftfrakturen 1,11 (95%-KI = 0,86 bis 1,45)
Dennoch zeichnete sich nach einer Beobachtungsdauer von 3,5 Jahren ein positiver Trend zugunsten der Vitamin-D-Einnahme ab.
Limitationen der Studie
Der Anteil der Studienteilnehmer, der wegen Osteoporose behandelt wurde, war niedriger als der Anteil der australischen Bevölkerung im Alter von 55 bis 84 Jahren mit diagnostizierter Osteoporose, wobei die Diskrepanz bei Frauen (5,1% gegenüber 17,7%) weitaus größer war als bei Männern (1,7% gegenüber 3,7%). Bemerkenswert ist, dass 61% der Teilnehmer, die 70 Jahre oder älter waren, Männer waren, verglichen mit nur 48% der Teilnehmer, die jünger als 70 Jahre waren. Zudem waren die Probanden seltener Raucher und berichteten seltener über einen schlechten Gesundheitszustand als die Allgemeinbevölkerung. Welchen möglichen Einfluss diese Faktoren auf das Ergebnis hatten, konnten die Studienautoren nicht ermitteln.
Die Studie liefert keine Informationen über die Wirkung einer Behandlung bei Vitamin-D-Mangel, denn Untersuchungen mit einer Placebogabe sind in dieser Patientengruppe ethisch problematisch, da die Supplementierung bei einem bekannten Vitamin-D-Defizit zur Standardversorgung gehört.
Insgesamt könnte eine langfristige Supplementierung von Vitamin D hinsichtlich des Fraktur-Risikos von Vorteil sein, doch sind weitere Untersuchungen erforderlich, um dies zu klären. |
Literatur
Sturzunfälle in Deutschland. Faktenblatt zu GEDA 2010: Ergebnisse der Studie: „Gesundheit in Deutschland aktuell 2010“, Informationen des Robert Koch-Instituts, Berlin, Stand 01. August 2016, doi: 10.17886/RKI-GBE-2016-019
Waterhouse M et al. The effect of monthly vitamin D supplementation on fractures: a tertiary outcome from the population-based, double-blind, randomised, placebo-controlled D-Health trial. Lancet Diabetes Endocrinol 2023;11:324–332, doi: 10.1016/S2213-8587(23)00063-3
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