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Beratung

Bumerang Lippenherpes

Nicht alles, was wiederkommt, ist gut

Kribbeln, Brennen und Spannungsgefühle im Lippenbereich – so kündigt sich Herpes labialis an. Die erste Ansteckung mit dem Virus erfolgt meist unbemerkt im Kindesalter. Nach dem Abklingen der Infektion ziehen sich die Viren in Spinalnerv-Ganglien zurück und können leicht wieder aktiviert werden. Die Diagnose erfolgt durch klinische Beurteilung, ausgenommen bei schweren Infektionen, Schwangeren oder immunsupprimierten Patienten. | Von Alexandra Hinsken

Von den acht humanpathogenen Herpesviren (HSV) sind Typ-1- und Typ-2-Viren intraserotypische Varianten, die häufig zu rezidivierenden Infektionen an Haut, Mund, Lippen, Augen und Genitalien führen. HSV-1 gilt vor allem als Gesichts- und Mundschleimhaut-Stamm, der in Epithel­zellen und Fibroblasten wächst. Virushaltige Körperflüssigkeiten dringen in orale, anale oder genitale Schleimhaut, den Respirationstrakt oder die Blutbahn ein und übertragen dadurch die Krankheit. Wahrscheinlich tragen 90% der Erwachsenen das Virus in sich, das vor allem in den Trigeminus- oder Lumbosakral-Ganglien persistiert und bei einer Veränderung der Immunbalance des Körpers aktiviert wird.

Infektionsverlauf in zwei Phasen

Die primäre HSV-1-Infektion erfolgt meist asymptomatisch vor dem fünften Lebensjahr und heilt innerhalb von zehn bis neunzehn Tagen ab. Bei der Reaktivierung kommt es hauptsächlich zu Läsionen der Lippen und Mundschleimhaut. Effloreszenzen auf der Nase, den Ohren, den Genitalien oder im Bereich der Augen sind möglich. Die Prodromalerscheinungen Schmerzen, Brennen, Kribbeln, Juckreiz oder Taubheitsgefühl dauern oft nur wenige Stunden an. Schnell entwickelt sich in der viralen Phase ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Bläschen. Diese sind gefüllt mit hoch infektiöser Flüssigkeit und persistieren über wenige Tage. Sobald die Bläschen platzen, sinkt die gespannte Bläschendecke ein (Dell-Formation). Infektionen der entstehenden Erosionen sind möglich. Trocknet das Areal aus, bilden sich schmerzhafte Krusten. Die anschließende Wundheilungsphase ist nach acht bis zehn Tagen abgeschlossen. Für gewöhnlich ist der Verlauf von Rezidiven mit der Zeit weniger schwer und tritt immer seltener auf.

Fieber und Sonne als mögliche Provokationsfaktoren

„Fieberbläschen“ oder „Gletscherbrand“ sind umgangssprach­liche Bezeichnungen der HSV-1-Infektion und weisen auf mögliche Ursachen bei der Reaktivierung des Virus aus den Ganglien hin. Infektionen, Fieber, ein geschwächtes Immunsystem und die UV-Strahlung der Sonne fördern bei entsprechender Prädisposition die Entstehung der lästigen Bläschen. Häufige Herpes-labialis-Rezidive oder langwierige Verläufe, die nicht auf antivirale Medikamente ansprechen, deuten auf eine Immunschwäche hin, möglicherweise bedingt durch eine HIV-Infektion. In Phasen mit Hormon­umstellungen, wie während der Menstruation, Schwangerschaft oder den Wechseljahren, kämpfen Patientinnen häu­figer mit den aufblühenden Effloreszenzen. Traumata, Ekel und psychische Reize sind bekannte Provokationsfaktoren.

Komplikationen unter Herpes labialis

Immunsupprimierte Patienten und Neugeborene sind besonders gefährdet für einen schweren Verlauf bei Infektionen mit dem Herpes-Virus. Schwangeren mit einer HSV-Infektion kurz vor der Entbindung wird zu einem Kaiserschnitt und einer engmaschigen Kontrolle des Neugeborenen geraten, um Herpes neonatorum zu verhindern. Bei unbehandelten Neugeborenen ist das Risiko für einen schweren Verlauf mit Infektionen des zentralen Nervensystems, der Leber oder Lunge sehr hoch. Temperaturerhöhung, Lethargie, Hypo­tonie, Ateminsuffizienz, Apnoe und Krampfanfälle sind möglich. Schmerzhafte Schwellung der Mundschleimhaut mit Aphten, Schleimhautläsionen und regionale Lymphadenopathie (Gingivostomatitis herpetica) erschweren besonders bei Babys die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Fieber erhöht zusätzlich das Risiko für eine Dehydrati­sierung. Besonders bei HIV-positiven Patienten kann es zur Ösophagitis, Kolitis, perianalen Ulzera, Pneumonie, Enzephalitis und Meningitis kommen. Weitere schwere Komplikationen von HSV-1-Infektionen sind Keratokonjunktivitis mit Photophobie, Augentränen, Lidödemen und zum Teil auch Ulzerationen auf der Kornea.

Das Erythema exsudativum multiforme ist eine muko­kutane Hypersensitivitätsreaktion. Ein bis zwei Wochen nach der Herpes-simplex-Infektion kommt es zu kokardenartigen Effloreszenzen bevorzugt an Handrücken, Knie oder Fuß­rücken. Bakterielle Infektionen oder häufige Rezidive an derselben Stelle hinterlassen Narben im strapazierten Gewebe.

Therapieoptionen

Zur Vermeidung von Rezidiven werden Primärinfektionen behandelt. Die klinische Beurteilung ist das gängige Diagnose­verfahren beim Herpes labiales. Bei atypischen Läsionen, Schwangeren, schweren Infektionen oder immunkompromittierten Patienten wird der Befund durch Laborunter­suchungen bestätigt. Viruskulturen, Polymerase-Ketten­reaktion, direkte Immunfluoreszenz oder ein sero­logischer Test sichern die klinische Diagnose und schließen andere Erkrankungen wie Impetigo, habituelle Aphthen oder eine bakterielle Stomatitis aus.

Zur Behandlung werden Nucleosid-Analoga dermal und/oder oral als Virustatika verwendet, zum Beispiel Aciclovir oder Penciclovir. Sie verhindern die Vermehrung der Viren. In Zellen, die mit HSV infiziert sind, werden durch die virale Thymidin-Kinase die Nucleosid-Analoga in Monophosphate umgewandelt. Durch weitere Umwandlung mithilfe zellu­lärer Enzyme entstehen aktive Triphosphate, die die DNA-Polymerase der Viren hemmen und die Vermehrung durch Kettenabbruch stoppen. Im Rahmen der Selbstmedikation werden neben den Nucleosid-Analoga in Salben unterschied­liche Adstringenzien oder Phytotherapeutika eingesetzt.

Cremes so früh wie möglich auftragen

Beim Essen und Trinken bleiben topische Arzneiformen nicht ausreichend lang auf der infizierten Stelle, deshalb sollte ausreichend Abstand nach dem Auftragen einer Creme gehalten werden. Diese (s. Tabelle) müssen alle drei bis vier Stunden neu auf den infizierten Bereich oder die Läsionen aufgetragen werden. Aciclovir (z. B. Aciclovir Al Creme, Zovirax) und Penciclovir (z. B. Pencivir) sollten so früh wie möglich in der Prodromalphase oder beim Auftreten der ersten Läsionen aufgetragen werden. Aciclovir ist zur Behandlung von Infektionen mit Herpes-simplex-Virus Typ 1 und 2 selbst für Neugeborene und Kleinkinder geeignet. Antientzündliches Hydrocortison in Kombination mit Aciclovir soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen (z. B. Zovirax Duo). Zink wird ein antiviraler Effekt durch die Anlagerung von Zink-Ionen an die Mem­bran der Herpesviren zugeschrieben und als Salbe in der viralen und der heilenden Phase verwendet (z. B. Virudermin, Widmer Lipactin). Viele Patienten empfinden, dass sich die Häufigkeit und Schwere der einzelnen Schübe mit pflanz­lichen Salben günstig beeinflussen lassen. Schnitzler und Reichling berichten in ihrem Beitrag über die „Wirksamkeit von Pflanzenprodukten gegen Herpesinfektionen“, dass Melissen­öl, Teebaumöl und Pfefferminzöl in vitro antiherpetisch wirksam sind. Inhaltsstoffe aus dem Melissenblätter-Extrakt in Kosmetika (z. B. Lomaherpan®) sollen direkt mit den Viruspartikeln interagieren und so das Anhaften der Viren an den Zellen verhindern. Extrakte aus Sonnenhut zur Aktivierung der körpereigenen Abwehrkräfte, aus Echtem Salbei mit desinfizierender Wirkung, durch­blutungsfördernde Rosmarin-Extrakte, desinfizierendes Myrrhenharz und Wermutkraut-Extrakte werden im Kosmetikum Rephaderm® kombiniert und können bei Lippenherpes eingesetzt werden. Der patentierte Mikroalgen-Aktivstoff Spiralin® soll das Eindringen und Anhaften des Herpesvirus verhindern [Reich K 2021] und steht in der medizinischen Lippenpflege Ilon® Lippencreme HS im Akutfall und zum Schutz herpesanfälliger Lippen zur Verfügung.

Tab.: Beispiele für topische Präparate bei Lippenherpes
Wirkstoffe (Beispiele)
Dosierung
Hinweise (Angaben der Hersteller)
virustatisch wirkende Arzneimittel
Aciclovir 50 mg/g
(Acic Creme, Aciclovir Al Creme, Zovirax Creme)
fünfmal täglich alle vier Stunden auftragen
Behandlungsdauer: in der Regel vier Tage
  • keine Alterseinschränkung
  • spätestens nach zehn Tagen einen Arzt aufsuchen
Penciclovir 10 mg/g
(Pencivir Creme)
mindestens sechsmal täglich alle zwei Stunden dünn auftragen Behandlungsdauer: in der Regel vier Tage
  • keine Anwendung bei Kindern unter zwölf Jahren
Heparin-Natrium 175 IE/g Zinksulfat-Heptahydrat 5 mg/g
(Widmer Lipactin Gel)
drei- bis sechsmal täglich in dünner Schicht auftragen
  • nicht für Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem
  • nicht für Kinder unter sechs Jahren
Zinksulfat-Heptahydrat 10 mg/g
(Virudermin Gel)
bis zu viermal täglich eine kleine Menge möglichst bei den ersten Anzeichen dünn auftragen
  • keine Alterseinschränkung
Antiseptika
Povidon-Iod 100 mg/g
(Betaisodona Salbe, Polysept Salbe, PVP Jod Salbe Lichtenstein)
ein- bis mehrmals täglich auftragen
  • nicht für Säuglinge, es besteht das Risiko einer Hyperthyreose
  • keine Anwendung bei Funktionsstörung der Schilddrüse
  • Braunfärbung der Salbe zeigt Wirksamkeit an; bei Ent­färbung der Salbe sollte diese erneut aufgetragen werden
  • Abschwächung der Wirksamkeit bei silberhaltigen Wundauflagen
Clioquinol 5 mg/g
(Linola sept Creme)
zweimal täglich dünn auftragen
  • keine Anwendung auf der Bindehaut der Augen
  • bei Säuglingen und Kleinkindern nur nach Rücksprache mit dem Arzt anzuwenden
Kosmetika
Extrakt aus Melissenblätter
(Lomaherpan Creme)
zwei- bis viermal täglich auf die Lippen auftragen
  • ab drei Jahren
Spirulina-platensis-Extrakt (Spiralin®), Pflanzenöle (Ilon Lippencreme HS)
mindestens morgens und abends auftragen
  • Lichtschutzfaktor 10
  • Polysaccharide des Spiralin® legen eine Art Schutzfilm über die Zellen

Pflaster, Hitze oder Homöopathie

Semi-okklusive Hydrokolloid-Pflaster (Compeed® Herpesbläschen Patch) fördern nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung eine Reepithelialisierung und reduzieren die Krustenbildung. Das Abdecken der infizierten Stelle schützt vor Infektionen und die Stellen können mit Lippenstift überschminkt werden. Durch Mimik, Speichel, Speisen oder Getränke können sich die Pflasterränder lösen und Patienten erneuern das Patch vorzeitig. Bei jedem Austausch lösen sich gebildete Krusten. Diese Prozedur verursacht Schmerzen, kann aber auch gleichzeitig die Wundheilung fördern, wenn lose Krusten entfernt werden.

Herpesviren sind thermolabil. Der elektrische Lippenstift Herpotherm® heizt seine keramische Kontaktfläche auf circa 51 °C für eine Dauer von drei Sekunden auf und soll durch den lokalen Kontakt die Virenlast reduzieren. Laut Gebrauchsanweisung ist der Stift für Kinder ab dem siebten Lebensjahr, Schwangere, Allergiker und Epileptiker geeignet. Das Gerät sollte möglichst beim Auftreten der ersten Symptome angewendet werden und zwar stündlich, bis zu maximal fünfmal an der gleichen Hautstelle. Zwischen zwei Behandlungen muss mindestens zwei Minuten gewartet werden, und es dürfen nicht mehr als fünf Behandlungen pro Stunde erfolgen. Auf offenen Wunden oder verletzter Haut z. B. offenen Bläschen darf das Gerät nicht angewendet werden. Außerdem muss die Haut bei Anwendung trocken und darf nicht mit Cremes, Salben oder Lotionen bedeckt sein. Zur Vermeidung einer Virenübertragung sollte der elektrische Lippenstift immer nur von einer Person verwendet werden.

Herpesviren benötigen für die Replikation L-Arginin. Die Aminosäure L-Lysin fungiert als Gegenspieler von L-Arginin und ist in ver­schiedenen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, die unterstützend bei Lippenherpes eingesetzt werden können. Daneben kommen in den Präpa­raten Inhaltsstoffe wie Zink, Selen oder verschie­dene Vitamine (z. B. Vitamin C) vor, um das Immun­system zu unterstützen. Beispiele sind Lyranda (1 g Lysin pro Kautablette, drei Tabletten täglich bis zur vollständigen Abheilung) oder Lysivir (500 g pro Kapsel, dreimal zwei Kapseln). In der klassischen Homöopathie werden Rhus toxicodendron, Dulcamara, Natrium muriaticum und Herpes-Nosoden eingesetzt.

Allgemeine Verhaltensregeln

Die Bläschen sollten nicht berührt oder geöffnet werden. Der Körperkontakt sollte besonders mit Kindern, Schwangeren oder Stillenden vermieden werden. Das Stillen ist nur möglich, wenn sicher­gestellt wird, dass die Brust frei von Viren ist. Regelmäßiges Waschen oder Desinfizieren der Hände und das Abdecken der Läsionen mit einem Pflaster schützen vor einer Verbreitung der Viren. Kontaktlinsen-Träger sollten lieber eine Brille tragen, um keine Viren in die Augen zu übertragen. Zahnbürsten und Lippenstift sind Virenreservoire und sollten nach dem Abheilen ausgetauscht werden. Das Führen eines Tagebuchs macht individuelle Trigger-Faktoren transparent.

Antiseptika um weitere Infektion zu verhindern

Gingivostomatitis herpetica, eine schmerzhafte Entzündung der Gingiva und Mundschleimhaut, tritt besonders bei Erstinfektionen mit Herpes-simplex-Viren auf. Lokalanästhetika wie Benzocain oder viskoses Lidocain lindern die schmerzhaften Symptome. Allerdings lässt sich die Anwendung von Lidocain bei Kindern schwer umsetzen, denn es darf nicht geschluckt werden. Sind die Bläschen nicht innerhalb von acht Tagen abgeheilt oder kommt es zu starker Eiterbildung, dann ist ein Arztbesuch erforderlich. Antiseptika-haltige Cremes mit Clioquinol (Linola® sept Hautcreme) oder Povidon-Iod (z. B. Betaisodona® Salbe) sollen eine weitere Infektion der Erosionen verhindern. Sekundäre, bakterielle Infektionen zeigen sich durch gelblich verfärbtes Sekret in den Bläschen.

Nukleosid-Analoga zur systemischen Therapie

Bei schweren Infektionen werden Nukleosid-Analoga systemisch eingesetzt. Die orale Bioverfügbarkeit von Aciclovir liegt nur bei 10 bis 30%. Wegen der kurzen Halbwertszeit von circa drei Stunden müssen Tabletten häufig eingenommen werden. Falls mit einem schweren Krankheitsverlauf zu rechnen ist, wird Aciclovir intravenös verabreicht. Val­aciclovir als Valinester von Aciclovir und Famciclovir als Prodrug von Penciclovir sind im Vergleich zum Aciclovir besser bioverfügbar und weisen ein besseres Dosierungsschema auf. Während die Wirksamkeit von der lokalen Applikation bei den Gingivostomatitis herpetica Nukleosid-Analoga häufig hinterfragt wurde, ist die Wirksamkeit bei systemischer Anwendung unbestritten.

Plastische Chirurgen und Zahnärzte setzten Aciclovir-Tabletten zur Prophylaxe vor Gesichts- und Zahnoperationen off label ein. Zweimal täglich 200 mg oder 400 mg Aciclovir zwei Tage vor der Operation soll Läsionen am Behandlungstag verhindern. Valaciclovir einmal täglich oder Aciclovir fünf Tabletten pro Tag werden in der Lang­zeittherapie über ein bis zwei Jahre verordnet, um Rezidive zu verhindern. Starke Schmerzen werden systemisch mit Analgetika therapiert.

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Abb.: Pflaster oder Creme? Dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Heilungszeiten bei der Anwendung von filmbildendem Pflaster, semi-okklusivem Hydrokolloidpflaster oder einer Aciclovir-Creme gibt, konnte in einer Untersuchung gezeigt werden.

Fazit für das Beratungsgespräch

Die antivirale Wirkung und der Nutzen von Aciclovir wurden in mehreren Studien nachgewiesen. Der Wissenschaftler L. Trottet untersuchte mit Kollegen 139 Aciclovir-haltige Cremes und kam zu dem Ergebnis, dass die Wirksamkeit des Wirkstoffs Aciclovir von der Salbengrundlage abhängig ist. Ein Anteil von 40% Propylenglycol scheint die Penetration von Aciclovir in die Haut zu optimieren.

In einer weiteren Untersuchung wurde ein belgisches Medizinprodukt (Herpatch Serum, enthält Beta-Glucan, Polysaccharide aus roten Mikroalgen und Zinksulfat) als filmbildendes Pflaster mit den semi-okklusiven Hydrokolloidpflastern von Compeed® und Zovirax Creme (Aciclovir 50 mg/g) verglichen [Boes et al. 2020]. In dieser prospektiven, randomisierten, prüfungsblinden Studie wurden 180 Patienten mit rezidivierendem Herpes labialis in drei Gruppen aufgeteilt (Herpatch: n = 60, Compeed®: n = 60, Zovirax: n = 60) und innerhalb von 24 Stunden nach Ausbruch des Herpes labialis untersucht. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Heilungszeiten der verschiedenen Produkte. Der Mittelwert betrug 9,30 Tage (95%-KI: 8,75 bis 9,85) für Herpatch, 9,67 Tage (95%-KI: 9,11 bis 10,22) für Compeed®, und 9,80 Tage (95%-KI: 9,30 bis 10,30) für Zovirax. Silke Nolkemper und Kollegen untersuchten den antiviralen Effekt gegen das Herpes­-simplex-Virus mit wässrigen Extrakten aus Zitronen­melisse, Pfefferminze, Prunella, Rosmarin, Salbei und Thymian. Bei maximalen, nicht zytotoxischen Konzentrationen der Extrakte wurde die Plaquebildung bei HSV-1- und HSV-2-Viren um mehr als 90% reduziert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Extrakte das Virus vor der Adsorption beeinflussen, aber keine Auswirkung auf die intrazelluläre Virusreplikation haben. |

 

Literatur

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Information für Anwender Betaisodona Salbe. Gebrauchsinformation, Stand: Juli 2022

Information für Anwender Linola sept Antiseptische Hautcreme mit Clioquinol. Gebrauchsinformation, 01615400-0522

Information für Anwender Lipactin Gel. Gebrauchsinformation, Stand: Mai 2017

Information für Anwender Pencivir bei Lippenherpes 10 mg/g Creme. Gebrauchsinformation, Stand: Dezember 2021

Information für Anwender Virudermin Gel. Gebrauchsinformation, Stand: Juli 2018

Information für Anwender Zovirax Lippenherpescreme 5% Aciclovir. Gebrauchsinformation A 71-0, 62000000046290

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Lomaherpan®, Packungsbeilage InfectoPharm, Stand: Juni 2020

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Renz-Polster H, Krautzig S. Basislehrbuch Innere Medizin. 4. Auflage, Elsevier Urban & Fischer München und Jena 2008, S. 1213

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Autorin

Apothekerin Alexandra Hinsken studierte Pharmazie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seitdem arbeitet sie in öffentlichen Apotheken und als Autorin für die DAZ.

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