Prisma

99% weiblich

Schadstoffe und erhöhte Temperaturen feminisieren Meeresschildkröten

99% weiblich


Die grüne Meeresschildkröte(Chelonia mydas) lebt in tropischen und subtropischen Gewässern.

Foto: Athanassios/AdobeStock

us | Klimawandel und Umweltzerstörung gefährden vielerorts die Biodiversität. Weil Lebensräume zerstört sowie Schadstoffe in die Umwelt eingetragen werden und weil sich die Meere erwärmen, sind immer mehr Arten in Gefahr. Dazu gehört auch die grüne Meeresschildkröte, die in tropischen und subtropischen Gewässern auf der gesamten Erde leben kann. Lange galten ihr Fleisch und ihre Eier als Delikatesse, heute werden die Tiere vielerorts geschützt. Eiablagestellen an Sandstränden sind aber nicht nur durch Räuber bedroht, auch steigende Temperaturen setzen ihnen zu. Australische Marinebiologen haben fest­gestellt, dass sich das Verhältnis von Weibchen zu Männchen dramatisch verschiebt, je wärmer der Sand ist, in dem die Eier ausgebrütet werden. An manchen Stränden in der Gegend des Great Barrier Reef schlüpften in den letzten Jahren über 99% als Weibchen aus den Eiern. Dafür verantwortlich sind jedoch nicht allein steigende Temperaturen. Bei der Untersuchung der Lebern der Schildkröten aus insgesamt 16 Gelegen der Region stellten die Forscher fest, dass auch erhöhte Cadmium-Konzentrationen mit einer signifikanten Feminisierung der Gelege korrelierten. Von Frischwasserschildkröten ist bereits bekannt, dass Cadmium die Transkription von zwei Genen verändert, die bei der Geschlechtsbestimmung eine Rolle spielen. Es ist wahrscheinlich, dass auch andere Schadstoffe ähnliche Auswirkungen haben können. Unterstützt wurde die Untersuchung vom World Wide Fund For Nature (WWF) als Teil des Turtle Cooling Projects, bei dem Meeresbiologen versuchen, das Geschlechterverhältnis wieder in die natürliche Richtung zu verschieben, indem sie Gelege während der geschlechterbestimmenden Phase mit Wasser kühlen. |

Literatur
Barraza AD et al. Exploring contaminants as a disruptor of temperature-dependent sex determination in sea turtle hatchlings. Front. Mar. Sci. 2023, doi:10.3389/fmars.2023.1238837

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