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Beschleunigtes Prüfverfahren
Pradaxa-Antidot ist zugelassen
Die europäische Kommission hat Idarucizumab (Praxbind) zur raschen und spezifischen Aufhebung der Dabigatran-induzierten Gerinnungshemmung zugelassen. Damit wird Dabigatran (Pradaxa) das erste der neuen oralen Antikoagulanzien sein, für das ein spezifisches Antidot verfügbar ist.
Der spezifische monoklonale Dabigatran-Antikörper Idarucizumab hat in einem beschleunigten Prüfverfahren die Zulassung für Europa erhalten. Das hat der Hersteller Boehringer Ingelheim in einer Presseinformation bekannt gegeben. Das vollständig humanisierte Antikörper-Fragment kann die Wirkung von Dabigatran innerhalb kurzer Zeit aufheben. Indiziert ist die Substanz bei Patienten mit einer unstillbaren Blutung unter Dabigatran, sowie Patienten, die sich einer unaufschiebbaren Operation unterziehen müssen, für die eine normale Haemostase notwendig ist und die Zeit nicht reicht, Dabigatran abzusetzen. Praxbind® soll voraussichtlich ab dem 18. Januar 2016 an Kliniken in Deutschland ausgeliefert werden. Boehringer plant, das Präparat in allen EU-Ländern auf den Markt zu bringen, in denen auch Dabigatran zugelassen ist.
Das Fehlen eines spezifischen Antidots ist laut Ärztezeitung neben fehlenden Tests zum Blutgerinnungsmonitoring ein Grund, warum viele Ärzte die neuen oralen Antikoagulanzien zurückhaltend verordnen. Bislang ist die Gabe von Gerinnungsfaktoren die einzige Möglichkeit, die Wirkung dieser Substanzen aufzuheben. Dabigatran wird das erste der neuen oralen Antikoagulanzien sein, für das ein spezifisches Antidot auf dem Markt ist.
Weitere Antidote lassen auf sich warten
Laut Boehringer wird es noch etwa zwei Jahre dauern bis für die anderen Substanzen, die Faktor-Xa-Inhibitoren Apixaban (Eliquis®), Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®), ein entsprechendes Präparat verfügbar ist. Ergebnisse einer ersten klinischen Studie wurden vor kurzem im New England Journal of Medicine (2015; doi: 10.1056/NEJMoa1510991) publiziert. Demnach soll die getestete Substanz, Andexanet alfa, in der Lage sein, die Wirkung von Apixaban und Rivaroxaban (Edoxaban wurde nicht getestet) innerhalb von wenigen Minuten aufzuheben. Bei Andexanet alfa handelt es im Gegensatz zu Idarucizumab nicht um einen Antikörper sondern um einen modifizierten Faktor Xa, der Faktor Xa-Inhibitoren mit höherer Affinität binden kann als der natürliche Ligand, selbst aber keinen Einfluss auf die Gerinnung hat. Vom Hersteller wird die Substanz als „decoy“, als Köder bezeichnet. Die derzeit laufende ANNEXA 4-Studie wird zeigen, ob Andexanet alfa tatsächlich relevante klinische Blutungen stoppen kann.
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