Glyphosat-Umfrage des BfR

Was macht das Gift im Bier?

Stuttgart - 02.03.2016, 17:25 Uhr

Wie ist das Risiko durch Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat? Es wird schnell dramatisch über- und unterschätzt. (Foto: Love the wind / AdobeStock)

Wie ist das Risiko durch Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat? Es wird schnell dramatisch über- und unterschätzt. (Foto: Love the wind / AdobeStock)


Berichte über gesundheitsgefährdende Substanzen machen schnell Schlagzeilen. Laut einer Umfrage des BfR glauben viele Bürger, dass Pflanzenschutzmittel in Lebensmitteln generell verboten seien. Dabei übersehen sie die Gefahren anderer Inhaltsstoffe – wie die des Alkohols. 

Große Aufregung erzeugte am vergangenen Donnerstag die Meldung des Umweltvereins München, die bei Bier-Analysen Spuren von Glyphosat gefunden hatten. Wurde das Reinheitsgebot verletzt? Lauf einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist die Fehlannahme nach wie vor weit verbreitet, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln seien in Lebensmitteln generell nicht erlaubt. Bei Nahrungsmitteln dominiere schnell Sorge und Angst. Die Information, dass der Glyphosat-Gehalt für einen Verbraucher erst gesundheitlich bedenklich würde, wenn dieser 1.000 Liter Bier täglich trinken würde, konnte nicht zur Beruhigung beitragen.

Bei einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage unter 1.000 Personen nahmen fast die Hälfte der Befragten an, dass Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln insgesamt abnehme. Dafür würden Pflanzenschutzmittel und die Industrialisierung der Landwirtschaft verantwortlich gemacht, so das BfR. „Besonders beunruhigt haben ein Drittel der Befragten Pressemeldungen über Nachweise des Pflanzenschutzmittelwirkstoffs Glyphosat in der Muttermilch und im Urin“, berichtet Institutspräsident Andreas Hensel. 

Umstrittene Untersuchungen

Bei einer im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion durchgeführten Studie war das Mittel in Muttermilch gefunden worden, doch gab es Zweifel am Test, so dass das BfR eigene Analysen durchführte. Nach der jüngsten Untersuchung sei kein Glyphosat in Muttermilch nachweisbar, so das Institut.

Im Urin wurde es jedoch in geringen Mengen gefunden – was erwartbar sei, da es bis zum erlaubten Höchstgehalt in Lebensmitteln zulässig ist und daher auch aufgenommen wird, sagt Hensel. Auch die Funde von geringsten Spuren Glyphosat im Bier haben ihn nicht überrascht.

Leider können die Medien kaum die nötige Aufklärungsarbeit leisten: Zwar dienten sie rund 70 Prozent der Befragten in den vergangenen zwei Jahren als Informationsquelle zu dem Thema, doch nur knapp die Hälfte erinnerte sich spontan daran, welche Themenfelder in den Beiträgen angesprochen wurden. Lediglich 9 Prozent erinnern sich konkret an Beiträge, die ein Risiko für die Gesundheit zum Thema hatten.

Abwägung von Nutzen & Risiko

Zwei Drittel gaben auf Nachfrage an, dass aus ihrer Sicht die Risiken von Pflanzenschutzmitteln den Nutzen überwiegen – daher will der Großteil auch Lebensmittel vermeiden, in denen sie Pflanzenschutzmittel vermuten. „Rückstände von zugelassenen Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in Lebensmitteln sind jedoch bis zum erlaubten Rückstandshöchstgehalt zulässig und gesundheitlich unbedenklich“, so das BfR. 

Gefahren durch Alkohol wird unterschätzt

Während die Glyphosat-Gefahren laut den Daten des BfR also deutlich überschätzt werden, wird ein anderes Risiko oft verharmlost: Der auch nach Reinheitsgebot zulässige Alkohol. Regelmäßiger Alkoholkonsum berge deutlich mehr Gesundheitsrisiken als allgemein angenommen, betonten die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und die Ärztekammer Nordrhein am Mittwoch. Es brauche einen kritischeren Umgang mit dem Thema Alkohol und ein stärkeres Problembewusstsein, so Ärztekammer-Präsident Rudolf Henke.

Das führe auch dazu, dass von den 1,8 Millionen Alkoholabhängigen nur rund 16 Prozent in Behandlung seien. Während die WHO – anders als das BfR – Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend einstuft, ist bei Alkohol klar: Langfristiger Missbrauch kann Krebs auslösen.


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