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Beratung

Autsch, es blutet!

Typische Verletzungen im Kindesalter optimal versorgen

Kinder sind aktiv und neugierig – und fallen schnell einmal hin. Meist ist der Schreck größer als der entstandene Schaden. Bei der Beratung zu kleinen Wunden im Kindesalter gibt es jedoch einige Besonderheiten zu beachten: von den anatomischen Unterschieden und der schnelleren Wundheilung über die Infektionsprävention bis hin zu geeigneten Wundauflagen und Schmerzlinderung bei blauen Flecken, Schürfwunden und Verbrennungen. | Von Clara Steinbrück

Die Wundheilung ist ein über mehrere Phasen verlaufender komplexer Prozess. Bei Kindern ist die Wundheilung in der Regel schneller und effektiver als bei Erwachsenen. Das liegt daran, dass Kinder eine höhere Stoffwechselrate haben und ihr Immunsystem schneller auf Verletzungen reagiert. Vorteile hat dies in allen Wundheilungsphasen:

  • Blutstillung und Exsudative Phase (Entzündungsphase, Tag 1 – 4): Nach einer Verletzung steht das Stillen des Blutflusses an erster Stelle. Das funktioniert mittels Thrombozytenaggregation, der Bildung von Fibrin und der Gerinnungskaskade, sodass sich ein schützender Schorf bildet. Gleichzeitig wandern Neutrophile und Makrophagen ein und lösen eine Entzündungsreaktion aus, um Bakterien abzutöten. Das Immunsystem von Kindern reagiert oft sehr effektiv auf Verletzungen, sodass sich Wunden bei Kindern seltener infizieren.
  • Proliferative Phase (Granulationsphase, Tag 2 – 16): Um die Wunde schnell wieder zu füllen, beginnt der Körper, neues Gewebe zu bilden. Dazu produzieren Fibroblasten Kollagen, das für die Festigkeit der Wunde wichtig ist. Bei Kindern funktioniert die Kollagenproduktion oft besser als bei Erwachsenen. Das führt zu einer schnelleren Bildung von neuem Gewebe und somit zu einer schnelleren Wundheilung.
  • Reparative Phase (Epithelialisierungsphase, Tag 5 – 25): In dieser letzten Phase wird das neu gebildete Gewebe umgestaltet und die Wunde allmählich kleiner. Durch die Umwandlung von Kollagen Typ III in Kollagen Typ I gewinnt die Wunde an Stabilität und Integrität. Auch diese Phase funktioniert bei Kindern besonders effektiv. Die Folge: Das Risiko, eine sichtbare Narbe zu entwickeln, ist bei Kindern deutlich geringer und auch das Gewebe kann sich besser regenerieren.

Allerdings haben Kinder auch eine empfindlichere und dünnere Haut als Erwachsene. Dadurch können Verletzungen schneller auftreten. Zusätzlich stürzen Kinder häufiger. Das liegt nicht nur daran, dass sie gerade erst dabei sind, ihre motorischen Fähigkeiten zu erlernen, wie das Gleichgewicht und die Koordination, sondern auch an einem anatomischen Grund: Kinder haben im Vergleich zu Erwach­senen eine andere Körperproportion, bei der das Gewicht des Kopfes ganze 25% ihres Körpergewichts ausmacht – bei Erwachsenen sind es nur 6%. Dadurch liegt der Schwerpunkt bei Kindern deutlich höher. Für Kinder ist es also schwieriger, das Gleichgewicht zu halten, mit der Folge, dass sie häufiger stürzen.

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Hingefallen, aufgeschürft Der Schreck ist bei Kindern meist schlimmer als die Verletzung – zum Glück!

Stürze: Wann zum Arzt?

Stürze gehören zu den häufigsten Unfällen bei Kindern und können zu Verletzungen führen, die von leichten Abschürfungen bis hin zu ernsthaften Kopfverletzungen reichen, vor allem, wenn Stürze aus der Höhe stattfinden. Schon bei einem Sturz aus einem halben Meter Höhe kann ein Neugeborenes schwere Verletzungen erleiden. Stürze ab 1,5 m Höhe gelten als Stürze aus großer Höhe. In solchen Fällen muss das Kind umgehend ärztlich vorgestellt werden. Außerdem dann, wenn ein Kind auf den Kopf stürzt und Symptome wie Schwindel, Bewusstseinsverlust oder Erbrechen hinzukommen. In solchen Fällen muss das Kind auf eine Gehirnerschütterung untersucht werden. Bei leichteren Stürzen sowie kleineren blauen Flecken kann die Apotheke weiterhelfen.

Blaue Flecken möglichst schnell kühlen

Blaue Flecken, auch als Hämatome bekannt, entstehen durch eine Ansammlung von Blut unter der Haut nach einem Stoß oder Schlag. Sie heilen normalerweise von selbst nach ein paar Tagen wieder ab – vor allem bei Kindern geht das schnell. Kurz nach dem Stoß tut es allerdings erst einmal sehr weh. Dagegen ist Kälte das beste Mittel. Sie führt dazu, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen und dadurch die Schwellung nicht weiter zunimmt. Die Kühlung sollte möglichst schnell und über mehrere Minuten erfolgen. Insbesondere bei Kleinkindern muss darauf geachtet werden, dass nur punktuell und feucht-kühl (nicht tiefkühlkalt) gekühlt wird, um den Kreislauf und den Temperaturhaushalt nicht zusätzlich zu belasten. Eissprays sind für Kinder ungeeignet, da Haut und Nervensystem deutlich empfindlicher sind und es zu schmerzhaften Erfrierungen kommen kann.

Im Anschluss können bei blauen Flecken zur Abheilung der Entzündung auch im Kindesalter Cremes verwendet werden, z. B. Weleda Arnika Gelee® mit Arnika-Extrakt oder Traumeel® S von Heel mit Urtinkturen u. a. von Arnika, Calendula, Zaubernuss, Echinacin und Kamille. Beide Präparate können für alle Altersgruppen empfohlen werden. Ab einem Alter von acht Jahren kommt auch z. B. Kytta® Schmerzsalbe von Wick Pharma mit Beinwell-Fluidextrakt infrage.

Klassische Schmerzgele mit den Wirkstoffen Ibuprofen und Diclofenac sind dagegen erst für Kinder bzw. Jugendliche ab 14 Jahren zugelassen.

Ihr Tipp für Eltern: Bewahren Sie eine Kalt-Warm-Kompresse in einer Plastikbox im Kühlschrank auf, sodass Sie bei einem Sturz zuhause ein Kühlpack parat haben. Für unterwegs eignen sich Sofort-Kühl-Kompressen zum Knicken (z. B. von Wepa oder Coolike-Regnery).

Blutige Wunden: Wie tief?

Bei Stürzen kommt es neben blauen Flecken auch häufig zu blutigen Wunden. Wenn ein Kind stark blutet, z. B. bei Platzwunden am Kopf, muss die Blutung schnell gestoppt werden. Im Rahmen der Erstversorgung sollte eine sterile Kompresse auf die Stelle gegeben werden und eventuell sogar ein Druckverband angelegt werden. Dazu kann eine ausgepackte Verbandrolle verwendet werden, die dann als ganze Rolle auf der Wunde platziert wird und mit einer zweiten Verbandrolle umwickelt und fixiert wird. In diesem Fall sollte unverzüglich ein (Not-)Arzt aufgesucht werden.

Dagegen können oberflächliche Wunden, wie Schürfwunden, auch im Kindesalter zuhause versorgt werden. Diese entstehen, wenn die oberste Hautschicht durch Reibung oder Abrasion abgetragen wird und gehen nicht in die Tiefe. Dennoch können Schürfwunden schmerzhaft sein und gerade bei Kindern schlecht heilen, wenn ständig am Schorf herumgezupft wird. So wird eine Schürfwunde behandelt:

Ihr Tipp für Eltern: Verwenden Sie bei leicht blutenden Wunden ein dunkles Tuch zum Säubern der Wunde. Darauf fällt die rote Farbe des Blutes nicht so sehr auf und erschreckt das Kind nicht zusätzlich.

Wundreinigung ist wichtig!

Eine gute Wundreinigung ist bei Kindern besonders wichtig, vor allem, wenn der Sturz auf dem Spielplatz passiert ist. Festkörper wie Sand und kleine Steinchen sollten umgehend entfernt werden. Dazu reicht es meist aus, die Wunde mit Wasser oder einer sterilen Kochsalzlösung auszuspülen. Bei hartnäckigerer Verunreinigung können Schmutzpartikel mit einer sterilen Kompresse oder Pinzette entfernt werden.

Eine Desinfektion ist bei kleinen, oberflächlichen Schürfwunden nicht zwingend nötig. Das Spülen mit Wasser oder Kochsalzlösung reicht meist aus, um Schmutzpartikel und Fremdkörper zu entfernen und so das Infektionsrisiko zu mindern. Außerdem reinigt sich die Wunde auch von selbst durch die Bildung von Wundsekret.

Bei tiefen Wunden, die möglicherweise mehr Schmutz und Keime enthalten, kann eine Desinfektion aber sinnvoll sein. Genauso wie bei Wunden, die mit schmutzigen Materialien, wie z. B. Erde oder Tierkot in Berührung ge­kommen sind. Von Herstellern auch für Kinder empfohlene Antiseptika sind z. B. solche mit Octenidin (Octenisept®), Povidon-Iod (z. B. Betaisodona®, verschiedene Generika), Polihexanid (z. B. Hansaplast Wundspray, MediGel® Antimikrobielle Wundreinigung), Chlorhexidin (z. B. Bepanthen® Antiseptische Wundcreme) oder Tyrothricin (Tyrosur®).

Wundheilungs-Präparate (eine Auswahl)


Wundgele

  • Medigel® (Medice)
  • BepanGel Wundgel® (Bayer)
  • Hansaplast Wundheilsalbe® (Baiersdorf)
  • Tyrosur CareExpert Wundgel® (Engelhard)


Hydrokolloidpflaster

  • DracoHydro® (Dr. Ausbüttel)
  • Suprasorb H® (Lohmann und Rauscher)
  • Hydrocoll® (Hartmann)
  • Compeed Blasenpflaster® (HRA Pharma)
  • Schürfwundenpflaster® (Cosmos)


Narbenpflege-Gele

  • Bepanthen Narben-Gel® (Bayer)
  • La Roche Posay Cicaplast Gel B5® (L’Oréal)
  • Avene Cicalfate+ Narbenpflege-Gel® (Pierre Fabre)

Wunden mögen es feucht

Sobald die Wunde aufgehört hat zu bluten, sollte sie nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung behandelt werden. Das kann mithilfe von Hydrokolloidpflastern oder feuchtem Wundgel erreicht werden (Produktbeispiele siehe Kasten „Wundheilungs-Präparate“). Beide helfen dabei, das natürliche Gleichgewicht in der Wunde aufrecht zu erhalten, indem sie die Feuchtigkeit regulieren, das Wundbett schützen und das Wachstum neuer Gewebestrukturen fördern. Für Kinder ist die Verwendung von feuchten Gelen sehr praktisch. Diese können angewendet werden, sobald die Wunde nicht mehr (oder kaum noch) blutet. Die Wundgele brennen nicht auf der Wunde und haben durch ihre spezielle Galenik (Hydrokolloidgele) einen feuchtigkeitsspendenden und angenehm kühlenden Effekt. Zum Schutz vor erneuter Verunreinigung, schmerzhaftem Reiben mit der Kleidung oder auch zum Schutz vor Herumkratzen an der Wunde kann ein Pflaster darüber geklebt werden (z. B. PiratoPlast® von Draco oder Hansaplast Sensitive Kids®). Die Wundgele sollten mehrfach täglich aufgetragen werden – dabei muss natürlich das Pflaster entfernt werden. Ein Pflasterwechsel ist für die Kinder jedoch sehr unangenehm oder sogar schmerzhaft, insbesondere, wenn die Wunde mit dem Pflaster verkleben sollte.

Ihr Tipp für Eltern: Ist die Wunde mit dem Pflaster verklebt, kann von der Seite sterile Kochsalzlösung auf den Spalt zwischen Pflaster und Haut getröpfelt werden. So löst sich die Verklebung und der Pflasterwechsel wird leichter. Ist der Kleber des Pflasters für die Kinderhaut zu stark, sodass das Abziehen an der gesunden Haut schmerzt, kann auf die Klebefläche ein ölgetränktes Wattepad gegeben werden und für wenige Minuten aufliegen. Dadurch löst sich der Kleber und das Abziehen geht leichter.

Hydrokolloidpflaster bestehen aus einem flexiblen, wasserdichten Material, das sowohl die Wunde gut mit Feuchtigkeit versorgt als auch eine gewisse Schmerzlinderung mit sich bringt. Die Wunde wird mit einer gepolsterten Schicht geschützt, sodass äußere Faktoren wie reibende Kleidung viel weniger gespürt werden. Außerdem entfällt der häufige Pflasterwechsel: idealerweise verbleiben Hydrokolloid­pflaster lange (bis zu sieben Tage) auf der Wunde. Damit sich beim Toben auf dem Spielplatz kein Dreck an den Rändern des Pflasters verfängt, empfiehlt es sich, das Pflaster mit einer selbstklebenden Binde (z. B. Peha-Haft®) zu schützen und diesen Verband täglich zu erneuern.

Je nach Größe, Tiefe und Art der Verletzung kann die Heilungsdauer variieren. Schürfwunden brauchen manchmal länger, weil die verletzte Fläche im Vergleich zu einer Schnittwunde recht groß ist. In der Regel heilen diese oberflächlichen Wunden jedoch narbenfrei ab. Zur Unterstützung können aber auch Narbengele z. B. mit Silikon im Kindesalter angewendet werden (Produktbeispiele siehe Kasten „Wundheilungs-Präparate“). Bei größeren, tieferen oder stark blutenden Wunden sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Wunde zu beurteilen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen wie z. B. das Nähen der Wunde oder das Anwenden von antibiotischen Salben bei infizierten Wunden.

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Albtraum für Eltern Wenn Kinder auf die heiße Herdplatte greifen, kann das böse Folgen haben.

Achtung, Verbrennungsgefahr

Neben Stürzen und blauen Flecken kommen auch Verletzungen wie Verbrennungen und Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten im Kindesalter häufig vor. Vor allem im Haushalt gibt es viele heiße Gefahrenquellen, z. B. Herd und Wasser­kocher. Aber auch weniger Heißes wie die Kaffeetasse oder das warme Wasser aus der Leitung kann reichen, um die empfindliche Kinderhaut zu schädigen. Jetzt im Sommer kommen noch weitere Gefahrenquellen hinzu: stehendes Wasser im Gartenschlauch kann sich in der Sonne extrem aufheizen und zur Verbrühung führen; Metallflächen auf Spielplätzen wie Rutschen oder Kletterstangen werden in der Sonne sehr heiß und können zu Kontaktverbrennungen an Po, Händen oder Füßen führen. Und bei Grillfeiern kann es zu starken Brandverletzungen bei Kindern kommen, wenn diese in Grillnähe spielen und gegen den heißen Grill stolpern oder wenn Grillanzünder verwendet werden, deren Stichflamme häufig Kinder trifft, da sie genau auf Augenhöhe der Kinder aufgeht.

Ihr Tipp für Eltern: Bei einem Unfall mit heißen Flüssigkeiten unbedingt die Windel überprüfen! Herabfließende Flüssigkeit kann sich hier sammeln und zu einer schmerzhaften Verbrühung im Intimbereich führen.

Sollte es zu einer Verbrennung kommen, ist rasches Handeln erforderlich. Es gilt:

  • Bei Verbrennung ab Handtellergröße des Kindes muss immer ein Notarzt alarmiert werden!
  • Bereits ab 8% verbrannter Haut (ein Arm) besteht bei Kindern Lebensgefahr, weil der Körper einen Flüssigkeits- und Wärmeverlust bis hin zu einem Volumenmangelschock erleiden kann.

Prävention von Unfällen im Kindesalter

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Die meisten Unfälle bei Kindern finden nicht auf dem Spielplatz oder beim Laufradfahren statt, sondern zuhause. Etwa 60% der Unfälle von Kindern passieren in der eigenen Wohnung oder im häus­lichen Umfeld.

Um Familien für die Gefahren im Alltag zu sensibilisieren, gibt es viel kostenlos zugängliches Material, das Sie in der Beratung mit Familien verwendet können. Bei der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ können Sie unter anderem den Flyer „Laufen. Springen. Klettern. Sicher geht das!“ bestellen, in dem zehn Tipps gegen Sturzunfälle sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen beschrieben sind.

Der Verein Paulinchen e. V. berät und begleitet Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase nach dem Unfall, leistet aber auch einen großen Beitrag bei der Prävention von (Brand-)Unfällen z. B. mit dem U2-Flyer „So schützen Sie Ihr Baby vor Verbrennungen und Verbrühungen“.

Zusätzlich können Sie Eltern empfehlen, Ihre Hausapotheke für Stürze im Kindesalter anzupassen. Folgende Dinge sollten nicht fehlen:

  • Ampullen mit steriler Kochsalzlösung
  • Wunddesinfektionsmittel
  • Sterile Kompresse
  • Wundgel
  • Hydrokolloidpflaster
  • Klassische (Kinder-)Pflaster
  • Mullbinden
  • Pinzette

Ihr Tipp für Eltern: Packen Sie diese Dinge in eine kleine Tasche, um auch unterwegs bei einem Sturz gut aus­gerüstet zu sein.

Es gibt auch fertig gepackte Sets wie z. B. die Dr. Till Kindernotfallbox-Tasche®, die zusätzlich einen Notfallratgeber enthält. Diese wurde als Erste-Hilfe-Set von der Universitätsklinik Bonn speziell für Kinder ent­wickelt. Mit einer guten Ausrüstung können kleine Wunden von Anfang an richtig versorgt werden und unkompliziert heilen, sodass die Kinder schnell wieder auf die Beine kommen.

Wenn ein Kind sich verbrannt oder verbrüht hat, sollte die Kleidung so schnell wie möglich entfernt werden – sofern sie nicht mit der Haut verklebt ist. Ansonsten wird die Kleidung einfach mitgekühlt, denn je länger heiße Kleidung an der Haut verbleibt, desto schlimmer wird die Hautschädigung.

Eine Brandwunde wird zuerst etwa 10 bis 15 Minuten mit Wasser gekühlt, bis der Schmerz nachlässt. Dazu soll kein kaltes, sondern handwarmes Wasser (etwa 20 °C) verwendet werden. Zu kaltes Wasser kann dazu führen, dass sich die Blutgefäße zu stark zusammenziehen, sodass der Heilungsprozess nicht optimal verlaufen kann und es hinterher zu mehr Schmerzen kommt. Außerdem kann sehr kaltes Wasser insbesondere bei Kindern zu einer Unterkühlung führen, denn Kindern fällt es wegen des ungünstigen Körpergewicht-Körperoberflächen-Verhältnisses schwerer, ihre Kerntemperatur zu halten. Zusätzlich unterbricht die verbrannte Haut die Wärmefunktion der Haut. Großflächige Verletzungen und Verbrennungen am Rumpf werden aus diesem Grund nicht gekühlt – auch nicht bei Erwachsenen.

Nach dem Kühlen einer kleineren Wunde sollte diese steril abgedeckt werden. Dafür eignen sich sterile ES-Kompressen oder verklebungsarme Kompressen wie Metalline® oder Solvaline N®. Säuglinge und Kleinkinder sollten bei jeder Art der Verbrennung ärztlich vorgestellt werden.

Impfstatus nicht vergessen!

Bei Stürzen und Wunden im Allgemeinen – also nicht nur bei Kindern – sollte auch der Impfstatus von Tetanus überprüft werden. Die Grundimmunisierung erfolgt in der Regel schon im Babyalter – mit 2, 4 und 11 Monaten. Die Impfung sollte im Vorschulalter mit 5 bis 6 Jahren, danach alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Bei Kindern bzw. Jugendlichen im Alter von 15 Jahren sollte demnach explizit an die anstehende Auffrischungs­impfung erinnert werden.

Haben sich ältere Kinder verbrannt und liegt nur eine sehr kleinflächige Verbrennung vor, kann diese zuhause versorgt werden. Leichte Verbrennungen beschränken sich auf die Oberhaut und führen dort zu Rötung, Schwellung und Schmerzen. Stärkere Verbrennungen gehen weiter in die Tiefe und gehen mit der Bildung einer Brandblase einher. Diese Brandblase, in der sich Lymphflüssigkeit sammelt, darf nicht aufgestochen werden, denn darunter bildet sich ein günstiges feuchtes Milieu, das die Wundheilung unterstützt.

Zusätzlich bildet die Blase einen natürlichen Schutz vor Verunreinigungen. Bei einer offenen Brandblase besteht eine höhere Infektionsgefahr. Durch Öffnung einer Brandblase würde die Wunde austrocknen und dadurch langsamer heilen.

Zusätzlich verursachen offene Blasen stärkere Schmerzen als geschlossene Brandblasen. Durch die fehlende Flüssigkeit fällt der „Stoßdämpfer“ über der Wunde weg. Jede kleinste Berührung verursacht dann Schmerzen direkt auf der verletzten Haut. Aber auch geschlos­sene Brandwunden schmerzen sehr. Gegen diesen Schmerz helfen Hydrokolloidpflaster bzw. Blasenpflaster, die extra dick sind und besonders gut vor externen Reizen schützen. Aber auch Wundgele zur feuchten Wundheilung (siehe Kasten) sowie speziell abkühlende Wundgele für Brandblasen können bei Kindern verwendet werden (z. B. Brand- und Wundgel® von Medice). |

 

Literatur

AWMF S1-Leitlinie Wunden und Wundbehandlung im Kindesalter Register-Nr. 006/129 überarbeitet 07/2021 https://register.awmf.org/assets/guidelines/006-129l_S1_Wunden_Wundbehandlung_2021-08.pdf

Bundesarbeitergemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder – Tipps für Eltern. Aktiv gegen Stürze! Laufen. Springen. Klettern. Sicher geht das! Sturzflyer Stand 11.07.2023 https://www.kindersicherheit.de/fileadmin/user_upload/Service/Bestellservice/Flyer/BAG_Sturzflyer_web.pdf

Bundesarbeitsgemeinschaft: Mehr Sicherheit für Kinder – Unfallstatistiken Stand 11.07.2023 https://www.kindersicherheit.de/fachinformationen/unfallstatistiken.html

Forschungszentrum für Kinderunfälle – Spielverderber Schwerkraft Sturzunfälle im Wohnbereich bei 0 bis 5-Jährigen Fokusreport 2019 Stand: 11.07.2023 https://grosse-schuetzen-kleine.at/wp-content/uploads/2020/03/Forschungszentrum-Sturzunf%C3%A4lle-bei-Kleinkindern-Fokusreport-2019-End.pdf?x42529

Paulinchen e. V.: Initiative für brandverletzte Kinder – Erste Hilfe für Notfälle Stand 11.07.2023 https://www.paulinchen.de/brandverletzung/erste-hilfe/

Robert Koch Institut: Impfkalender Stand 11.07.2023 https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.pdf

Stiftung Warentest: Medikamente für Kinder; ISBN: 978-7471-215-2

 

Autorin

Clara Steinbrück ist Apothekerin, zertifizierte Stillberaterin und Mutter von drei Kindern. Sie arbeitet in einer öffentlichen Apotheke in Freiburg, als Referentin und im Vorstand des Vereins Babyfreundliche Apotheke. Auf ihrem Blog www.beipackwissen.de schreibt sie Ratgeber und Bücher für junge Eltern rund um Kindergesundheit und kinderleichte Arzneimittelgabe.

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