G7-Gipfel in Berlin

Gesucht: Die globale Gesundheitsstrategie

Berlin/Stuttgart - 08.10.2015, 10:05 Uhr

Steht in der Pflicht: Gesundheitsminister Gröhe (Foto: Bundesregierung / Steffen Kugler)

Steht in der Pflicht: Gesundheitsminister Gröhe (Foto: Bundesregierung / Steffen Kugler)


Die G7-Gesundheitsminister tagen in Berlin, Ziel sollen laut Hermann Gröhe (CDU)Strategien im Kampf gegen Epidemien und Antibiotika-Resistenzen sein. Gesundheitsexperten befürchten, dass aus dem Treffen wenig Konkretes folgt.

Die G7-Gesundheitsminister beraten von Donnerstagmittag an über die Gesundheitsprobleme in der Welt – wie die Gefahren durch weiter zunehmende Antibiotika-Resistenzen. Bereits auf dem G7-Gipfel im Juni im bayerischen Elmau war dieses Problem Thema.

In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die Staats- und Regierungschefs, dagegen vorgehen und den globalen Aktionsplan der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützen zu wollen. Insofern ist das Treffen jetzt in Berlin, an dem auch WHO-Generaldirektorin Margaret Chan teilnehmen wird, die Fortsetzung der Beratungen auf Ressortchefebene.

Tagung hinter verschlossenen Türen

Neben dem Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen in der Humanmedizin und in der Tiermast sollen die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika und alternativer Therapiemethoden vorangetrieben werden. Von den 20 größten Pharmakonzernen, die in den Neunzigerjahren in der Antibiotika-Forschung aktiv waren, sind dem Vernehmen nach 2014 nur noch vier in diesem Bereich tätig.

Am Freitag wollen sich die G7-Minister dann mit dem Thema Ebola befassen. Gesundheitsminister Gröhe betonte, dass man sich jetzt schon auf künftige Krisen vorbereiten müsse, unter anderem durch Stärkung der Gesundheitssysteme vor Ort und der internationalen Institutionen. Die WHO müsse als Wächter der globalen Gesundheit reformiert werden. Der WHO wurde unter anderem vorgehalten, viel zu spät auf die jüngste Ebola-Krise in Westafrika reagiert zu haben.

„Nur mit gemeinsamen internationalen Anstrengungen werden wir die Menschen auch in Deutschland wirksam vor multiresistenten Keimen und grenzüberschreitenden Epidemien schützen können", sagte Gröhe am Donnerstag. „Wir brauchen jetzt ein starkes Zeichen für eine globale Gesundheitspolitik.“ Gesundheit müsse mehr denn je global gedacht werden.

Klare Zusagen nötig

Gesundheitsexperten befürchten, dass zu wenig Konkretes aus dem Gipfel in Berlin erfolgen wird. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ etwa kritisiert, das neben dem Treffen der Gesundheitsminister auch die G7-Wirtschaftsminister in Berlin tagen – allerdings treffen sich beide Gruppen getrennt voneinander an unterschiedlichen Orten der Hauptstadt  – und hinter verschlossenen Türen. Der wichtige und dringende direkte Austausch, wie Forschungsprojekte finanziert werden können, falle da schwer.

„Millionen Patienten leiden an Krankheiten, die sträflich vernachlässigt werden, wie beispielsweise Tuberkulose oder Schlafkrankheit“, sagte Philipp Frisch von der Medikamentenkampagne von „Ärzte ohne Grenzen“. Die Menschen bräuchten klare Zusagen der G7-Staaten für ausreichend große Behandlungsprogramme, deutlich mehr Forschungsförderung und eine bessere internationale Reaktion auf Gesundheitskrisen. Der Gipfel in Berlin könnte dafür ein entscheidender Moment sein.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche kritisierte, die Weltgemeinschaft sei weiterhin nicht in der Lage, Menschen besser vor Infektionskrankheiten und Antibiotika-Resistenzen zu schützen. Sie müsse sich endlich auf verbindliche Maßnahmen und abgestimmtes Handeln einigen. „Die Bundesregierung steht nun in der Bringschuld.“


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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