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Wirkstoffforschung
Glycyrrhizin gegen Infektionen nach Verbrennungen
Das Saponin Glycyrrhizin aus der Wurzel der Süßholzpflanze ist offensichtlich gegen Infektionen wirksam, die durch Pseudomonas aeruginosa hervorgerufen werden. Im Tierversuch konnten
Die Süßholzpflanze (Glycyrrhiza glabra L.), auch Lakritze genannt, ist im Mittelmeerraum und in Asien beheimatet. Ihre Wurzel, die Droge Radix liquiritiae glabrae, fand bereits im Altertum wegen ihrer expektorierenden, antiphlogistischen und spasmolytischen Wirkung Verwendung als Hustenmittel. Als Inhaltsstoffe wurden neben Flavonoiden, Cumarinen und Polysacchariden zahlreiche Saponine identifiziert. Das Saponin Glycyrrhizin, das Na- bzw. Ca-Salz der Glycyrrhizinsäure, verleiht der Lakritze ihren Geschmack. Bereits früher wurde für Süßholzextrakte eine antibakterielle und antimykotische Wirkung nachgewiesen. Die antivirale Wirkung von Glycyrrhizin selbst ist in den letzten Jahren häufig Gegenstand verschiedener Untersuchungen gewesen; so wurde eine in vivo-Wirksamkeit gegen das HIV-1, das Hepatitis C-Virus und auch Coronaviren nachgewiesen. In Japan wird das Saponin zur Therapie von Hepatitis B eingesetzt.
In der jetzt durchgeführten Studie wurde die Wirkung von Glycyrrhizin auf drei Gruppen von Mäusen verglichen: gesunde Mäuse, eine Gruppe von Mäusen mit unbehandelten Verbrennungen und eine mit Verbrennungen, die anschließend mit Glycyrrhizin behandelt wurde. Auf der Haut der gesunden Mäuse konnten die Forscher antimikrobiell wirksame Peptide nachweisen, die eine Infektion mit Krankheitserregern verhindern können. Dieser Schutzschild fehlte jedoch bei den Mäusen mit Verbrennungen. Bei dieser Gruppe fanden die Wissenschaftler hingegen bestimmte Knochenmarkszellen - unreife Myeloidzellen -, die die Bildung der antimikrobiell wirksamen Peptide unterdrücken. Als wirksame Faktoren konnten sie die Zytokine CCL2 und IL-10 identifizieren. Die Haut der Mäuse, die nach der Verbrennung mit Glycyrrhizin behandelt wurden, ähnelte überraschenderweise der der gesunden Mäuse; ihre Haut besaß ebenfalls antimikrobielle Peptide und auch keine unreifen Myeloidzellen. Darüber hinaus produzierten die Myeloidzellen die Botenstoffe CCL2 und IL-10 nicht, wenn sie zuvor mit Glycyrrhizin behandelt worden waren. Auch trat keine Sepsis, hervorgerufen am Ort der Verbrennung durch eine Infektion mit Pseudomonas aeruginosa, auf.
Die Wissenschaftler wollen in weiteren Studien untersuchen, ob Glycyrrhizin tatsächlich die Zahl lebensgefährlicher Infektionen bei Brandopfern verringern kann. Solche Infektionen werden häufig durch Ps. aeruginosa ausgelöst, ein opportunistischer Keim, der mittlerweile zu den häufigsten Erregern nosokomialer Infektionen zählt und gegen verschiedene Antibiotika resistent sein kann. Auch soll geprüft werden, ob die Substanz aus der Süßholzwurzel auch bei Mukoviszidose-Patienten zum Einsatz kommen könnte. Die von dieser genetisch bedingten Stoffwechselkrankheit Betroffenen sterben häufig an einer Lungenentzündung, die ebenfalls durch Pseudomonaden verursacht wird.
Quelle: Yoshida, T.; et al.: J Leukoc Biol 2010; 87(1): 35-41.
22.01.2010, 06:52 Uhr