Medizin

Nicht eindeutig männlich oder weiblich

Bei Intersexualität ist das Geschlecht schwer zu differenzieren

Zunächst die alles entscheidende Frage: Wie viele Geschlechter gibt es? Problematisch an dieser Frage ist, dass sie im Deutschen gar nicht eindeutig gestellt ist. Denn man muss grundsätzlich zwischen biologischem Geschlecht (Sex) und gesellschaftlichem Geschlecht (Gender) unterscheiden. Gender ist diskutierbar, so gibt es per Gesetz in Deutschland drei (männlich, weiblich, divers), auf Facebook sogar rund 60 Gender. Dagegen ist das biologische Geschlecht klar definiert. | Von Antje Jelinek 

Nicht eindeutig männlich oder weiblich

Die „Queer-Theorie“, die in unserer Gesellschaft immer mehr Anhänger und Fürsprecher findet, besagt, Geschlecht (Gender) sei ein rein soziales Konstrukt und das biologische Geschlecht (Sex) spiele keine Rolle. Diese These, die auf Judith Butler zurückgeht, sollte nur im gesellschaftlichen Kontext diskutiert werden, für medizinische Belange ist das biologische Geschlecht (Sex) entscheidend [1]. Für Mediziner und Pharmazeuten kann Gender dann relevant sein, wenn es um psychologische Fragestellungen und den Umgang mit Patienten geht. Da dies ein sehr weites Feld ist, bezieht sich der folgende Artikel überwiegend auf das biologische Geschlecht, das für die Gender-Medizin ausschlaggebend ist, die richtigerweise eigentlich „Sex-Medizin“ heißen müsste. Die beiden biologischen Geschlechter unterscheiden sich durch die biologisch angelegte Fähigkeit, zwei verschiedenartige Geschlechtszellen zu produzieren. Individuen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen produzieren die großen, weiblichen Geschlechtszellen (Eizellen) und Individuen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen kleine, männliche Geschlechtszellen (Spermazellen). Diese zwei unterschiedlichen Geschlechtszellen finden wir bei ausnahmslos allen Spezies in der Natur, die sich geschlechtlich fortpflanzen [2]. Während es bei Pilzen, Pflanzen und einigen tierischen Lebewesen verschiedene Varianten der Geschlechtsdetermination und bei Pflanzen sogar einen Generationswechsel mit vegetativer und sexueller Fortpflanzung geben kann, erfolgt bei Säugetieren die Determination der Geschlechtsentwicklung ausschließlich genetisch. Es gibt bei Säugetieren auch ausnahmslos zwei Individuen (männlich und weiblich), die physiologisch für die Produktion der dem Geschlecht entsprechenden Geschlechtszellen ausgestattet sind. Zwitter, die sich selbst befruchten, kommen beim Menschen nicht vor [6].