DAZ aktuell

TK kooperiert mit Teleclinic

DocMorris-Tochter beteuert Unabhängigkeit von Versandapotheke / AKNR bleibt skeptisch

ks | Ab 1. Dezember 2024 wird der Münchener Telemedizinanbieter Teleclinic das ÄrzteZentrum der Techniker Krankenkasse (TK) betreiben. Damit wird er unter anderem ärztliche Beratungen und die Fernbehandlung in der TK-Doc App anbieten. Beide Seiten versichern: Daten würden nicht an die Teleclinic-Mutter, die DocMorris AG, über­mittelt. Auch Interessenkonflikte sieht man keine.

TK kooperiert mit Teleclinic

„Welt.de“ berichtete am Sonntag über die neue Kooperation, die von beiden Seiten nicht öffentlich kommuniziert wurde. In der Apothekenwelt ließ sie alle Alarmglocken schrillen. Schließlich ist Teleclinic seit gut vier Jahren in den Händen des Schweizer Unternehmens DocMorris. Diese Über­nahme bewegte seinerzeit auch den Deutschen Apotheker Verlag, eine Zusammenarbeit von apotheken.de mit Teleclinic mit sofortiger Wirkung zu beenden – eine Kündigung, die auch vor Gericht Bestand hatte.

Die TK hat Teleclinic ab Dezember mit dem Betrieb ihres Fernarzt-Angebots beauftragt.

Foto: IMAGO/MiS

Wie kam es zur Zusammenarbeit von TK und Teleclinic? Bislang war die IFE Gesundheits GmbH für das TK-ÄrzteZentrum zuständig – doch deren Vertrag läuft Ende November aus, wie die TK gegenüber der DAZ bestätigte. Daher habe man die Leistung neu ausgeschrieben – so wie es eine bundesunmittelbare Körperschaft des öffentlichen Rechts tun muss. Die TK erklärt, wie es zur Bezuschlagung der Teleclinic kam: „Im Verfahren nach EU-Vergaberecht wurden allen Wettbewerbern dieselben Anforderungen an Leistung, Qualität und Wirtschaftlichkeit gestellt. Die Bewertung der Angebote richtete sich nach einem für alle Mitbietenden identischen Bewertungskatalog. Die TeleClinic GmbH hat die geforderten Kriterien qualitativ und wirtschaftlich besser erfüllt und deshalb den Zuschlag erhalten.“

TK setzt auf Zusicherung

Weiterhin erklärte die TK, dass die Teleclinic ihr vertraglich zugesichert habe, unabhängig von ihrer Mutter­gesellschaft zu agieren. „Sie ist vertraglich verpflichtet, alles zu unterlassen, was den Eindruck erwecken könnte, sie werde bei der Erbringung ihrer Leistungen durch die pharmazeutische Industrie oder einzelne Unternehmen der pharmazeutischen Industrie beeinflusst“, so die Kasse. Es gebe keinen Grund zur Annahme, dass es zu Interessenskonflikten kommen sollte. Teleclinic speichere alle personenbezogenen Daten in verschlüsselter Form auf Servern, die sich in Deutschland befinden – entsprechend den vertraglichen Vorgaben der TK. Auch seitens der Teleclinic heißt es, man biete sämtliche Services „eigenständig und insbesondere unabhängig von der DocMorris AG an“. Datenschutzrechtlich sei alles sauber: Daten deutscher Versicherter würden nicht an die DocMorris AG bzw. in die Schweiz übermittelt. Die Ausstellung eines Rezeptes liege grundsätzlich im Ermessen des behandelnden niedergelassenen Arztes oder der behandelnden niedergelassenen Ärztin. Und diese seien nicht bei Teleclinic angestellt, so das Unternehmen.

Im „Welt“-Artikel kommt auch die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) zu Wort. Sie bezeichnet die Kooperation als „äußerst bedenklich“. Sie beobachte „mit einiger Sorge“, „dass Telemedizin-Anbieter und ausländische Versender von Arzneimitteln von der Eigentümerstruktur her de facto dieselbe Mutter haben“. Damit werde die Trennung zwischen Arzt und Apotheke gefährdet. Hinter den Aussagen steckt Rechts­anwalt Morton Douglas, der mit der AKNR zahlreiche Prozesse gegen DocMorris – und auch gegen Teleclinic – führte. Er traut den Beteuerungen der neuen Partner nicht: „Der Rechtsbruch ist Teil der DNA von DocMorris“, erklärt er im Namen der AKNR. Es muss sich nun zeigen, wie die TK ihre neue Zusammenarbeit mit Teleclinic aus­gestaltet. Klar ist: Sie wird seitens der Apotheken scharf beobachtet. |

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